25. Mai 2023

Förderung von Wissenschaftlerinnen an der Uni Bonn Förderung von Wissenschaftlerinnen an der Uni Bonn

An deutschen Universitäten und Hochschulen lehren deutlich weniger Frauen als Männer. Laut Statistischem Bundesamt war 2022 nur gut jede vierte hauptberufliche Professur mit einer Frau besetzt. Von 2020 bis jetzt hat die Uni Bonn 90 Wissenschaftlerinnen STEP-gefördert. Drei davon stellen wir vor.

Prof. Dr. Sabine N. Meyer
Prof. Dr. Sabine N. Meyer - Prof. Dr. Sabine N. Meyer arbeitet am Institut für Anglistik, Amerikanistik und Keltologie. In ihrem aktuellen Forschungsprojekt beschäftigt sie sich mit dem Verhältnis von Ästhetik und Politik in der zeitgenössischen Literatur und Kultur von nordamerikanischen Künstler*innen, die sich als Schwarz und indigen identifizieren. © Gregor Hübl / Uni Bonn
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„In der Wissenschaft gibt es deutliche Ungleichheiten zwischen Forscherinnen und Forschern. Der Unterschied ist umso größer, je höher die Position in der Wissenschaft ist. Geschlechtergerechtigkeit und Gleichstellung sind deshalb außerordentlich wichtig“, betont Prof. Dr. Irmgard Förster, Prorektorin für Chancengerechtigkeit und Diversität an der Universität Bonn. Gemeinsam mit ihrem Team und den Gleichstellungsbeauftragten der Universität setzt sie sich für die Realisierung von Chancengleichheit von Frauen in Forschung und Lehre ein.

Die Universität Bonn liegt knapp unter dem bundesweiten Schnitt von 27 Prozent Professorinnen-Anteil. Ziel des Rektorats ist es, diesen bis 2026 auf 30 Prozent zu erhöhen. So steht es im Hochschulentwicklungsplan der ExzellenzUniversität Bonn. Und dafür macht sich Prof. Förster stark: „Dass die Repräsentanz von Forscherinnen im Vergleich zu ihren männlichen Kollegen auf der Ebene der Professuren immer noch so gering ist, ist nicht akzeptabel. Die Förderung von Wissenschaftlerinnen auf dem Weg zur Lebenszeitprofessur ist deshalb ein zentrales Gleichstellungsziel der Uni Bonn. Trotz der beachtlichen Fortschritte in den letzten Jahren möchten wir den Gleichstellungsprozess weiter beschleunigen und ermutigen Wissenschaftlerinnen ganz klar, ihren Karriereweg zu gehen und nicht aufzuhören, sich für Forschung zu begeistern.“

Es gebe Stolperfallen, aber auch viel Unterstützung. Dabei fördert die Uni Wissenschaftlerinnen in ihrer Karriereentwicklung individuell und bedarfsorientiert. Zum Beispiel mit dem Programm zur Stärkung des Equal Opportunity Prozesses (STEP). Das Programm umfasst verschiedene Förderlinien. So unterstützt die Uni ihre Forscherinnen dabei, strategische Partnerschaften auszubilden und zu intensivieren: Sie finanziert Tagungsaufenthalte und fördert Netzwerktreffen, damit Forscherinnen ihre eigenen Forschungsergebnisse einem internationalen Publikum vorstellen können. Außerdem stehen Mittel zur Verfügung, damit Professorinnen nach ihrer Berufung oder Bleibeverhandlung schneller ihre Forschungstätigkeit aufnehmen und ausbauen können oder bei erhöhter Gremienarbeit entlastet werden.


Prof. Dr. Sabine N. Meyer

Prof. Dr. Sabine N. Meyer arbeitet am Institut für Anglistik, Amerikanistik und Keltologie. In ihrem aktuellen Forschungsprojekt beschäftigt sie sich mit dem Verhältnis von Ästhetik und Politik in der zeitgenössischen Literatur und Kultur von nordamerikanischen Künstler*innen, die sich als Schwarz und indigen identifizieren.

Warum haben Sie sich für die Wissenschaft entschieden?

