Die Sonderausstellung im Global Heritage Lab der Uni Bonn unter dem Titel „Widerstand bekleiden. Mode und das Erbe von Missionierung“ geht der Frage nach, wie christliche Missionierung Mode in Afrika, Lateinamerika und der Karibik beeinflusst hat. Christliche Missionare aus Europa haben ihre Religion nicht allein über Texte und Gebete oktroyiert. Auch Kleidung war Instrument der Missionstätigkeit. Tradierte Kleidungsstücke sollten abgelegt werden und der neue Glaube sollte buchstäblich am eigenen Körper sichtbar in die Welt getragen werden, im Alltag und auch zu besonderen Anlässen.
Die Ausstellung zeigt dazu neben anderen Objekten von Künstlern aus Afrika, Lateinamerika und der Karibik das Kostüm „Baby Doll“ aus Trinidad-Tobago. Ein solches Kostüm wird traditionell von Männern zum Karneval in Trinidad getragen; die Männer spielen auf diese Weise mit den Themen Mutterschaft und Weiblichkeit. Die Künstlerin Amanda T. McIntyre hat sich diesem Karnevalskostüm angenommen. Ihr Film in der Ausstellung zeigt die Kunstfigur Ma Dolly Brigitta mit einem aufwändig gearbeiteten Kostüm aus Spitze auf einem christlichen Friedhof: dem Morbiden wird das Vitale entgegen gestellt. Das Werk zeigt den kritischen Umgang der Künstlerin mit dem Erbe von Missionierung und Sklaverei heute. Andere Werke spiegeln die Verdrängung der ursprünglichen Kultur oder die Vermischung mit christlichen Einflüssen, beispielsweise in afro-brasilianischen Schmuck wider. Dieser Schmuck war Ausdruck des Glaubens Candomblé, in dem westafrikanische Gottheiten und katholische Heilige verehrt werden. Versklavte Frauen nutzten ihn auch um sich und andere freizukaufen.
Der Ausstellung ging eine internationale Tagung am Global Heritage Lab hervor, die von Forscherinnen der Universität Bonn und der University of Namibia organisiert wurde. Beiträge diese Tagung sind in der Ausstellung an Audio- und Filmstationen zu hören. Erwachsene und Kinder können außerdem an einem großen Webrahmen der peruanisch-deutschen Künstlerin Sofía Magdits Espinoza selbst zu einem Kunstwerk beitragen und dazu selber weben oder auch die Fertigung namibischer Puppen erlernen. Die Dimensionen Körper, Mode und Identität werden damit über den Ausstellungsbesuch selbst sinnlich erlebbar; der Zugang zu textbasierten Quellen der Forschung ändert sich damit.
Im Zuge der Verlängerung der Ausstellung bietet das Global Heritage Lab eine Reihe von begleitenden Veranstaltungen in deutscher oder englischer Sprache an.