15. Dezember 2016

Von Straßen unberührte Lebensräume schwinden Von Straßen unberührte Lebensräume schwinden

Eine neue Weltkarte zeigt, dass die Erde immer mehr von Straßen zerschnitten wird. Die Größe der unberührten Gebiete nimmt immer mehr ab. Die Studie, die nun im renommierten Fachjournal „Science“ erschienen ist, wurde federführend von Wissenschaftlern der Hochschule für nachhaltige Entwicklung Eberswalde und der Polnischen Akademie der Wissenschaften unter Beteiligung des Zentrums für Entwicklungsforschung (ZEF) der Universität Bonn erstellt.

Straßen zerschneiden Lebensräume
Straßen zerschneiden Lebensräume - und beeinträchtigen dadurch die Funktion von Ökosystemen. © Foto: Prof. Pierre Ibisch
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Die beteiligten Forscher nennen es „infektiöse Entwicklung“: Wird eine Straße gebaut, zieht sie weitere nach sich und die betroffenen Landschaften wandeln sich. Durch die Zerschneidung könne der Genaustausch zwischen Tierpopulationen erschwert, die Ausbreitung von Krankheiten begünstigt, die Bodenerosion verstärkt und die Verschmutzung von Flüssen und Feuchtlandschaften forciert werden. Außerdem werde durch den Straßenbau erst die Zuwanderung von Menschen in entlegene Gebiete ermöglicht und dadurch zum Beispiel auch illegale Abholzung und Wilderei begünstigt.

Die Weltkarte weise die wertvollsten von Straßen unberührten Gebiete aus, sagt Erstautor Prof. Dr. Pierre Ibisch von der Hochschule für nachhaltige Entwicklung Eberswalde. „Häufig handelt es sich dabei um ausgedehnte Ökosysteme, die eine Schlüsselrolle für den Wasserhaushalt und das Klima spielen.“ Das internationale Forscherteam nutzte einen Datensatz über 36 Millionen Straßenkilometer, die sich über das ganze Festland der Erde verteilen. Sie identifizierten 600.000 Gebiete, die nicht direkt von Straßen zerschnitten sind – davon sind nur sieben Prozent größer als 100 Quadratkilometer. Die meisten davon befinden sich in der Tundra, in Nordamerika und Eurasien, Afrika, Südamerika und Südostasien. Nur neun Prozent dieser von Straßen unberührten „Restgebiete“ stehen unter Naturschutz.

„Straßenbau und Infrastrukturentwicklung werden häufig als eine erwünschte Konsequenz von menschlicher Entwicklung und zunehmendem Wohlstand der Bevölkerung angesehen“, sagt Dr. Lisa Biber-Freudenberger vom ZEF der Universität Bonn. „Aber wenn die nachhaltigen Entwicklungsziele der Vereinten Nationen (UN) ernst genommen werden sollen, müsse der Schutz der Biodiversität speziell bei der Infrastrukturentwicklung stärker Berücksichtigung finden.”

Publikation: A global map of roadless areas and their conservation status, Science, DOI: 10.1126/science.aaf7166

Pressemitteilung der Hochschule für nachhaltige Entwicklung Eberswalde: http://www.centreforeconics.org/app/download/5808773358/Press+Release+Science+Roadless_7Dec16.pdf

Karten und Informationen zur Roadless Initative: www.roadless.online

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