In der Regel betreuen die Eltern ihr Kind selbst. „Es gibt aber auch den Babysitter-Service“, erklärt Karin Kick. Diese Unterstützung richtet sich an Studierende. Während sie im Seminar sind, ist ihr Kind gut betreut und das ganz in der Nähe. Das Eltern-Kind-Zimmer neben dem Familienbüro werde auch von Mitarbeitenden genutzt, die uniinterne Veranstaltungen besuchen. „An solchen Tagen bieten wir eine Kinderbetreuung an, damit die Eltern ungestört zur Veranstaltung gehen können und sich keine eigene Betreuungsmöglichkeit suchen müssen. Das ist stressfreier, weil man einfach aus dem Kopf hat, dass man sich noch um eine Betreuung kümmern muss.“ Wer ist noch zu Gast im Eltern-Kind-Zimmer? Gastdozierende mit Aupair oder einem betreuenden Großelternteil. Während Mama oder Papa eine Vorlesung halten, spielt das Kind mit der Betreuungsperson im Eltern-Kind-Raum.
Das Familienbüro unterstützt Institute und Fakultäten aktiv beim Aufbau und der Einrichtung von Eltern-Kind-Räumen und bei der Vermittlung von Babysitter*innen. Dabei arbeitet es eng mit dem Rektorat für Chancengerechtigkeit und Diversität und der zentralen Gleichstellungsbeauftragten zusammen - für eine bessere Vereinbarkeit von Studium und Beruf und Familie. „Wenn´s drauf ankommt, finden wir eigentlich immer eine Lösung“, sagt Karin Kick. Sie ist froh, Eltern bei Betreuungslücken unterstützen zu können. „Ganz oft wissen die Eltern ja erst ganz kurzfristig, dass die Kita ausfällt. Wir machen eigentlich nicht viel. Stellen nur einen Raum zur Verfügung. Aber genau das hilft, weil es für die betroffenen Eltern in dem Moment die schnellste und unkomplizierteste Lösung ist.“ Und weil ein paar Spiel- und Malsachen da sind, spart man sich sogar das große Packen zuhause.
Die Räume sind Kinderzimmer und Arbeitsplatz in einem: Neben dem Schreibtisch gibt es Ruhemöglichkeiten, Spielsachen und Bücher. Wickelmöglichkeiten sind entweder im Raum selbst oder in der Nähe. Die farbenfrohen Möbel und die Helligkeit der Räume schaffen eine Wohlfühlatmosphäre. „Die Räume sind einfach wunderschön. Alle, die da waren, sind begeistert und mögen dort sein“, strahlt Karin Kick. Auch Mitarbeitende ohne Kind hätten schon Interesse bekundet als sie in den neuen Raum am Familienbüro gespinkst haben. „So einladend schön ist er“, lacht Karin Kick. Kommt man denn überhaupt zum Arbeiten im Eltern-Kind-Raum? „Tatsächlich beschäftigen sich die Kinder eine ganze Zeit lang alleine, weil sie einfach anderes Spielzeug im Angebot haben als zuhause“. Woanders ist ja bekanntlich alles interessanter. Gut für Mama und Papa, um Emails abzuarbeiten.
Der neue Eltern-Kind-Raum im ehemaligen Deutschen Herold an der Poppelsdorfer Allee wurde gleich bei der Einweihung auf Herz und Nieren geprüft. Die Kinder der benachbarten Kita waren zum Probe-Spielen und -Sitzen eingeladen. Das Sitz-Ei zum Drehen und vorne Zuklappen gefällt Felix (5 Jahre) besonders gut. „Ich würde das Ei zumachen und Mama in Ruhe arbeiten lassen“, verspricht er.
Auch beim Spielzeug-Check vergaben die Kita-Kinder gute Noten für die Uni. Besonders gut kam die Holzeisenbahn an. Judith (5 Jahre) und Rosa (6 Jahre) freuen sich, dass so viele Teile da sind: „Genug, um Gefälle zu bauen“. Nathan (4 Jahre) beschäftigte sich lieber mit der Murmelbahn und mochte gar nicht aufhören - „weil mehr Farben und Kugelgrößen da sind als in der Kita“. Karin Kick bedankte sich bei den Kindern für die Einweihung des Raums: „Ohne euch hätten wir nicht gewusst, ob der Raum gut ist“.
