20. Mai 2025

"Open-Schooling"– Uni Bonn verstetigt MULTIPLIERS-Idee "Open-Schooling"– Uni Bonn verstetigt MULTIPLIERS-Idee

Nach Ende des EU-geförderten MULTIPLIERS-Projekts geht die Uni Bonn mit neuem Open-Schooling-Vorhaben in die Verlängerung.

During their visit to the ImmunoSensation2 Cluster of Excellence, researchers from the German Center for Neurodegenerative Diseases (DZNE), the Life & Medical Sciences Institute (LIMES) and the Institute of Innate Immunity showed schoolchildren from the Ernst-Moritz-Arndt-Gymnasium how to use PCR to distinguish between different strains of a virus and transfect cells with the aid of DNA plasmids
During their visit to the ImmunoSensation2 Cluster of Excellence, researchers from the German Center for Neurodegenerative Diseases (DZNE), the Life & Medical Sciences Institute (LIMES) and the Institute of Innate Immunity showed schoolchildren from the Ernst-Moritz-Arndt-Gymnasium how to use PCR to distinguish between different strains of a virus and transfect cells with the aid of DNA plasmids © Rolf Müller / UKB
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Gemeinsam mit MINT-Expert*innen haben sich etwa 1500 Schüler*innen aus sechs EU-Ländern intensiv mit aktuellen globalen Herausforderungen beschäftigt. Nach jedem Themenmodul haben sie ihr Wissen und ihre Erfahrungen als „Multiplikator*innen“ an Familie, Freund*innen sowie Mitschüler*innen weitergegeben. In Bonn haben sich bislang drei Schulen beteiligt. 

„Ich will wirklich aktiv mitmachen. Ich will gucken, wie Leute in diesem Bereich arbeiten und auch mit den Materialien arbeiten!“ So begeistert zeigte sich Selena, Schülerin der Liebfrauenschule Bonn, beim Abschluss-Event über das MULTIPLIERS Horizon 2020-Projekt im LVR-Landesmuseum in Bonn. Die Liebfrauenschule war eine der drei teilnehmenden Kooperations-Schulen aus Bonn. Der Open-Schooling-Ansatz des MULTIPLIERS-Projekts verfolgt das Ziel, die Schulen zu öffnen und Räume für forschungsbasiertes Lernen zu bieten. So sollen die Schüler*innen nicht nur in direkten Kontakt mit den Partner*innen aus Forschung und Industrie kommen, sondern auch die Möglichkeit erhalten, ihr erworbenes Wissen weiterzugeben, beispielsweise in Podcasts oder Videos.

Doch warum hat MULTIPLIERS so gut funktioniert? Ganz einfach: Anders als sonst mussten die Schulen nicht mühsam Expert*innen suchen. Das spart den Lehrer*innen nicht nur Zeit und nimmt organisatorische Hürden, sondern hat auch noch andere Vorteile, erläutert Dr. Barbara Busert, Lehrerin an der Liebfrauenschule in Bonn: „Man bekam die Expert*innen schon präsentiert. Das war für einen selbst schon sehr entspannend, weil man sich darauf verlassen konnte, dass da kompetente, engagierte Leute stehen, die die Themen super an die Schüler*innen weitergeben."

Wissen weitertragen

Dabei sind zum Beispiel an der Liebfrauenschule gemeinsam mit dem Exzellenzcluster ImmunoSensation2 und dem gemeinnützigen Verein „Impfaufklärung in Deutschland e. V.“ Podcasts zum Thema Impfung entstanden. „Ich würde sagen, ich bin jetzt besser informiert über HPV und Impfungen als andere in meinem Alter“, so Selena vom Podcast-Team der Liebfrauenschule. Die Gemeinschaftsgrundschule Michaelschule hat Video-Reportagen produziert, die am Tag der offenen Tür der Schule gezeigt wurden und die vermitteln, wie die Schüler*innen ihre Besuche auf dem ökologischen Lehr- und Versuchsbetrieb Campus Wiesengut in Hennef erlebt haben. Das Fazit nach drei erfolgreichen Jahren von Prof. Dr. Annette Scheersoi, Prorektorin für Nachhaltigkeit an der Uni Bonn und MULTIPLIERS-Projektkoordinatorin: „Ich wünsche mir einfach, dass so eine Art von Unterricht an viel, viel mehr Schulen möglich ist. Also viel mehr Schülerinnen und Schüler die Möglichkeit haben, sich wirklich praxisnah mit den Herausforderungen unserer Zeit auseinanderzusetzen.“ Für Prof. Scheersoi keine Frage: Auch nach der Förderphase soll das Projekt weiterlaufen, seine Netzwerke ausweiten und Bestandteil des Schulalltags bleiben.  Und auch das Feedback der Kooperationspartner*innen fiel laut der Projektkoordinatorin positiv aus, weil „nicht nur die Schülerinnen und Schüler ganz viel gelernt haben, sondern auch die Kooperationspartner*innen ihre Begeisterung fürs eigene Fach oder den eigenen Arbeitsbereich rüberbringen konnten.“

In the potato field at the Wiesengut Campus in Hennef, the University of Bonn’s experts Dr. Martin Berg (front left) and Frank Täufer (not pictured) shared some useful tips and tricks with the Grundschule class from the Michaelschule to ensure that their own potato harvest, in their school’s raised bed, would be a resounding success
Damit nichts schief geht bei der ersten Ernte: Auf dem Kartoffelacker des Campus Wiesengut in Hennef gaben die Uni Bonn-Experten Dr. Martin Berg (vorne links) und Frank Täufer (nicht im Bild) der Grundschulklasse der Michaelschule wertvolle Tipps und Tricks für die eigene Kartoffelzucht im Hochbeet der Schule. © Bernadette Yedou / Uni Bonn

MULTIPLIERS auf lokaler Ebene

Für den Bonner Raum gibt es nach dem offiziellen Ende der EU-Förderphase bereits gute Neuigkeiten: Gemeinsam mit der Uni Bonn wird die Dr. Hans Riegel-Stiftung ab 2025 für weitere drei Jahre das MULTIPLIERS-Projekt auf lokaler Ebene unterstützen und dadurch zahlreichen Schüler*innen die Teilnahme an praxisnahem MINT-Lernen ermöglichen. Konkrete Pläne zu neuen Themen und weiteren Kooperationspartnern aus unterschiedlichen (wissenschaftlichen) Einrichtungen werden zurzeit erarbeitet.

