09. Mai 2022

Solidarität und Hilfsbereitschaft Solidarität und Hilfsbereitschaft: Universität Bonn bündelt Angebote für Geflüchtete

Universität Bonn bündelt Angebote für Geflüchtete

Der Angriff Russlands auf das souveräne Nachbarland Ukraine hat weltweit Entsetzen ausgelöst. Der Krieg wirkt sich auf beinahe alle Lebensbereiche aus – auch auf die Universitäten. An der Universität Bonn wurden in kürzester Zeit zahlreiche Hilfsangebote entwickelt, die Solidarität mit den Betroffenen ist groß. Gleichzeitig wurden Kooperationen mit russischen Einrichtungen vorerst auf Eis gelegt.

Eine Menschenkette durch die Stadt.
Eine Menschenkette durch die Stadt. - Rund 2500 Menschen hatten sich zwischen der Bonner Universität und der Villa Hammerschmidt am Rheinufer versammelt. © Niklas Schröter / Uni Bonn
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In Erwartung einer wachsenden Zahl von Geflüchteten auch aus akademischen Zusammenhängen hat die Universität Bonn unmittelbar nach Ausbruch des Ukraine-Krieges Hilfsangebote aufgestellt und auf einer vom Dezernat für Internationales betreuten zentralen Informationsseite gebündelt. Es wurde eine Hotline eingerichtet, um Betroffenen möglichst einfach Hilfs- und Beratungsangebote bereitzustellen. An der Universität sind derzeit rund 120 Studierende aus der Ukraine eingeschrieben. Für sie wurden prüfungsrechtliche Erleichterungen geschaffen und Informationen über finanzielle und psychosoziale Unterstützung gebündelt. Dabei wird auch auf Stellen außerhalb der Universität verwiesen, die etwa bei der Unterbringung von Angehörigen behilflich sind.

Unterstützung beim Spracherwerb

Gleichzeitig werden an der Universität Vorbereitungen für die Aufnahme von geflüchteten Studierenden und Forschenden getroffen. Studierende, die ihr Studium an der Bonner Universität fortsetzen möchten, benötigen in erster Linie die für das Studium erforderlichen Sprachkenntnisse. Kurzfristig konnten noch zum Sommersemester die ersten Interessierten in einem vorbereitenden Deutschkurs unterge­bracht werden. Unterstützung beim Spracherwerb für Neuzugewanderte steht auch im Mittelpunkt des Moduls „MitSprache“ der Philosophischen Fakultät, das von der Abteilung für Interkulturelle Kommunikation und Mehrsprachigkeitsforschung in Kooperation mit dem Caritasverband für die Stadt Bonn angeboten wird. Entwickelt wurde das Modul im Jahr 2016 aufgrund der großen Nachfrage von Studierenden, die bei der Integration Geflüchteter helfen wollten. Seit dem Sommersemester 2021 kann es von Studierenden aller Fakultäten belegt werden.

Die Universität Bonn hat bereits vielfältige Erfahrung in der Betreuung gefährdeter Forschender: Seit Jahren engagiert sie sich als Gründungsmitglied der deutschen Sektion des weltweiten Netzwerks Scholars at Risk aktiv für gefährdete Forschende, die aufgrund von Verfolgung oder Gewalt nicht mehr in ihren Heimatländern arbeiten können. Die Universität stellt dazu etwa Informationen über Förderangebote der EU, des DAAD und weiterer Stellen bereit.

Kooperationen mit Russland auf Eis

Die Universität hat im Schulterschluss mit allen Wissenschaftsorganisationen in Deutschland beschlossen, bis auf Weiteres alle Kooperationen mit russischen Partnereinrichtungen „einzufrieren“. Finanzielle Transfers wurden eingestellt und es werden keine neuen Projekte mehr begonnen. Was dies konkret für die Universität Bonn bedeutet, erklärt Prof. Dr. Birgit Ulrike Münch, Prorektorin für Internationales: „Es bestehen derzeit im Verhältnis zur Gesamtzahl unserer internationalen Kooperationen nur wenige mit Russland. Mit vier russischen Hochschulen unterhalten wir Kooperationsvereinbarungen auf Universitäts- bzw. Fakultätsebene. Ferner existieren rund zehn Drittmittelprojekte, an denen russische Partner:innen beteiligt sind.“

Der Ausbruch des Ukraine-Kriegs hat zahlreiche Fragen aufgeworfen und erzeugt nachhaltigen Klärungs- und Informationsbedarf in der Öffentlichkeit. An der Universität Bonn gibt es zahlreiche Fachleute, die den Themenkomplex aus verschiedenen Perspektiven erforschen – vom Völkerrecht über Internationale Beziehungen bis hin zu rohstoffpolitischen Fragen. Viele von ihnen haben sich seit Beginn der Krise als Ansprechpersonen für die Medien zur Verfügung gestellt und widmen sich mit erheblichem Einsatz den Fragen und Interviewwünschen der Medien. Eine zentrale Rolle spielt dabei etwa das Center for Advanced Security, Strategic and Integration Studies (CASSIS), das zum russischen Angriff auf die Ukraine und dessen geopolitischen Auswirkungen mit zahlreichen Expert:innen ein ausführliches Dossier veröffentlicht hat.

Viele Solidaritätsaktionen

Kurz nach Kriegsausbruch hatten Bonner Studierende im Bonner Hofgarten zu einer Demonstration gegen die Gewalt in Osteuropa aufgerufen. Als eindrucksvolles Zeichen der Solidarität war an dem Abend die Fassade des Uni-Hauptgebäudes in den ukrainischen Farben Blau und Gelb angestrahlt worden.

„Give Peace a Chance!“ war am 20. März vom Uni-Hauptgebäude über die Rheinpromenade bis zum Campus der Vereinten Nationen zu hören. Mit einer singenden Menschenkette haben rund 2.500 Bonner:innen ihrer Solidarität mit den Menschen in der Ukraine Ausdruck verliehen. Initiiert wurde die Aktion vom Internationalen Chor der Universität Bonn gemeinsam mit dem Referat für Internationale Studierende des AStA. Dank einer Videoaufzeichnung wird sie nachhaltig in Erinnerung bleiben.

Die Universitätsgesellschaft Bonn (UGB) hat ihre Mitglieder und Externe zu einer Spendenaktion mit dem Verwendungszweck „Hilfe Ukraine“ aufgerufen. Mit den Spenden möchte die UGB internationalen Studierenden und Forschenden helfen, die durch den Krieg in der Ukraine in eine finanzielle Notlage geraten sind. Mit der Unterstützung können etwa die laufenden Lebenshaltungskosten gedeckt und das Studium oder Forschungen weitergeführt werden. „Jeder Beitrag zählt und wird vor Ort eingesetzt“, heißt es in dem Spendenaufruf.

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