Mit dem Ziel, Ursachen für mögliche Schwächen in den modularisierten Studiengängen zu identifizieren und zu beheben, hat das Rektorat Leitfragen erarbeitet, die für jeden Studiengang beantwortet werden sollen. Unter anderem geht es dabei um Modulgrößen, Arbeitsbelastung („Workload“), Anwesenheitspflichten, Prüfungen und Praxisbezug. Auch die Struktur der Bachelor-Studiengänge, die Betreuung der Studierenden und der Übergang zum Master sind Gegenstand der Erhebung.
Der Bologna-Prozess soll in den kommenden Monaten zum zentralen Gesprächsthema werden, wünscht sich das Rektorat. Rektor Professor Dr. Jürgen Fohrmann hat die sieben Fakultäten aufgefordert, in allen Lehreinheiten Arbeitsgruppen unter Leitung der Evaluationsbeauftragten zu bilden, in denen Studierende und Studiengangskoordinatoren sich mit den zentral formulierten Leitfragen auseinandersetzen.
In Sommersemester sollen alle Antworten zentral zusammengeführt werden. „Wir wollen mit unserer Umfrage in erster Linie Schwachpunkte identifizieren, werden aber auch die positiven Seiten der neuen Studiengänge herausstellen, die sich bei der Umfrage ergeben“, sagt der Prorektor für Studium und Studienreform, Professor Dr. Volkmar Gieselmann. Nicht zuletzt gehe es darum, voneinander zu lernen. Dazu will der Prorektor den Fakultäten auch detaillierte Auswertungen der Erhebung zur Verfügung stellen.
Erste Ansätze für Verbesserungen zeichnen sich laut Gieselmann bereits jetzt ab: „In den meisten Fächern werden Modulgrößen und Workloads als angemessen angesehen.“ Wo es aber Tendenzen nach oben gebe, soll die Stofffülle überprüft und der Workload gegebenenfalls angepasst werden. Dasselbe gelte für einzelne Module, deren Workload bei der Konzeption zu gering angesetzt wurde. Als zu hoch wird laut Befragung die Prüfungsbelastung in den Studiengängen empfunden. Zudem drängen sich Prüfungen am Ende der Vorlesungszeit. „Auch darüber werden wir mit den Studiengängen sprechen“, sagt Gieselmann. In einigen Fächern wurden darüber hinaus aufgrund von Rückmeldungen der Studierenden bereits Änderungen und Korrekturen der Curricula vorgenommen.
Die Umfrage hat auch ergeben, dass die Anwesenheitspflicht bei Lehrveranstaltungen überprüft werden sollte. Sie wird derzeit von den Fächern unterschiedlich gehandhabt und hängt in erster Linie vom didaktischen Konzept der jeweiligen Lehrveranstaltung ab. „Wir beobachten, dass in fast allen geisteswissenschaftlichen Studiengängen, die an der Erhebung teilgenommen haben, eine generelle Anwesenheitspflicht besteht,“ sagt Gieselmann. In anderen Fächern sei die Präsenz insbesondere bei Vorlesungen nicht obligatorisch. Das Rektorat wird mit den einzelnen Studiengängen diskutieren, ob nicht zumindest eine teilweise Aufhebung der Anwesenheitspflicht angebracht ist, sagt der Prorektor.
Prorektor Gieselmann kündigt an, dass die Bonner Hochschulleitung den konstruktiven Dialog mit den Studierenden fortsetzen werden. Im Wintersemester hatten bereits vier Diskussionsrunden zu akuten Fragen hinsichtlich des Bologna-Prozesses stattgefunden. „Diesen Faden wollen wir im kommenden Semester wieder aufnehmen“, sagt Professor Gieselmann. Der Austausch soll verstetigt und die regelmäßigen Diskussionsabende jeweils unter ein spezifisches Motto gestellt werden, das die Studierenden auswählen.