16. April 2024

Es macht was aus! Energiestrategie zeigt Wirkung

Energiestrategie zeigt Wirkung

Seit über zwei Jahren führt Russland einen brutalen Angriffskrieg gegen die Ukraine. Eine Spirale von Sanktionen hat zeitweise zu einem drastischen Anstieg der Energiekosten geführt und Energie plötzlich zur potenziellen Mangelware gemacht. Auf diese angespannte Situation hat die Universität mit einer uniweiten Energiestrategie reagiert, die darauf abzielt, den Energieverbrauch innerhalb eines Jahres um 20 Prozent zu senken – mit beeindruckendem Erfolg, wie eine aktuelle Auswertung zeigt.

DIe neue Solar-Anlage in Poppelsdorf
DIe neue Solar-Anlage in Poppelsdorf © Uni Bonn / Volker Lannert
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Herausfordernd und lehrreich – so beschreibt Anika Veith rückblickend die Umsetzung der Energiestrategie, die das Rektorat im Herbst 2022 verabschiedet hatte. Die Sachgebietsleiterin Energiemanagement hatte damals eins von sieben Energieteams geleitet, die die Institute und das Rektorat der Universität bei ihren Einsparbemühungen beraten haben. „Unsere Teams waren so zusammengesetzt, dass Fachleute für Heizung, Klima und Energiemanagement mit den Verantwortlichen der unterschiedlichen Liegenschaften an einem Tisch saßen“, erklärt Veith. „Gemeinsam haben wir für die 40 Gebäude, die zusammen mehr als 90 Prozent des Energieverbrauchs der Universität verursachen, praktikable Lösungen gesucht, um den Energieverbrauch deutlich zu senken.“

So beispielsweise in den Botanischen Gärten mit ihren historischen Gewächshäusern. Eine Überprüfung der Pflanzen im Regenwaldgewächshaus hatte ergeben, dass die Temperatur um sechs Grad abgesenkt werden kann, ohne dass die wichtigsten Pflanzen gefährdet werden. Durch diese und andere Maßnahmen konnten bereits im ersten Monat in den Gärten mehr als 20 Prozent Wärmeenergie eingespart werden.

Auch in der Universitäts- und Landesbibliothek an der Adenauerallee konnte der Energieverbrauch durch verschiedene Anpassungen um etwa 1,8 Millionen Kilowattstunden ( kWh) und damit um etwas mehr als die Hälfte gegenüber den Vorjahren gesenkt werden. Den größten Sparanteil erzielte dabei der bis heute beibehaltene Verzicht auf Vollklimatisierung mit den sehr energieintensiven Prozessen Befeuchten und Entfeuchten. Auch die sommerliche Kühlung wurde zurückgefahren – Temperaturspitzen an sommerlichen Hitzetagen werden aber weiterhin moderat „weggekühlt“. 

Das Ergebnis aller Bemühungen kann sich sehen lassen. „Alleine bei der Wärme konnten an der Universität mehr als 12 Millionen kWh eingespart werden – damit könnten ca. 1.150 Zweipersonenhaushalte ein Jahr ihre Wohnung heizen“, freut sich Veith. Das Ziel von 20 Prozent Einsparung im Vergleich zum Durchschnitt des Zeitraums der Jahre 2017–2021 wurde damit im Bereich Wärme mit 126 Prozent übererfüllt. Auch beim Thema Gas konnte das 20-Prozent-Einsparziel mit 171 Prozent deutlich überboten werden. Insgesamt konnten durch alle Maßnahmen knapp 18 Millionen kWh an Energie eingespart werden.

Auch die Sensibilisierung der Hochschulangehörigen hat für diesen Erfolg eine wichtige Rolle gespielt. Unter dem Motto „Weil es uns alle angeht – mach was aus!“ wurden alle Aktivitäten gebündelt, die jede und jeder Einzelne umsetzen konnte. Neben diesen sehr positiven Zahlen nehme Kanzler Holger Gottschalk vor allem eine wirklich beeindruckende Botschaft aus der Auswertung mit: „Wir haben unter anderem die Betriebszeiten der Heizanlagen reduziert, aber dass wir derartig erfolgreich sind, liegt insbesondere daran, dass die Beschäftigten und Studierenden selbst aktiv geworden sind und sich für eine Reduzierung des Energieverbrauchs engagiert haben.“

Daher sei es wichtig, auch weiterhin am Ball zu bleiben und weitere Einsparpotentiale zu heben, erklärt Holger Gottschalk. „Wir wollen mit der Energiestrategie nicht nur einen einmaligen Erfolg erzielen, sondern die Universität auch langfristig im Bereich des Energieverbrauchs neu aufstellen.“ So ist zunächst die Forcierung des Ausbaus von Photovoltaik-Anlagen ein wichtiger Baustein für eine nachhaltige Ausrichtung der Universität. „Wir sind mit unseren Bemühungen noch lange nicht am Ziel. Aber das vergangene Jahr hat gezeigt, dass man enormes bewirken kann, wenn alle an einem Strang ziehen“, so Gottschalk.

DIe neue Solar-Anlage in Poppelsdorf
DIe neue Solar-Anlage in Poppelsdorf © Uni Bonn / Volker Lannert
DIe neue Solar-Anlage in Poppelsdorf
DIe neue Solar-Anlage in Poppelsdorf © Uni Bonn / Volker Lannert
DIe neue Solar-Anlage in Poppelsdorf
DIe neue Solar-Anlage in Poppelsdorf © Uni Bonn / Volker Lannert
DIe neue Solar-Anlage in Poppelsdorf
DIe neue Solar-Anlage in Poppelsdorf © Uni Bonn / Volker Lannert
DIe neue Solar-Anlage in Poppelsdorf
DIe neue Solar-Anlage in Poppelsdorf © Uni Bonn / Volker Lannert

Seit 2019 wird die Universität bereits mit ökologischem und nachhaltigem Strom versorgt. Um auch selbst einen Beitrag zur Energiewende zu leisten, hat das Rektorat den Aufbau von 6 Photovoltaikanlagen (PV) genehmigt. Dafür wurden rund 750.000 Euro veranschlagt. Die Anlagen könnten dann jährlich geschätzt mehr als 300.000 kWh Solarstrom produzieren, was in etwa dem Jahresverbrauch von 100 Zweipersonenhaushalten entspricht. Das Besondere: der vor Ort produzierte Strom wird ins Uninetz gespeist und kann so selbst verbraucht werden. Die erste von sechs Anlagen wurde Anfang des Jahres am Katzenburgweg in Poppelsdorf installiert und hat eine Leistung von jährlich rund 82.000 kwH.

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