Ab jetzt steht er allen Eltern zur Verfügung, die an der Uni arbeiten oder studieren. Genau wie die anderen Räume, die auf dem Campus in der ganzen Stadt verstreut sind. Karin Kick freut sich besonders über die beiden neuen Räume in der Innenstadt, Rabinstraße und Poppelsdorfer Allee. Sie können von mehreren Fakultäten genutzt werden und liegen gut erreichbar zwischen Hauptbahnhof und Campus Poppelsdorf.
Prof. Dr. Irmgard Förster, Prorektorin für Chancengerechtigkeit und Diversität, unterstreicht die Wichtigkeit des Angebots: „Eigentlich müsste in jedem größeren Gebäude ein Eltern-Kind-Raum sein. Weil es die Flexibilität erhöht. Weil man präsent sein kann, obwohl die Kita geschlossen ist. Wer das möchte hat dank der Eltern-Kind-Räume eine einfach zu organisierende Alternative zu Kita oder Grundschule, wenn dort die Betreuung unvorhergesehen ausfällt.“ Institute und dezentrale Bereiche, die darüber nachdenken, ein Eltern-Kind-Zimmer einzurichten, sollten sich an das Familienbüro wenden. Das Team berät in Sachen zweckmäßiger Nutzung und Ausstattung. Alle Eltern-Kind-Räume sehen ein bisschen anders aus. „Es gibt zum Beispiel Räume ohne Spieleecke, weil sich dort vor allem ältere Kinder aufhalten und Chillen gefragter ist als Spielzeug“, schmunzelt Karin Kick.
Lane Yalcin arbeitet an der Evangelisch-Theologischen Fakultät und ist dankbar, im Eltern-Kind-Zimmer arbeiten zu können. Spontan frei nehmen geht nämlich in der Regel nicht:
„Es ist ein anderes Arbeiten, weil mein Sohn ab und zu Hilfe braucht, auf Toilette muss oder Durst hat. Aber das ist zuhause genauso und ich bin gerne hier, weil Kolleginnen für Absprachen zu mir ins Eltern-Kind-Zimmer kommen. Für mich ist das eine super Lösung. Bei zwei Kindern kommt es immer wieder vor, dass eins auf einmal frei hat. Ich kann mir nicht spontan frei nehmen und meinen Sohn Ilay mit an den Büroarbeitsplatz zu nehmen, ist nicht optimal. Ruhig auf dem Stuhl sitzen funktioniert halt nicht bei 7Jährigen“. Braucht er ja auch nicht. Ihm gefällt´s hier, weil es eine Abwechslung ist und andere Bücher hier sind als zuhause. Einen Basketball-Korb fände Ilay cool. Lane Yalcin fehlen ein Kleiderhaken und mehr Spielsachen für ältere Kinder, damit die sich eigenständig beschäftigen können. Malsachen zum Beispiel. „Einfach ein Stapel Papier und eine Kiste Stifte, dann habe ich lange Zeit Ruhe - auch ohne Basketball-Korb“, grinst sie.
Dr. Luigi Pinchetti arbeitet am Institut für Archäologie und Kulturanthropologie und nutzt das Eltern-Kind-Zimmer gerne dann, wenn seine Frau im Homeoffice ist:
„Bei uns zuhause wird´s unentspannt, wenn zwei Erwachsene arbeiten und eins der Kinder da ist. Da wir in der Rabinstraße ein Eltern-Kind-Zimmer haben, überlasse ich meiner Frau gerne das Homeoffice und ich bringe meinen Sohn mit zur Uni. Die Wahl zu haben, empfinde ich als großen Vorteil. Meinen Sohn gefällts mit Papa zur Arbeit zu kommen. Auch weil´s hier andere Spielsachen gibt als zuhause. Dank Spieleteppich und Auto-Korso war mein Sohn beschäftigt und ich kam voran mit der Arbeit. “ Pinchetti wünscht sich einen zweiten Schreibtisch. „Letztens war noch eine andere Mutter hier. Die Jungs haben sich super verstanden. Wie das so ist, meist beschäftigen sich die Kinder miteinander. Das wäre doch ein gutes Modell, dass zwei arbeiten können und zwei zusammenspielen.“