19. April 2012

Doppelter Brain gain für die Universität Bonn Doppelter Brain gain für die Universität Bonn

Gleich zwei hochkarätige Humboldt-Professuren gehen an die Bonner Alma mater

An die Universität Bonn gehen gleich zwei hochkarätige Humboldt-Professuren auf einmal. Die Alexander von Humboldt-Stiftung hat nun der Bonner Alma mater den Zuschlag gegeben, mit dem Physiker Prof. Dr. Michael Köhl (Großbritannien) und dem Philosophen Prof. Dr. Michael Neil Forster (USA) Berufungsverhandlungen aufzunehmen. Die mit jeweils bis zu fünf Millionen Euro dotierte Humboldt-Professur ist der höchstdotierte internationale Preis für Forschung in Deutschland. Mit ihm werden renommierte Wissenschaftler im Ausland gewonnen, langfristig an deutschen Hochschulen zu forschen.

Der Physiker Prof. Dr. Michael Köhl (36),
Der Physiker Prof. Dr. Michael Köhl (36), - bisher an der University of Cambridge in Großbritannien, wurde von der Universität Bonn für eine Humboldt-Professur nominiert. © Foto: privat/Uni Bonn
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Prof. Dr. Michael Köhl soll die experimentelle Physik stärken

„Mit der Nominierung von Herrn Prof. Michael Köhl für eine Humboldt-Professur soll die experimentelle physikalische Forschung an der Schnittstelle von Quantenoptik und Kondensierter Materie gestärkt werden“, sagt Prof. Dr. Dieter Meschede vom Institut für Angewandte Physik der Universität Bonn. Mit der Humboldt-Professur soll ein Bindeglied von der Quantenoptik zur Kondensierten Materie geschaffen werden. Hierbei wird angestrebt, eine direkte Kopplung einzelner Atome oder Ionen an Festkörpersysteme mit Hilfe einzelner Photonen zu erforschen. Dies würde die direkte Übertragung von Quanteninformation ermöglichen und etwa der Informationstechnologie einen großen Schub verleihen. Damit kehrt ein Thema in die Bonner Physik zurück, für dessen Anstoß Wolfgang Paul 1989 mit dem Nobelpreis ausgezeichnet wurde.

Der Physiker Prof. Dr. Michael Köhl ist Lehrstuhlinhaber an der Universität Cambridge (Großbritannien). Der 36-Jährige wurde in Marburg/Lahn geboren und studierte Physik in Heidelberg, am Massachusetts Institute of Technology (USA) und in Frankfurt/Main. Er promovierte an der Ludwig-Maximilians-Universität München. Seine Habilitation erfolgte an der ETH Zürich. Danach ging er an die Universität Cambridge (Großbritannien). Prof. Köhl wurde mehrfach ausgezeichnet.

Prof. Dr. Michael Forster ist einer der renommiertesten Philosophen

Neben der Physik wurde auch die Philosophie an der Universität Bonn für eine Humboldt-Professur nominiert. Prof. Dr. Michael Forster ist einer der international renommiertesten Philosophen, die sich intensiv mit der Frage beschäftigt haben, wie sich Sprache, Verstehen und die Erkenntnis der Wirklichkeit zueinander verhalten. „Mit der Einwerbung der Humboldt-Professur setzt die Bonner Philosophie das Programm ihres `Internationalen Zentrums für Philosophie´ um“, sagt Prof. Dr. Markus Gabriel vom Institut für Philosophie der Universität Bonn, der das Zentrum seit 2012 leitet. Dieses setzt sich zur Aufgabe, eine globale Philosophie zu entwickeln, die den großen Einsichten der klassischen deutschen Philosophie bis in die Gegenwart Rechnung trägt und sich mit diesem Hintergrund in den globalen Diskurs einbringt. Dabei habe Prof. Forster eindrucksvoll gezeigt, dass der Gegensatz von europäischer Tradition und anglo-amerikanischer analytischer Philosophie nicht mehr tragbar ist, so Prof. Gabriel. Die Bonner Philosophie wolle beide Richtungen miteinander verbinden. „Durch die Berufung Michael Forsters schließt die Bonner Philosophie international sichtbar zur Weltspitze auf.“ Er soll in Bonn eine große internationale Forschungsgruppe zum Thema „Wir und die Anderen“ aufbauen. Sie soll untersuchen, unter welchen Bedingungen eine globale Verständigung der verschiedenen Traditionen der Philosophie stattfinden kann.

Michael Neil Forster ist seit 1985 Philosophie-Professor an der University of Chicago (USA). Der 54-Jährige war Gastwissenschaftler an der Princeton University und an der University of Michigan in Ann Arbor. Er wuchs in England auf und studierte an den Universitäten Oxford, Heidelberg und in Princeton (USA). Er wurde mehrfach mit Preisen ausgezeichnet.

Universität Bonn bei Humboldt-Professuren führend

Die Universität hatte bereits im Jahr 2008 mit dem renommierten Astrophysiker Norbert Langer eine Humboldt-Professur nach Bonn geholt. In der aktuellen Nominierungsrunde gingen zwei von insgesamt fünf Humboldt-Professuren an die Bonner Universität. Mit dem jetzigen Erfolg ist sie neben der Ludwig-Maximilians-Universität München und der Technischen Universität München die einzige Hochschule, der es gelang, in einer Auswahlrunde gleich zwei der begehrten Humboldt-Professuren einzuwerben. „Wir freuen uns sehr, die Nominierung für gleich zwei der renommierten Humboldt-Professuren bekommen zu haben“, sagt Rektor Prof. Dr. Jürgen Fohrmann. „Wir hoffen nun, dass die Berufungsverhandlungen zu einem guten Abschluss kommen.“ Beide Preisträger haben bis 14. Mai 2012 Zeit, die hoch dotierte Humboldt-Professur anzunehmen.

Die Preissumme von fünf Millionen Euro für experimentell und von 3,5 Millionen Euro für theoretisch arbeitende Forscher fließt vor allem in den Aufbau von Forschungsteams und die Ausstattung von Laboren. Außerdem wird den Forschern ein konkurrenzfähiges Gehalt geboten. Das Preisgeld ist für die Finanzierung der ersten fünf Jahre in Deutschland bestimmt. Die Universitäten verpflichten sich, den Wissenschaftlern und ihren Teams eine dauerhafte Perspektive zu bieten. Der Preis wird vom Bundesministerium für Bildung und Forschung finanziert und von der Humboldt-Stiftung vergeben. Jährlich werden bis zu zehn Preise verliehen.

Kontakt:

Prof. Dr. Dieter Meschede
Institut für Angewandte Physik
Tel. 0228/733477 oder 733478
meschede@iap.uni-bonn.de

Prof. Dr. Markus Gabriel
Institut für Philosophie
Tel. 0228/733710 oder 7354014
gabrielm@uni-bonn.de

Der Philosoph Prof. Dr. Michael Neil Forster (54),
Der Philosoph Prof. Dr. Michael Neil Forster (54), - derzeit an der University of Chicago in den USA tätig, soll zukünftig an der Universität Bonn forschen. © Foto: privat/Uni Bonn
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