11. Mai 2018

„Das Aua fliegt durchs Fenster“ – Medikamente und Worte „Das Aua fliegt durchs Fenster“ – Medikamente und Worte

Dr. Eckart von Hirschhausen hält Gastvortrag im Pharmazeutischen Institut

Initiiert durch eine ehemalige Studentin und im feierlichen Rahmen des 200-jährigen Bestehens der Rheinischen Friedrich-Wilhelms-Universität Bonn, hielt Dr. Eckart von Hirschhausen einen Gastvortrag am Pharmazeutischen Institut, in dem er ein leidenschaftliches Plädoyer für die heilende Wirkung von Worten und Humor führte.

Vor dem Pharmazeutischen Institut:
Vor dem Pharmazeutischen Institut: - Dr. Eckart von Hirschhausen und Prof. Dr. Ulrich Jaehde (rechts). © Foto: Alexandra Lins/Eduard Graf
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Er hatte eine klare Mission: „Jeder geht heute mit mindestens einem positiven Gedanken nach Hause, das ist mein Anspruch“, erklärte Dr. Eckart von Hirschhausen gleich zu Beginn seines Gastvortrages am Dienstagabend im Hörsaal I des Pharmazeutischen Instituts der Universität Bonn. Damit dies gelingen konnte, gab der Mediziner, Autor und Kabarettist mit langjähriger Bühnenerfahrung Vollgas. Und so war sein Vortrag von Anfang an ein klein wenig mehr als das: Er war eine Quelle der Inspiration, Unterhaltung, Bühne großer Ideen und vor allem: des Humors!

Trotz der sommerlichen Temperaturen war der Hörsaal voll besetzt. Ein großer Teil derer, denen der Erfinder des „Medizinischen Kabaretts“ hier gegenüberstand, waren Studierende der Pharmazie: Junge Naturwissenschaftler, angehende Apothekerinnen und Apotheker, kritisch-reflektierende Menschen der Wissenschaft. Es sei ihm eine Herzensangelegenheit, ebendiese zu motivieren, den ganzheitlichen Blick auf die Gesundheit des Menschen nicht aus dem Blick zu verlieren.

Oft würden Menschen zu schnell zu viele Medikamente verschrieben, kritisierte von Hirschhausen. Dass Patienten sich nur allzu bereit darauf einließen, werde einem schon in der Kindheit antrainiert: „Fällt heute ein Kind von der Schaukel, laufen sofort fünf Mütter los, bewaffnet mit einem Mittel gegen Schwellungen.“ Parodiert von Hirschhausen Spielplatzszenen, die er oft beobachtet habe: „Dem Kind wird dadurch suggeriert, dass es eine unfassbar schlimme Verletzung hat, die man sofort behandeln muss. Wenn ich früher gestürzt bin, sagte meine Mutter nur: ‚Das wird schon wieder.‘ Dann pustete sie und meinte: ‚schau mal Eckart, das Aua fliegt zum Fenster raus!‘ Und Sie können sicher sein: Ich habe das Aua fliegen sehen!“

Dies war nur eines vieler Beispiele, bei dem zu spüren war: Dem Mann, den viele aus dem Fernsehen oder von Büchercovern kennen, die in den Bestseller-Regalen stehen, ist es ernst mit seiner Mission. Er will die Gesundheitsbranche wachrütteln und angehenden Medizinern und Ärzten vermitteln, wie wichtig es ist, kommunikative Fähigkeiten zu stärken und sie als entscheidendes Behandlungsinstrument zu begreifen.

Dem sogenannten „Beipackzetteldeutsch“ sagt er dagegen den Kampf an: „Wir formulieren einen Beipackzettel so, dass er Juristen eines Unternehmens zufrieden stellt. Mit dem Resultat jedoch, dass er den Menschen Angst macht“, so von Hirschhausen: „Ich bin zutiefst davon überzeugt, dass auch Worte heilen können. Es müssen nur die richtigen sein“, resümierte der selbsterklärte Fan des Placebo-Effekts, der seines Erachtens zu oft als bloße Täuschung des Patienten abgetan wird. Dabei könne niemand die positive Wirkung dieses „Zauberwirkstoffes“ abstreiten: „Der Wirkstoff ist Empathie – und der wirkt! Ebenso wie Glaube, Liebe oder Hoffnung.“

Solch pathetisch anmutende Worte kamen ihm ebenso mühelos über die Lippen wie spitzzüngige Scherze. Diese beflügelnde Mischung aus Wissen und Unterhaltung sorgte wohl auch dafür, dass das Publikum in der abschließenden Feedbackrunde ziemlich einig schien, was die anfängliche Mission von Hirschhausens anging – und so ging dieser Vortragsabend mit positiven Gedanken zu Ende.
 

Voll besetzter Hörsaal:
Voll besetzter Hörsaal: - Dr. Eckart von Hirschhausen hielt ein leidenschaftliches Plädoyer für die heilende Wirkung von Worten und Humor. © Foto: Alexandra Lins/Eduard Graf
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