21. Mai 2019

Nacktfarne und Mammutbäume im Goldfuß-Museum Nacktfarne und Mammutbäume im Goldfuß-Museum

Rheinische Pflanzenfossilien aus 400 Millionen Jahren Erdgeschichte: Ausstellung über Bürgerwissenschaftler ab dem 28. Mai 2019 bis 30. April 2020

Nach erfolgreicher digitaler Erschließung der Sammlung Goßmann zeigt das Goldfuß-Museum der Universität Bonn ab dem 28. Mai 2019 Fundstücke aus 400 Millionen Jahren Erdgeschichte des Rheinlands. Die Fossilien-Sammlung Goßmann zählt heute schon deutschlandweit zu den besten von Bürgerwissenschaftlern zusammengetragenen Sammlungen. Portraits und Funde weiterer Privatsammler zeigen den großen Wert von ehrenamtlichem Engagement für naturwissenschaftliche Forschung im Goldfuß-Museum bis zum 30. April 2020.

Universität im Unterdevon
Universität im Unterdevon - Die Montage zeigt die Universität in der Pflanzenwelt des Unterdevons vor etwa 400 Millionen Jahren. © Montage: Ruta Stulpinaite / Universität Bonn 2019
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Rolf Goßmann erhielt 2016 den Rheinlandtaler des Landschaftsverbands Rheinland (LVR) für seine jahrzehntelangen Leistungen für die Bewahrung und Erforschung der rheinischen Pflanzenfossilien. Seine Ehefrau Anne Goßmann hat ihn als professionelle Präparatorin und Sammlungsverwalterin dabei wesentlich unterstützt. Ihre Sammlung haben Rolf und Anne Goßmann inzwischen dem Goldfuß-Museum im Institut für Geowissenschaften der Universität Bonn gestiftet. Dort inventarisierte und digitalisierte die Sammlung ein Team um den Master-Absolventen Philipp Knaus; auch dies wurde vom LVR gefördert. Aktuelle Schenkungen von zahlreichen Sammlern haben das Goldfuß-Museum weiter bereichert.

Paläontologie und Bürgerwissenschaftler

Am 28. Mai 2019 wird eine Ausstellung über Paläontologie und Bürgerwissenschaftler im Goldfuß-Museum eröffnet. Sie stellt zentrale Funde, die Persönlichkeiten dahinter und die Fundorte vor und zeigt die Möglichkeiten und die Bedeutung von Privatsammlungen für die Paläontologie des Rheinlands. Die titelgebenden Nacktfarne und Mammutbäume stehen für die frühen Landpflanzen aus der Devonzeit und die subtropische Flora der Rheinischen Braunkohle. Aus diesen beiden Schichten stammen die wichtigsten Stücke der Ausstellung.

Mehr als zwei Jahre hat Wissenschaftliche Mitarbeiter Philipp Knaus die Sammlung bearbeitet und inventarisiert, unterstützt von Sammlungsverwalter Dr. Georg Heumann sowie den studentischen Hilfskräften Darius Nau, Nils Henkemeier und Heitor Sartorelli. Projektleiter ist Prof. Dr. Martin Sander. "Die Sammlung Goßmann ergänzt und stärkt die paläobotanische Sammlung des Instituts erheblich.“, erklärt Prof. Dr. Martin Sander. Goßmann hatte nie eine universitäre Funktion übernommen und war doch mit Leib und Seele Wissenschaftler, ein Bürgerwissenschaftler, stellt Knaus nach der intensiven Beschäftigung mit der Sammlung fest.

Goßmann entwickelte beispielsweise eine Methode, mit der Zapfen und Früchte aus der Braunkohle in Polyethylenglykol abriebfest konserviert werden konnten. Vorher waren solche Funde nur im bergfeuchten Zustand perfekt erhalten, bekamen beim Austrocknen aber Risse und zerfielen. Eine Vitrine zeigt das Konservierungs-Rezept zum Nachkochen in jedermanns Küche.

Die Ausstellung umfasst weiter „exzellentes Material von Bärlapppflanzen mit den ersten Blättchen“, wie Philipp Knaus erklärt. „Rolf Goßmann hatte dafür über vierzig Fundstellen im Rheinischen Schiefergebirge nachgewiesen; wir befinden uns daher offenbar mitten im ergiebigsten Fundgebiet weltweit.“ Das Bergische Land offenbarte spektakuläre Funde der ersten Landpflanzen im Baum-Habitus. Um Lindlar herum entstanden einige der ersten Wälder der Erdgeschichte; Belege auch dazu hat der Sammler gewinnen können und dem Goldfuß-Museum nun übergeben.

Karten und Fotos aus den Braunkohle-Tagebauen zeigen in der Ausstellung, wo der Bürgerwissenschaftler Goßmann gearbeitet hat und wie tief Bürgerwissenschaftler über Versteinerungen in die Geschichte und Ursprünge der Pflanzen eingedrungen sind. Die Sammlung umfasst die Abbildungsoriginale aus den bisherigen Publikationen von Rolf Goßmann und seinen Co-Autoren.

