21. September 2015

Gefährliches Rasen des Herzvorhofes Gefährliches Rasen des Herzvorhofes

Kardiologen des Universitätsklinikums Bonn suchen für eine große Studie noch Probanden

Vorhofflimmern gehört zu den häufigsten Herzrhythmusstörungen. Eines von mehreren Behandlungsverfahren funktioniert mit einem Katheter: Mit elektrischen Impulsen können die Signalbahnen im Herzen unterbrochen werden, die zum gefährlichen Rasen des Vorhofs führen. In einer groß angelegten Studie unter Federführung der Medizinischen Klinik II des Universitätsklinikums Bonn untersuchen insgesamt 15 Herzzentren in Deutschland, ob auch nach einem solchen Eingriff weiterhin Gerinnungshemmer verschrieben werden sollten, um das Schlaganfallrisiko zu bannen. Interessierte können sich noch für eine Teilnahme an der Studie melden.

Die Vorhöfe des Herzens arbeiten ähnlich wie ein Turbolader im Automotor: Sie erhöhen die Leistung, weil sie das Schlagvolumen vergrößern. Beim sogenannten Vorhofflimmern zieht sich der Vorhof nicht mehr etwa 70 Mal pro Minute zusammen, sondern rast mit mehreren hundert Schlägen pro Minute. Dadurch kann das Blut im Körper nicht mehr richtig zirkulieren. Betroffene fühlen sich meist erschöpft, das Risiko für Schlaganfälle und Herzinsuffizienz steigt. „An Vorhofflimmern erkranken etwa ein bis zwei Prozent der Bevölkerung - vor allem im höheren Lebensalter“, sagt Prof. Dr. med. Jan Wilko Schrickel von der Medizinischen Klinik II des Universitätsklinikums Bonn.

Elektrische Impulse normalisieren den Schlag des Herzvorhofs

Herzspezialisten des Universitätsklinikums Bonn führen eine gängige Behandlungsmethode durch, die bei symptomatisch kurz anhaltenden oder immer wiederkehrendem Vorhofflimmern geeignet ist: Sie schieben über die Leiste einen Katheter in den betroffenen Herzvorhof. Dort werden mit elektrischen Impulsen die Nervenbahnen unterbrochen, die zum Flimmern führen. Auch wenn diese Behandlung erfolgreich war und sich der Schlag des Vorhofs normalisiert hat, müssen Risikopatienten nach gängiger Expertenmeinung weiterhin Gerinnungshemmer nehmen, um Schlaganfälle zu vermeiden.

„Allerdings ist dieses Vorgehen nicht durch Studienergebnisse untermauert“, berichtet Prof. Schrickel. „Es birgt das Risiko vermeidbarer Blutungskomplikationen bei Patienten, bei denen das Vorhofflimmern erfolgreich behandelt wurde.“ Diese Erkenntnislücke soll nun unter der Studienleitung von Prof. Dr. med. Georg Nickenig, Direktor der Medizinischen Klinik II des Bonner Uni-Klinikums, geschlossen werden. Prof. Schrickel koordiniert eine großangelegte Studie zusammen mit 14 weiteren Herzzentren in Deutschland. Die Wissenschaftler wollen untersuchen, ob auch nach einer Unterbrechung der Signalbahnen im Herzvorhof Gerinnungshemmer verabreicht werden sollen.

Patienten mit Vorhofflimmern können an der Studie teilnehmen

Wer unter Vorhofflimmern leidet, für eine Verödung der Signalbahnen im Herzvorhof geeignet ist und über ein erhöhtes Risiko für Schlaganfälle verfügt, kann sich unter Tel. 0228/28715346 oder E-Mail Farsaneh.Sadeghlar@ukb.uni-bonn.de melden. Ein Teil der Probanden wird mit einem Gerinnungshemmer, der den Wirkstoff Dabigatran erhält, behandelt. Die Kontrollgruppe erhält kein solches Medikament.

Die Studie wird durch das forschende Pharmaunternehmen Boehringer Ingelheim finanziell unterstützt. Insgesamt nehmen 15 Herzzentren mit ausgezeichneter Expertise in der Behandlung von Vorhofflimmern teil: Universitätsklinikum Bonn, Universitätsmedizin Rostock, Universitätsklinikum Schleswig-Holstein Campus Lübeck, Cardioangiologisches Centrum Bethanien am Markus Krankenhaus Frankfurt/Main, Universitäts-Herzzentrum Freiburg - Bad Krozingen, Universitätsklinikum Gießen, Klinikum Lüdenscheid, Medizinische Hochschule Hannover, Städtisches Klinikum Karlsruhe, Westpfalz Klinikum Kaiserslautern, Universitätsmedizin Mannheim, Herzzentrum Bad Neustadt/Saale, Herzzentrum Leipzig, Universitätsklinikum Tübingen, Schwarzwald-Baar Klinikum Villingen Schwenningen.

Kontakt für die Medien:

Prof. Dr. med. Jan Wilko Schrickel
Leiter Sektion Elektrophysiologie
Medizinische Klinik II
Universitätsklinikum Bonn
Tel.: 0228/28716670
E-Mail: jan.schrickel@ukb.uni-bonn.de

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