05. November 2007

Wild und verletzlich: Der äthiopische Kaffee ist bedroht Wild und verletzlich: Der äthiopische Kaffee ist bedroht

Zentrum für Entwicklungsforschung der Universität Bonn fordert die Politik auf zu handeln

Weit abseits der Schlagzeilen ereignet sich in Äthiopien momentan eine ökologische Katastrophe: Das Bevölkerungswachstum und eine immer intensivere Landwirtschaft führen zum Verschwinden der Bergregenwälder " unter anderem Heimat und Ursprungsgebiet einer der wichtigsten und feinsten Kaffeearten weltweit, des Arabica-Kaffees. Das Zentrum für Entwicklungsforschung (ZEF) der Universität Bonn schlägt nun in einem "Policy Brief" Alarm.

Die Bestände des wilden Arabica-Kaffees zeigen eine hohe genetische Vielfalt, die sich für die Züchtung neuer Kaffeesorten nutzen lässt. Nicht nur deshalb fordert das ZEF, der fortschreitenden Entwaldung Einhalt zu gebieten. Der vorliegende Policy Brief mit dem Titel "Entwaldung der äthiopischen Bergregenwälder: Warum wir uns Sorgen machen sollten" schlägt aber auch Lösungsansätze vor, die zum Erhalt des empfindlichen Ökosystems beitragen könnten. Das Policy Brief basiert auf Ergebnissen aus dem ZEF Projekt "Schutz und Nutzung von Wildkaffee in den äthiopischen Bergregenwäldern".



Bisher spielt sich die ökologische Katastrophe nahezu unbemerkt von den Augen der Weltöffentlichkeit ab. Ein Grund ist, dass Maßnahmen zum Erhalt der Wälder einen Preis haben. Zwar boomt der Markt für exklusiven Kaffeegenuss in Europa, und die Konsumenten sind durchaus bereit, höhere Preise für fair gehandelten und biologisch angebauten Kaffee zu bezahlen. Doch ist wissenschaftlich nicht nachgewiesen, dass ein höherer Marktpreis für Wildkaffee automatisch zu einer nachhaltigen Nutzung im Herkunftsgebiet führt. "Wir befürchten vielmehr das Gegenteil, also die Übernutzung des Waldes und der Wildkaffeevorkommen", erklärt Projektleiter Manfred Denich vom ZEF.



Es sei unumgänglich, Nutzungskonzepte und Kontrollmechanismen gemeinsam mit der lokalen Bevölkerung zu entwickeln. Weder der Markt noch die äthiopische Regierung allein könnten den Wildkaffee und den äthiopischen Bergregenwald erhalten. Öffentliche Wahrnehmung, Bewusstsein und Interesse auf allen Ebenen müssten geweckt und in die Tat umgesetzt werden. "Wir müssen Rechte und Pflichten der Kleinbauern so definieren, dass es sich für sie und die nachfolgenden Generationen lohnt, in den Erhalt des Waldes und des Bodens zu investieren", betont der Autor des Policy Briefs Franz Gatzweiler, Agrarökonom am ZEF.



Die Kosten für den Schutz könnten jedoch nicht alleine von den Ärmsten getragen werden. Die Stärkung der äthiopischen Zivilgesellschaft, insbesondere im Umweltbereich, sei besonders wichtig. Aus diesem Grund hat das Projekt die Gründung einer äthiopischen Umweltorganisation unterstützt. Ihr Leiter Tadesse Gole betont: "Nur wenn die Bevölkerung vor Ort, die äthiopische Regierung und die internationale Gemeinschaft zusammenarbeiten, ist ein wirksamer Schutz der Kaffeewälder möglich!"



Das englischsprachige "Policy Brief" ist unter www.zef.de erhältlich.
Das vom ZEF geleitete und durchgeführte Forschungsprojekt ist Teil des BioTeam-Programms des Bundesministeriums für Bildung und Forschung (BMBF).





Kontakt:

Alma van der Veen

Presse- und Öffentlichkeitsarbeit

Zentrum für Entwicklungsforschung der Universität Bonn

Telefon: 0228/73-1846

E-Mail: presse.zef@uni-bonn.de






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