MULTIPLIERS ist ein EU-gefördertes Horizon2020-Projekt, das mit Schüler*innen verschiedener Altersstufen unterschiedliche gesellschaftliche Herausforderungen behandelt und Naturwissenschaften alltagstauglich vermittelt. Dazu arbeiten die Schüler*innen im Sinne des Open-Schooling-Ansatzes mit außerschulischen Expert*innen zusammen. Ihre Erfahrungen und ihr Wissen geben die Schüler*innen als „Multiplikator*innen“ weiter. Europaweit nahmen in den drei Jahren 20 Schulen an verschiedensten MULTIPLIERS-Projekten teil. Die Schüler*innen wurden so selbst zu Expert*innen zum Beispiel fürs Thema "Impfung" oder "Biodiversität und Landwirtschaft".  Beim Abschluss-Event in Bonn präsentierten die acht Partnerinstitutionen aus Spanien, Schweden, Slowenien, Italien, Zypern und Deutschland sowie Schüler*innen der teilnehmenden deutschen Schulen ihre Projektaktivitäten. Zum Projektende entstanden Policy Briefs und das sogenannte MULTIPLIERS-Weißbuch – eine Zusammenfassung mit Best Practices und wertvollen Hinweisen für Pädagog*innen und politische Entscheidungsträger*innen.

Multipliers in Action 

Videoreportage der Multipliers der Michaelschule am Campus Wiesengut

Drei Jahre MULTIPLIERS in Europa endet mit Abschluss-Event in Bonn

Stolz auf junge Multiplikator*innen, die ihr  Wissen in die Gesellschaft tragen

Prof. Dr. Annette Scheersoi, Prorektorin für Nachhaltigkeit

Was ist Ihr Fazit nach drei Jahren MULTIPLIERS?

MULTIPLIERS ist ein tolles Projekt, weil es extrem praxisnah ist und das Interesse an MINT-Themen fördert. Es hat großen Spaß gemacht mitzuerleben, dass so viele Schülerinnen und Schüler sich wirklich intensiv mit naturwissenschaftlichen Themen beschäftigt haben und mit ganz viel Energie und Engagement ihre Themen an Dritte weitergeben konnten. Ich bin sehr stolz auf alle jungen Multiplikator*innen, die ihr an der Uni Bonn neu erworbenes Wissen zu Themen wie „Impfung“ oder „Biodiversität“ nun in die Gesellschaft tragen. MULTIPLIERS ist nicht nur einfach ein Open-Schooling-Projekt. Es ist besonders, weil auch ganz viele Kolleg*innen aus der Uni über einen langen Zeitraum hinweg viel Herzblut hineingesteckt haben, um ihre Forschung spannend zu vermitteln und ihre Begeisterung für den eigenen Arbeitsbereich rüberzubringen. Das hat sich auf die Schülerinnen und Schüler übertragen, und rückblickend kann man wirklich sagen, wir hatten alle zusammen sehr viel Spaß und haben unheimlich viel voneinander gelernt.

 

Gibt es etwas, an das Sie sich besonders gerne erinnern?

Das ist schwierig, weil es so viele tolle Momente gab. Mich fasziniert wirklich die Zusammenarbeit zwischen Menschen, die normalerweise nicht zusammenkommen. Und natürlich die Begeisterung der Schülerinnen und Schüler, wenn sie das Gelernte an anderer Stelle weitertragen. Wenn sie eine Bühne bekommen, um davon zu erzählen, was sie bei den Forschenden gelernt haben. Ich erinnere mich gerne an die Grundschüler, die am Campus Wiesengut in Hennef, unserem ökologischen Lehr- und Versuchsbetrieb, ganz viel über ökologischen Ackerbau erfahren haben. Die Schulklasse hat nach der Exkursion Kartoffeln im Hochbeet der Schule angepflanzt und beim Schulfest gab´s ein Kartoffelsorten-Tasting für die Eltern mit jeder Menge Geschichten vom Erlebten auf dem Kartoffelacker.

 

Das Projekt läuft jetzt lokal, hier in Bonn, weiter. Was passiert als nächstes?

Zunächst möchten wir unser Bonner Netzwerk vergrößern, also weitere Schulen dazunehmen und weitere Partner*innen aus der Forschung und aus naturwissenschaftlichen Arbeitsfeldern gewinnen, die mit den Schülerinnen und Schülern gemeinsam an gesellschaftlichen Herausforderungen arbeiten. Als neues Thema werden wir jetzt „Plastik, Abfall, Ressourcen“ angehen. Gerade beim Thema „Abfallvermeidung“ müssen Forschung und Gesellschaft Hand in Hand arbeiten, um wirklich etwas bewegen zu können. Wir haben schon spannende Expert*innen zu diesem Themenbereich gefunden, die die Schülerinnen und Schüler beim Sammeln und Auswerten von Daten unterstützen, Dilemmata und Trade-Offs mit ihnen diskutieren, und das an ganz unterschiedlichen Orten.

 

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