Für mich bedeutet wissenschaftliches Arbeiten ein Zustand permanenter physischer und mentaler Mobilität, der es einem verbietet, sich auf gedanklichen Positionen auszuruhen und in gewohnten Denkformationen zu verharren. Die Wissenschaft eröffnet einen einzigartigen Raum für lebenslanges Forschen und Lernen, für einen beständigen Austausch über die Grenzen von Kulturen und Disziplinen hinweg. Sie erlaubt es, jungen Menschen und einer breiteren Öffentlichkeit Zugang zu verschaffen zu intensiv erarbeiteten Einsichten und Wissen, das (so die Hoffnung!) dazu beiträgt, vergangene und gegenwärtige Hierarchien und Arbeitsweisen unserer Gesellschaft transparenter und verständlicher zu machen und kritisch zu beleuchten.

Was war eine Hürde auf Ihrem Weg als Wissenschaftlerin?

Eine der größten Hürden einer Wissenschaftslaufbahn ist das ständige Wissen, dass man sich auf einer herausfordernden Reise befindet, deren erfolgreicher Abschluss in den meisten Fällen sehr lange ungewiss bleibt. Man muss für etwas brennen und sich mit aller Kraft innerhalb eines hochkompetitiven Umfelds behaupten und sich gleichzeitig immer vor Augen halten, dass der Berufstraum womöglich nicht realisiert werden kann. Diese mentale Hürde muss man meistern, um während der Wegstrecke, die gemeinhin als „Nachwuchsphase“ bezeichnet wird, guten Mutes zu bleiben und innere Freiheit zu wahren.

Was sagen Sie Frauen, die in die Wissenschaft gehen möchten?

Besonders für Frauen ist es enorm wichtig, solide Netzwerke aufzubauen. Mir haben auch Mentoring-Programme und andere universitäre Förderangebote für Nachwuchswissenschaftlerinnen sehr geholfen. Wissenschaftlerinnen, vor allem diejenigen, die auch Mütter sind, müssen sich ein „dickes Fell“ zulegen. Das Gefühl, es sei „nicht genug“ (nicht ausreichend Zeit für Wissenschaft und Beruf, nicht genug Zeit mit Kind(ern) und Familie), das insbesondere von außen an Wissenschaftlerinnen in Führungspositionen herangetragen wird, aber auch in unserem Inneren aufgrund von Sozialisation tief verwurzelt ist, ist ein ständiger Begleiter. Programme wie STEP sind eine wertvolle Unterstützung. Eine zusätzliche Mitarbeiterstelle hat enorm zu meiner Entlastung beigetragen, gerade in der Anfangszeit. Zudem unterstützt mich die zusätzliche Postdoc-Stelle maßgeblich bei der Planung und Umsetzung von Drittmittelvorhaben.


Dr. Laura Surace

Dr. Laura Surace arbeitet am Institut für Klinische Chemie und Klinische Pharmakologie (ICCCP) der Uniklinik
und erforscht den Tumor-Immunstoffwechsel (Immunmetabolismus). Sie möchte herausfinden, wie Tumoren, die in verschiedenen Geweben entstehen, durch spezifische Stoffwechseleigenschaften charakterisiert werden und wie Ernährung und Lebensstil diesen Prozess beeinflussen.

Warum haben Sie sich für die Wissenschaft entschieden?

Ich habe die Biologie schon immer geliebt. Ich halte es für ein Privileg, eine Frage über die Funktionsweise unseres Körpers stellen zu können und die Möglichkeit zu haben, sie zu beantworten. Jeden Tag kann ich theoretisch etwas Neues entdecken, das noch niemand zuvor gesehen hat, und das könnte sich als wichtige Information für die wissenschaftliche Gemeinschaft erweisen und der Gesundheit der Menschen auf der ganzen Welt zugutekommen. Wissenschaftlerin zu sein bedeutet für mich, der Gemeinschaft zu dienen. Wir arbeiten daran, besser zu verstehen, wie unser Körper funktioniert und wie wir die Gesundheit aller verbessern können. Trotz der Herausforderungen, die die wissenschaftliche Laufbahn mit sich bringt, lohnt sich der Weg. Ich schätze mich glücklich, diesen Beruf auszuüben, weil mir meine Forschungsarbeit wirklich am Herzen liegt.

Was war eine Hürde auf Ihrem Weg als Wissenschaftlerin?

