26. Mai 2023

Warum rudert man zwei Wochen die Donau hinab, Herr Sirokay? Warum rudert man zwei Wochen die Donau hinab, Herr Sirokay?

Zu guter Letzt


Rudern wie die Römer: Als Sören Wader, Amadé Sirokay und Jakob Hetfleisch die Einladung der Friedrich-Alexander-Universität von Erlangen-Nürnberg im Rahmen des EU-Interregprogramms „Living Danube Limes“ wahrnahmen, wussten die drei Übungsleiter beim Hochschulsport der Uni Bonn nicht viel über die bevorstehende abenteuerliche Fahrt die Donau hinab. Im Interview berichtet Amadé Sirokay über die zweiwöchige Reise in einem eigens dafür gefertigten Eichenboot, 120 Kilometer weit, von Budapest bis Baja.

Jakob Hetfleisch,  Amadé Sirokay, Sören Wader
Jakob Hetfleisch, Amadé Sirokay, Sören Wader © privat
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Warum begibt man sich auf eine solche Fahrt?

Den Rhein kennen wir sehr gut. Wir wollten einen komplett unbekannten Fluss erkunden, dabei in die römische Geschichte eintauchen – und etwas Unberechenbares und Verrücktes erleben. Besonders viele Informationen hatten wir aber nicht im Vorfeld, außer unseren Abfahrtsort, und dass Kost und Logis gestellt wurden. Wir wussten letztlich nicht, worauf wir uns einlassen.

Waren Sie wie Römer bekleidet?

Die Projektorganisatoren haben uns nahegelegt, eine römische Ausrüstung anzuschaffen. Das war uns erstens zu teuer, und zweitens hielten wir davon nicht viel. Wir wussten ja nicht, wie sich die Zeit auf dem Boot entwickeln würde und wollten alleine wegen möglicher Unwetter nicht eine Tunika tragen. Kurz vor der Abfahrt stellte sich aber heraus, dass einige aus der Crew Stoffreste übrig hatten. Daraus nähten wir spontan doch noch Tuniken. Angesichts von 36°C Hitze auf dem Wasser entpuppten sie sich als perfekte Kleidungsstücke, das auch als Badetuch, Schlafmatte für eine Ufernacht oder Sitzpolster funktionierte.

Das klingt nach Reenactment, also der möglichst authentischen Inszenierung geschichtlicher Ereignisse.

Keiner aus unserer Crew war ein Reenactor, und wir hatten nicht viel am Hut damit. Die Organisatoren hatten aber alle Reenactment-Akteure in die Crew vor uns gesteckt. Als wir das Boot von ihnen übernahmen, begutachteten sie uns deshalb argwöhnisch. Sehr wohl haben wir uns aber lateinische Sätze angewöhnt, die wir fleißig nutzten. Bootssprache aber war Englisch, da wir Teilnehmer aus etwa sechs unterschiedlichen Ländern stammten.

Was unterscheidet ein Römerschiff von einem modernen Ruderboot?

Unser Boot, die Danuvina Alacris, wurde nach römischem Vorbild gebaut, mit eigens hierfür gefällten Eichen und römischem Werkzeug. Als Bonner Ruderer sind wir leichte, wendige Boote aus Carbonfaser gewohnt. Wir waren zunächst skeptisch, ob sich dieses rund sechs Tonnen schwere Schiff überhaupt vernünftig bewegen ließ. Wider Erwarten lief es sehr gut. Das lag auch an der koordiniert zusammenarbeitenden Mannschaft aus einem Dutzend erfahrenen Ruderern und einem weitsichtigen Kapitän. Wir hatten großes Vertrauen in das Boot. Das Rudern in der Lusoria-Klasse unterscheidet sich stark vom heutigen Sport. Man setzt nur Arme und Oberkörper ein, beim modernen Rudern kommt sehr viel Kraft aus den Beinen und man bringt mehr Druck ins Wasser. Moderne Ruder sind perfekt ausbalancierte Hightech-Carbon-Produkte, im Römerboot nutzten wir schwere Holzprügel.

Wie wurden Sie dort aufgenommen?

Sehr herzlich. Es war ein unbeschreibliches Gefühl, an diesem Abschnitt der Donau das erste Mal seit vielleicht 1600 Jahren mit so einem Schiff entlang zu fahren. Wir wurden in jedem Ort mit Empfängen und Festen gefeiert, man bekochte uns, als hätten wir seit Wochen nichts Vernünftiges zu essen bekommen.

Was nehmen Sie mit?

Diese Fahrt war einmalig und unvergesslich. Wir haben sehr viel über die römische Geschichte gelernt, mit exklusiven Führungen durch archäologische Ausgrabungsstätten und Museen. Die faszinierende Geschichte des Limes an der Donau war uns allen kaum bekannt. Als Rhein-Ruderer einen ganz anderen Fluss kennen zu lernen, war ebenfalls eine wunderbare Erfahrung. Wir schwammen und ruderten in der Donau und übernachteten an ihrem Ufer, lernten Landschaft und Leute auf eine besondere Art kennen.

Was wäre Ihr Wunsch?

Das römische Original unseres Schiffes wurde in Mainz entdeckt. Es wäre doch wunderbar, mit unserem Nachbau einmal von Mainz den Rhein hinab bis Bonn zu rudern. Mit einem Empfang an unserem Bootshaus der Universität …

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