14. Dezember 2015

Kämpfer gegen Erblindungen im Alter Kämpfer gegen Erblindungen im Alter

Deutschlandweit erste Professur für Epidemiologie in der Augenheilkunde

Prof. Dr. Robert Finger hilft Patienten, die unter einer Altersabhängiger Makuladegeneration (AMD) oder anderen Erkrankung der Netzhaut, leiden. Im Rahmen der neuen Stiftungsprofessur für ophthalmologische Epidemiologie und neuroretinale Bildgebung an der Augenklinik des Universitätsklinikum Bonn, die von der Else-Kröner-Fresenius-Stiftung und von Novartis unterstützt wird, geht der 36-jährige Spezialist unter anderem Alterungsprozessen im Auge auf den Grund. Ziel ist es, Erblindungen im Alter durch eine verbesserte Früherkennung und Prävention zu verhindern. Prof. Finger war zuvor am Centre for Eye Research Australia tätig und kehrte jetzt nach fünf Jahren wieder nach Bonn zurück.

Deutschlandweit erste Professur für Epidemiologie in der Augenheilkunde:
Deutschlandweit erste Professur für Epidemiologie in der Augenheilkunde: - Prof. Robert Finger an einem Mikroskop für Augenuntersuchungen; © Dr. Inka Väth / Uni Bonn
Alle Bilder in Originalgröße herunterladen Der Abdruck im Zusammenhang mit der Nachricht ist kostenlos, dabei ist der angegebene Bildautor zu nennen.

In Deutschland erblinden heute jährlich etwa 10.000 Menschen neu. Mit zunehmendem Alter steigt das Risiko einer Augenerkrankung, die das Sehen bedroht, stark an. „Wir gehen aufgrund der Alterung der deutschen Bevölkerung von einer deutlichen Zunahme an Erblindungen aus“, sagt Prof. Finger. Dabei geht etwa jede zweite Erblindung auf die altersabhängige Makuladegeneration (AMD) zurück. Bei der AMD sterben allmählich Zellen im Zentrum der Netzhaut ab, der Stelle des schärfsten Sehens. Zweithäufigste Ursache für altersabhängige Sehbehinderungen ist mit 15 Prozent das Glaukom, umgangssprachlich Grüner Star, gefolgt von der diabetischen Retinopathie, einer durch die Zuckerkrankheit bedingten Augenerkrankung.

Früherkennung durch Vergleich mit normaler Alterung des Auges

Das menschliche Auge nimmt mit seinem Linsensystem Bilder aus der Umwelt auf, die das Gehirn verarbeitet. Doch dieses sehr komplexe Sinnesorgan aus Muskeln, Fasern, Häuten, Nerven und Blutgefäßen ist auch einem Alterungsprozess ausgesetzt und die meisten Augenkrankheiten sind eine Folge davon. Daher erhofft sich Prof. Finger von seinen Forschungsarbeiten Aufschlüsse zum einen über den Ablauf einer normalen Alterung sowie über krankheitsbedingte Veränderungen im Auge. „Derzeit sind wir aber noch sehr weit von einem Screening entfernt. Dafür ist die aktuelle Datenlage noch viel zu gering“, konstatiert Prof. Finger. So will er viele Daten über Ursachen von Augenerkrankungen im Alter dazu in umfangreichen Studien sammeln, die auch Informationen über Lebensführung, Umwelteinflüsse liefern. Ziel ist es, Risikofaktoren für eine bessere Prävention zu ermitteln und die Früherkennung zu verbessern.

Aus Australien zurück an den Rhein

„Bei Studien über einen längeren Zeitraum können wir retrospektiv fünf Jahre zurückgehen und so bisher unbekannte Frühzeichen wie beispielsweise Vorstufen der AMD erkennen“, erklärt Prof. Finger. So nahm er gerne im Rahmen der „Else Körner-Fresenius-Förderinitiative für medizinische Spitzenforscher aus dem Ausland“ den Ruf nach Bonn zurückzukehren an. Hier hat er bereits enge Kontakte zur Rheinland Studie geknüpft, welche angesiedelt am Deutschen Zentrum für Neurodegenerative Erkrankungen (DZNE) in den nächsten Jahren bis zu 30.000 Teilnehmer einschließen und über einen Zeitraum von 30 Jahren oder länger auf ihren Gesundheitszustand hin untersuchen und begleiten wird. In Form einer engen Kooperation plant Prof. Finger sich in den nächsten Jahren intensiv in den ophthalmologischen Teil dieser Bevölkerungsstudie einzubringen und das einzigartige Potential im Bereich Augenuntersuchungen für seine Forschung zu nutzen. Bis vor kurzem leitete Prof. Finger den Bereich „Population Health“ am Centre for Eye Research Australia in Melbourne, eines der international renommiertesten augenheilkundlichen Forschungszentren.

Eine immer stärker alternde Bevölkerung erfordert neue Strategien

Blindheit und starke Sehbehinderung schränken die Lebensqualität der Betroffenen deutlich ein. Angehörige, die blinde Partner oder Eltern pflegen, sind ebenfalls oft stark belastet. Die steigende Zahl von Neuerblindungen wird sich zudem direkt auf Kliniken und Kostenträger auswirken, da zusätzliche medizinische Betreuung der Erkrankten und höhere Pflegeleistungen durch Kranken- und Pflegekassen erforderlich werden. So spielt neben Prävention und Früherkennung bei dem Fach „Epidemiologie“ auch die so genannte Versorgungsforschung eine zentrale Rolle. „Durch die demographische Entwicklung stehen wir vor großen Herausforderungen, nicht nur weil die Zahl der jährlichen Neuerblindungen steigt, sondern auch weil die Betroffenen aufgrund der höheren Lebenserwartung länger mit der Krankheit leben werden“, betont Prof. Finger.

Kontakt für die Medien:

Prof. Dr. Dr. Robert P. Finger
Oberarzt an der Klinik für Augenheilkunde
Universitätsklinikum Bonn
Telefon: 0228/287- 15505 (Pforte)
E-Mail: Robert.Finger@ukb.uni-bonn.de

Wird geladen