09. Mai 2019

Chemie feiert 150 Jahre Glaser-Kupplung Chemie feiert 150 Jahre Glaser-Kupplung

Reaktion von Kohlenwasserstoffen hat bis heute eine große Bedeutung

Vor 150 Jahren erfand der organische Chemiker Carl Glaser die nach ihm benannte „Glaser-Kupplung“ von Kohlenwasserstoffen. Zu seinen Ehren veranstaltet die Universität Bonn vom 26. bis 28. Mai ein Symposium mit hochrangigen, internationalen Gästen aus der Wissenschaft. Das Treffen findet im Physikzentrum in Bad Honnef statt.

Rastertunnelmikroskop-Bild
Rastertunnelmikroskop-Bild - einzelner Wagenradmoleküle, mit überlagerter chemischer Struktur eines Moleküls. © S. Jester/S. Höger
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Die Chemie erforscht die Zusammensetzung und die Umwandlung der Stoffe. Heute nimmt diese naturwissenschaftliche Disziplin eine zentrale Rolle in der Wissenschaft, aber auch in der Wirtschaft ein. Die Basis für diese Bedeutung wurde im 19. Jahrhundert gelegt. Damals erlebte die noch junge Wissenschaft eine beispiellose Blüte. Bonn gehörte schon zu dieser Zeit zu den „Hot Spots“ der Chemie und war schon damals mit großen Namen und bedeutenden Entdeckungen verbunden. Ein solcher Name ist der von Carl Glaser verbunden, der als Assistent des berühmten Benzol-Entdeckers August Kekulé nach Bonn gekommen war. Im Rahmen seiner Habilitation veröffentlichte Glaser 1869 eine revolutionäre Katalysereaktion, mit der man zwei ungesättigte Kohlenwasserstoffe miteinander verbinden kann. Die „Glaser-Kupplung“ ist heute eine Standardreaktion im Werkzeugkasten der Organischen Chemie.

Die Glaser-Kupplung stellt eine von Kupfersalzen katalysierte Verbindung zweier „Acetylene“ dar, wie hoch ungesättigte Kohlenwasserstoffe genannt werden. Sigurd Höger, Chemieprofessor an der Uni Bonn und Organisator des Symposiums, erklärt: „Es handelt sich um eine Schlüsselreaktion zum Aufbau kohlenstoffreicher Materialien, die beispielsweise in der sogenannten ‚molekularen Elektronik‘ oder als neue, besonders belastbare Werkstoffe Verwendung finden.“ Darüber hinaus lassen sich die Kupplungsprodukte weiter zu Stoffen umsetzen, die etwa in organischen Solarzellen eingesetzt werden.

Was die Glaser-Kupplung so besonders macht, ist ihr robuster Ablauf, der keine besonderen Vorkehrungen erforderlich macht. Die als Katalysator eingesetzten Kupfersalze sind preiswert, der Einsatz aggressiver Reagenzien ist nicht erforderlich. „Das Nebenprodukt der Reaktion ist Wasser“, sagt Prof. Höger. „Heute könnte man die Glaser-Kupplung daher als ‚green reaction‘ bezeichnen.“ Die Glaser-Kupplung eignet sich auch zum Aufbau sehr komplexer Strukturen, sagt der Chemiker. „In unserer Arbeitsgruppe haben wir mit ihrer Hilfe ‚molekularen Speichenräder‘ gebaut und beschrieben, die sich mit Hilfe des Rastertunnelmikroskops auch sichtbar machen lassen können.“

Nicht nur in der Grundlagenforschung spielt die Glaser-Kupplung also bis heute eine Rolle. Auch in der Wirtschaft hat das Verfahren bis heute Bedeutung. Carl Glaser verließ übrigens nach seiner wissenschaftlichen Qualifizierungsphase die Universität und schloss sich der BASF an, deren stellvertretender Direktor, Direktor und schließlich Aufsichtsratsvorsitzender er später wurde.

Weitere Informationen:
https://www.chemie.uni-bonn.de

Kontakt:
Prof. Dr. Sigurd Höger
Tel. 0228/73-6127
E-Mail hoeger@uni-bonn.de

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