09. September 2010

Biofeedback bekämpft Kopfschmerzen ohne Medikamente Biofeedback bekämpft Kopfschmerzen ohne Medikamente

Methode nutzt den Einfluss von Gedanken auf körperliche Prozesse

Anlässlich der bundesweiten Kopfschmerzberatungswoche möchte das Universitätsklinikum Bonn auf eine nicht-medikamentöse Therapie gegen Spannungskopfschmerzen und Migräne aufmerksam machen. Bei dem so genannten Biofeedback lernen Betroffene ihren Körper so positiv zu beeinflussen, dass sie Kopfschmerzattacken deutlich lindern oder sogar verhindern können.

Immer mehr Menschen leiden unter Stress bedingten chronischen Spannungskopfschmerzen und Migräne. Wenn Tabletten allein nicht helfen, kann die Biofeedback-Methode mit Erfolg gegen Kopfschmerzen eingesetzt werden. Denn viele Menschen verkrampfen unter Stress Nacken-, Stirn- und Schultermuskeln. Folge können chronische Spannungskopfschmerzen sein.

„Oft merken die Betroffenen gar nicht, dass sie verspannt sind“ sagt Professor Dr. Michael Wagner, Leitender Psychologe an der Bonner Universitätsklinik für Psychiatrie und Psychotherapie. Die Biofeedback-Methode misst die unbewusste Verspannung in der Nacken- und Schultermuskulatur und macht sie per Computer dem Betroffenen als animierte Grafik sichtbar. Der Patient kann so direkt am Bildschirm verfolgen, wie sein Körper auf Gedanken und Gefühle reagiert. Durch ein spezielles Training lernt der Kopfschmerzpatient dann, sich dieser Anspannung auch ohne Computerhilfe bewusst zu werden. Zudem übt er, sich gezielt zu entspannen bevor es zu starken Kopfschmerzen kommt.

Trainieren gegen Migräne

Bei einer Migräne-Attacke kommt es zu einer schmerzhaften Gefäßerweiterung. Ziel des Biofeedback-Trainings ist es also, diese Gefäße durch bewusste gedankliche Steuerung zu verengen. Dazu messen die Ärzte über einen an die Schläfe angelegten Sensor die Weite der Arterien. Dieses Biosignal sieht der Migräne-Patient in der Bildschirm-Animation als zwei parallele Balken und versucht nun, ihren Abstand mit seinen Gedanken zu verändern. „Als erstes muss jeder für sich selbst herausfinden, welche Gedanken und inneren Bilder letztendlich zu der gewünschte Veränderung der Gefäßweite führen. Das kann beispielsweise der Gedanke an Schnee sein oder auch die Vorstellung, in eine Zitrone zu beißen“, erklärt Dr. Déirdre Mahkorn, Oberärztin an der Bonner Universitätsklinik für Psychiatrie und Psychotherapie.

Das trainiert jetzt der Betroffene in etwa 10 bis 20 Sitzungen. Mobile Geräte ermöglichen auch das selbständige Training zu Hause. Beherrscht er es dann souverän, kann der Betroffene gezielt willentlich die Gefäßweite beeinflussen und eine sich anbahnende Migräne-Attacke verhindern. „Wichtig ist, dies so gut zu erlernen, dass er auch im Alltag - ohne Biofeedbackgerät – seine Gedanken gezielt gegen die Kopfschmerzen einsetzen kann“, sagt Oberärztin Mahkorn.

Die Bonner Universitätsklinik setzt die Biofeedback-Methode auch bei Patienten mit stressbedingten psychosomatischen Erkrankungen ein. So betreut die Klinik jährlich 50 bis 60 Patienten begleitend mit dieser Methode. „Unsere Patienten erleben diese Behandlung, in der sie eine aktive Rolle spielen, als nicht belastend und sehr positiv“, berichtet Professor Wagner. Schmerzpatienten berichten über eine deutliche Besserung ihre Beschwerden. Auch wissenschaftliche Studien belegen den Erfolg dieser sanften Methode der Kopfschmerztherapie.

Kontakt für die Medien:
Professor Dr. Michael Wagner
Leitender Psychologe an der Klinik für Psychiatrie und Psychotherapie
Universitätsklinikum Bonn
Telefon: 0228/287-16377
E-Mail: michael.wagner@ukb.uni-bonn.de

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