04. Dezember 2019

Neuer Mähdrescher: Klein, aber oho! Neuer Mähdrescher: Klein, aber oho!

Während in der Landwirtschaft der Trend zu immer größeren Maschinen geht, haben die Wissenschaftler auf dem Campus Klein-Altendorf der Universität Bonn einen besonders kleinen Mähdrescher angeschafft: Dieser „Zwerg“ wird speziell auf den Versuchsparzellen eingesetzt, die nicht breiter als anderthalb Meter sind. Zum Vergleich: Herkömmliche Mähdrescher haben eine Schnittbreite von mindestens drei bis über zehn Meter.

Blick vom Führerstand aus:
Blick vom Führerstand aus: - "Die Maschine ist das Modernste, was die Erntetechnik im Moment auf den Markt hat", ist Prof. Dr. Ralf Pude, Geschäftsführer der Außenlabore, überzeugt. © Foto: Volker Lannert/Uni Bonn
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„Diese Maschine ist das Modernste, was die Erntetechnik im Moment auf dem Markt hat“, sagt Prof. Dr. Ralf Pude, Experte für Nachwachsende Rohstoffe und Geschäftsführer der Außenlabore Agrar, Geodäsie, Ernährung. Der Campus Klein-Altendorf sei die erste Forschungseinrichtung, die so einen High-Tech-Mähdrescher besitzt.

Durch ein paar technische Veränderungen kann die Maschine eine Vielzahl von Kulturen ernten: Nicht nur herkömmliche Feldfrüchte wie Getreide und Körnermais, sondern auch Sojabohnen und Arzneipflanzen wie Bohnenkraut und Fenchel. „Somit ist der Campus Klein-Altendorf für alle möglichen zukünftigen wissenschaftlichen Fragestellungen hervorragend aufgestellt“, sagt Pude.

Der neue Parzellenmähdrescher verfügt über ein Selbstreinigungssystem im Inneren, weshalb er sehr viele Einzelparzellen ohne Verunreinigungen ernten kann. Darüber hinaus wiegt die Maschine automatisch Erntegut und Stroh – zwei in der Wissenschaft wichtige Parameter. Schließlich wollen die Forscher wissen, wie viel Biomasse auf den einzelnen Parzellen gewachsen ist.

Hochtechnologie im Innenleben

In dem Zwerg ist viel Hochtechnologie verbaut. „Schon während der Erntearbeiten können aus den einzelnen Versuchsparzellen Proben in verschiedenen Mengen gezogen werden“, sagt Pude. Sie kommen direkt in der Fahrerkabine an und werden automatisch mit einem Etikett und einem Protokoll versehen. Alle Daten lassen sich auf einem USB-Stick speichern. „Wir arbeiten an einer Weiterentwicklung, damit die Daten direkt versendet werden können“, blickt der Geschäftsführer in die Zukunft.

Ein „rollendes Labor“ – der Mähdrescher ermittelt nicht nur Inhaltsstoffe und Feuchtegrad des Ernteguts, sondern etwa auch Öl - und Proteingehalt sowie die Backqualität von Getreide. „Erweiterungsfähig ist dieses Gerät noch auf Kenngrößen wie Stärke, Korngrößen und einiges mehr“, berichtet Pude. „Damit wird eine Aufarbeitung im Labor nicht mehr so aufwendig beziehungsweise entfällt ganz.“

Vielfältiger Einsatz in der Wissenschaft

Der wissenschaftliche Einsatz des Parzellenmähdreschers ist vielfältig: Jedes Forschungsprojekt, das auf dem Campus Klein-Altendorf mit Feldfrüchten experimentiert, kann auf die Maschine zugreifen. Dies reicht von Pflanzenzüchtung und Pflanzenbau über Pflanzenschutz und Pflanzenernährung bis hin zur Erprobung neuer Sensortechnik. Auch im Exzellenzcluster „PhenoRob – Robotik und Phänotypisierung für Nachhaltige Nutzpflanzenproduktion“ der Universität Bonn wird der Mähdrescher seine Arbeit erledigen. Dabei geht es darum, wie Robotik und automatisierte Software zu einer nachhaltigen Produktion beitragen können.

Angesichts der technischen Ausstattung steht der Zwerg hinsichtlich der Anschaffungskosten seinen großen Kollegen in nichts nach. Das Geld haben die Wissenschaftler über mehrere Jahre angespart, um die veralteten Parzellenmähdrescher zu ersetzen. Die Investition lohnt sich ganz offensichtlich. Pude: „Der Sprung von den alten zum Hochtechnologie-Mähdrescher ist riesig: Ein Vergleich wäre ein VW-Käfer mit einem Audi Q7!“

Der Parzellenmähdrescher im Video in Aktion:

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Der neue Parzellenmähdrescher
Der neue Parzellenmähdrescher - ist auf Versuchsflächen spezialisiert, die nicht breiter als anderthalb Meter sind. © Foto: Volker Lannert/Uni Bonn
Ein "rollendes Labor":
Ein "rollendes Labor": - Der Mähdrescher ermittelt automatisch nicht nur Inhaltsstoffe und Feuchtegrad des Ernteguts, sondern etwa auch Öl- und Proteingehalt. © Foto: Volker Lannert/Uni Bonn
Der wissenschaftliche Einsatz des Parzellenmähdreschers ist vielfältig:
Der wissenschaftliche Einsatz des Parzellenmähdreschers ist vielfältig: - von Pflanzenzüchtung über Pflanzenschutz bis hin zur Erprobung neuer Sensortechnik. © Foto: Volker Lannert/Uni Bonn
Hochtechnologie auf Rädern:
Hochtechnologie auf Rädern: - Die technische Ausstattung des Mähdreschers ist beeindruckend. © Foto: Volker Lannert/Uni Bonn
Auf dem Campus Klein-Altendorf der Universität Bonn
Auf dem Campus Klein-Altendorf der Universität Bonn - wird der Mini-Mähdrescher eingesetzt. Neben herkömmlichen Feldfrüchten wie Getreide und Körnermais kann er auch Arzneipflanzen ernten. © Foto: Volker Lannert/Uni Bonn
Während der Ernte
Während der Ernte - können Proben aus den Versuchsparzellen gezogen werden, die direkt in der Fahrerkabine ankommen und dort etikettiert und protokolliert werden. © Foto: Volker Lannert/Uni Bonn
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