24. September 2009

Veranstaltungsreihe zu norwegischem Nobelpreisträger Veranstaltungsreihe zu norwegischem Nobelpreisträger

Bonner Skandinavistik erinnert an den 150. Geburtstag des Erzählers Knut Hamsun

Er ist unbestritten der größte Erzähler Norwegens, ja vielleicht ganz Skandinaviens: der Schriftsteller Knut Hamsun (1859-1952), dessen Geburtstag sich am 4. August zum 150. Mal jährte. An den bedeutenden Autor wie auch an die politisch umstrittene Gestalt erinnert vom 12. bis 20. Oktober eine Veranstaltungsreihe der Universität Bonn. Veranstalter ist die Skandinavistische Abteilung des Instituts für Germanistik, Vergleichende Literatur- und Kulturwissenschaft.

Mit seinen Romanen und Erzählungen erreichte Knut Hamsun nach seinem literarischen Durchbruch 1890 schon bald ein großes Publikum. Nicht nur in Skandinavien, sondern auch und gerade in Deutschland fand er in allen gesellschaftlichen Schichten enthusiastische Leser. Schriftsteller wie Thomas Mann oder Stefan Zweig begeisterten sich für ihn, und Albert Langen gründete sogar eigens einen Verlag, um Hamsuns zweiten Roman „Mysterien“ auf Deutsch herauszubringen. Die Verleihung des Nobelpreises für Literatur im Jahre 1920 führte Hamsun auf den Höhepunkt seines Ruhms. Seine spätere Parteinahme für das nationalsozialistische Deutschland trübte sein Ansehen dagegen nachhaltig. Seither galt er vielen als problematische Gestalt – bis heute verläuft ein Riss zwischen Biografie und Werk.

Knut Hamsun aufs Neue – und neu – zu lesen, ohne diese Bruchlinien zu kaschieren, ist das Ziel der Veranstaltungsreihe, die die Bonner Skandinavistik vom 12. bis zum 20. Oktober veranstaltet. Gut eine Woche lang werden Lesungen, Vorträge und Filmvorführungen das literarische Werk des Norwegers ausleuchten.

Im Haus der Sprache und Literatur nähern sich die norwegischen Autoren Edvard Hoem und Tomas Espedal dem erzählerischen Erbe Hamsuns in ganz unterschiedlicher Weise. Eine Schauspielerlesung nimmt Hamsuns zentrale Figur des Wanderers zum Anlass, um Auszüge aus dem Gesamtwerk vorzustellen. Neue Wege insbesondere zum wenig behandelten Spätwerk Hamsuns soll dagegen eine eintägige Konferenz an der Universität Bonn weisen.

Eine Art ‚Gegendarstellung’ erfährt schließlich die Hinwendung des schon greisen Schriftstellers zum Faschismus durch die Historiker Einhart Lorenz und Espen Søbye. Sie erzählen eine andere Geschichte anhand zweier individueller Schicksale: Willy Brandts Exilzeit in Norwegen und die Deportation des jüdischen Mädchens Kathe Lasnik nach Auschwitz. Außerdem wird die Kulturgruppe Skandinavische Filmtage verschiedene Verfilmungen von Romanen Knut Hamsuns präsentieren.

Die Bonner Hamsun-Tage finden in Zusammenarbeit mit dem Haus der Sprache und Literatur, dem Haus der Geschichte und dem Buchladen 46 statt. Gefördert wird die Veranstaltung durch die Königlich Norwegische Botschaft, Berlin, NORLA (Norwegian Literature Abroad), Oslo, die Deutsch-Norwegische Gesellschaft und die Philosophische Fakultät der Universität Bonn.

Das komplette Programm findet sich im Internet:
www.skandinavistik.uni-bonn.de



Kontakt:
PD Dr. Thomas Fechner-Smarsly
Institut für Germanistik, Vergleichende Literaturwissenschaft
und Kulturwissenschaft - Abt. für Skandinavistik
Universität Bonn
Telefon: 0228/73-7566
Sekretariat: 0228/73-3965
E-Mail: skandinavistik@uni-bonn.de oder t.fechner.smarsly@uni-bonn.de

Wird geladen