Wesentliche Beiträge der Bürgerwissenschaftler

Die Schau im Goldfuß-Museum verdeutlicht, welchen Weg diese Funde seit ihrer Entdeckung genommen haben, bevor sie nun öffentlich gezeigt werden können. Auf diese Weise stellt die Ausstellung auch die Methoden und Instrumente der Forschung vor. Dazu treffen die Besucher auch auf einen original erhaltenen Sammlungsschrank sowie auf die Darstellung eines Aufschlusses.

Portraits der 15 wichtigsten regionalen Bürgerwissenschaftler, die dem Institut zuletzt Fossilien zur Verfügung gestellt haben, zeigen die Personen hinter den Objekten. Vom Volkswirt über die Hausfrau bis zum Bergmann können die Motivationen ebenso verschieden sein, wie ihre jeweilige Arbeitsmethoden und Erkenntnisse. "Die Sammlungen tragen wesentlich zur Präsentation und zur Kommunikation der Fortschritte in der Bearbeitung der rheinischen Bodendenkmäler von paläobotanischer Seite bei", ordnet Sander die Bedeutung der Bürgerwissenschaftler ein.

Datenbank WissKI im KOSMOS-Projekt

Für bestmögliche wissenschaftliche Verwertbarkeit setzt das Steinmann-Institut auf das online-gestützte Katalogsystem WissKI: Wissenschaftliche Kommunikations-Infrastruktur. Das BMBF-geförderte Verbundprojekt „KOSMOS“ an der Universität Bonn verknüpft künftig mittels WissKI sämtliche Bonner Sammlungen und eröffnet den Zugang online. Mit den Katalogeinträgen werden Fotos, Publikationen, 3D-Modelle, Fundpunktdaten u.a.m. miteinander vernetzt, hier über die klassischen, über Jahrhunderte entwickelten Grenzen der Disziplinen und Fächer hinweg.

Inventarisierung nun abgeschlossen

Die Sammlung Goßmann wird nun auf 130 Quadratmetern eines Magazins auf dem neuen Campus Poppelsdorf der Uni Bonn archiviert. Die optimale Lagerung durch Kompaktanlagen, Schwerlastregale und Klimatisierung ist für die geologisch-paläontologischen Objekte gesichert. Die Inventarisierung wurde Anfang Mai abgeschlossen. Es handelt sich schlussendlich um über 13.000 Inventarnummern für mehr als 50.000 Objekte.

Das Goldfuß-Museum ist erprobt in der öffentlichen Vermittlung der Erdgeschichte des Rheinlandes und hatte dazu stets auch die Unterstützung des Sammlerpaars Goßmann. So wurden bereits 1996 mit der Braunkohleausstellung und 2008 mit der Devon-Ausstellung Objekte der Goßmann-Sammlung öffentlich präsentiert. Jetzt wird mit der neuen Ausstellung die gesamte Evolution der Landflora im Rheinland nachgezeichnet.

Vergleichsstücke in den Botanischen Gärten

Die Botanischen Gärten der Universität Bonn unterstützen die Ausstellung. Dort sind die botanischen Vergleichsstücke zu den im Goldfuß-Museum gezeigten Fossilien an verschiedenen Stellen zu besichtigen. Die Ausstellung läuft im Goldfuß-Museum ab 28. Mai 2019 bis 30. April 2020. Weitere Informationen zur Ausstellung finden Sie unter
https://www.steinmann.uni-bonn.de/museen/goldfuss-museum.

Kontakt für die Medien

bis 30. Mai 2019:
Philipp Knaus, Wissenschaftlicher Mitarbeiter
Goldfuß-Museum, Universität Bonn, Nussallee 8, 53115 Bonn
Tel. 01577-2454075
E-Mail: knaus@uni-bonn.de

ab 31. Mai 2019:
Prof. Dr. Martin Sander, Direktor
Goldfuß-Museum, Universität Bonn, Nussallee 8, 53115 Bonn
Tel. 0228-73-3105
E-Mail: goldfuss-museumsteam@uni-bonn.de

Während der Inventarisierung
Während der Inventarisierung - Die Objekte der Sammlung Goßmann während der Inventarisierung im Keller des Instituts. © Foto: Philipp Knaus / Universität Bonn 2018
Kiefernzapfen
Kiefernzapfen - Die Kiefernzapfen, Plinus Timerli, aus dem Pliozän im Tagebau Hambach, © Foto: Philipp Knaus / Universität Bonn 2019
Frühe Landpflänzchen
Frühe Landpflänzchen - Sciadophyton laxum: aus dem Unterdevon des Steinbruchs Köppen, Waxweiler, Eifel. © Foto: Philipp Knaus 2018
Fossil aus dem Braunkohletagebau
Fossil aus dem Braunkohletagebau - Sammler Rolf Gossmann in seinem Keller mit Philipp Knaus: in ihren Händen ein Fossil aus dem Obermiozän, etwa 10 Millionen Jahre alt, aus dem Braunkohle-Tagebau Hambach. © Foto: Philipp Knaus / Universität Bonn 2019
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