Es ist definitiv eine Herausforderung, sich als Frau der wissenschaftlichen Karriere zu stellen. Die Wissenschaft war ganz klar viele Jahre lang eine „Männerwelt“. Dank vieler Maßnahmen hat sich das schon verbessert. Aber es muss mehr passieren, damit es fair zugeht und Gleichstellung Wirklichkeit wird. Dank des STEP-Programms mit finanziellen Mitteln konnte ich die Zeit zwischen meinem Postdoc und meiner Position als Gruppenleiterin überbrücken. Während dieser Zeit konnte ich erste Forschungsergebnisse erzielen, eine kompetitive Drittmittelförderung der Deutschen Krebshilfe einwerben und deshalb heute schon mein eigenes Labor eröffnen.

Was sagen Sie Frauen, die in die Wissenschaft gehen möchten?

Mein Ratschlag gilt für Frauen und Männer: Gib niemals auf und glaube an dich. Die Wissenschaft braucht leidenschaftliche Menschen, die neugierig sind, die mehr über das verstehen wollen, was um uns herum passiert. Die Wissenschaft lebt von genau solchen Menschen. Es gibt viele Schwierigkeiten auf dem Weg in die Wissenschaft, aber die besten Dinge sind meistens die, die am schwierigsten zu erreichen sind!


Prof. Dr. Jing Zeng

Prof. Dr. Jing Zeng arbeitet am Institut für Finanzmarktökonomie und Statistik (IFS). Sie analysiert theoretisch die Interaktion zwischen Institutionen innerhalb des Finanzsystems, um die in der realen Welt beobachteten Marktergebnisse zu verstehen und politische Implikationen zur Verbesserung der Effizienz und Stabilität eines Finanzsystems abzuleiten.

Warum haben Sie sich für die Wissenschaft entschieden?

Weil ich die Idee der Forschung liebe, immer auf der Suche nach der ultimativen Wahrheit zu sein und die Chance habe, etwas Wirkungsvolles und Bleibendes für die Gesellschaft zu schaffen. Unabhängig von meinen Forschungsergebnissen erfordert meine Tätigkeit kritisches Denken und Kreativität. Das ist eine äußerst intellektuell anregende und lohnende Erfahrung.

Was war eine Hürde auf Ihrem Weg als Wissenschaftlerin?

Eine besondere Herausforderung war für mich der Übergang von der Promotion zu einer unabhängigen Forscherin als Assistenzprofessorin, die für ihre eigene Forschungsagenda verantwortlich ist. Durch viel Erkunden und dank großartiger Forscher, die ich kennengelernt habe und die zu meinen Mentoren wurden, war ich in der Lage, einen Weg zu finden, der meinen Fähigkeiten und Forschungsinteressen am besten entspricht, und einen Forschungsbereich zu finden, zu dem ich einen Beitrag leisten kann. Dies führte dazu, dass ich die nächste Stufe meiner akademischen Laufbahn als außerordentliche Professorin erreichen konnte, die durch das STEP-Programm finanziert wird.

Was sagen Sie Frauen, die in die Wissenschaft gehen möchten?

Das Wichtigste ist, dass eine Forscherin von ihrem Interesse und ihrer Leidenschaft für die Forschung überzeugt ist. Solange wir an unsere Arbeit glauben, spielen äußere Faktoren keine Rolle. Denn es gibt immer einen Weg, sich durch den Prozess zu navigieren und sein Ziel zu erreichen. Forschung kann manchmal ein einsames Unterfangen sein. In solchen Momenten sind die eigene Leidenschaft und Überzeugung die Richtschnur. Tanja Kühn-Söndgen

Prof. Dr. Jing Zeng
Prof. Dr. Jing Zeng - Prof. Dr. Jing Zeng arbeitet am Institut für Finanzmarktökonomie und Statistik (IFS). Sie analysiert theoretisch die Interaktion zwischen Institutionen innerhalb des Finanzsystems, um die in der realen Welt beobachteten Marktergebnisse zu verstehen und politische Implikationen zur Verbesserung der Effizienz und Stabilität eines Finanzsystems abzuleiten. © Gregor Hübl / Uni Bonn
Dr. Laura Surace
Dr. Laura Surace - Dr. Laura Surace arbeitet am Institut für Klinische Chemie und Klinische Pharmakologie (ICCCP) der Uniklinik und erforscht den Tumor-Immunstoffwechsel (Immunmetabolismus). Sie möchte herausfinden, wie Tumoren, die in verschiedenen Geweben entstehen, durch spezifische Stoffwechseleigenschaften charakterisiert werden und wie Ernährung und Lebensstil diesen Prozess beeinflussen. © Gregor Hübl / Uni Bonn
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