23. September 2015

Angriff in Syrien zwingt krankes Kind zur Flucht Angriff in Syrien zwingt krankes Kind zur Flucht

Ärzte am Uni-Klinikum Bonn helfen schwer nierenkrankem Mädchen

Aleppo, Syrien 2014: Sabahs Nieren arbeiten nicht mehr richtig und sie braucht dringend eine Dialyse. Während der künstlichen Blutwäsche wird ihr Krankenhaus in Aleppo angegriffen und die junge kurdische Jesidin muss mit ihrer schwangeren Mutter fliehen. Nach Tagen der Flucht findet die sehr geschwächte Sabah – sie wog gerade einmal 16 Kilo - Hilfe am Universitätsklinikum Bonn. Die dortigen Kindernephrologen ergreifen die notwendigen Sofortmaßnahmen, eine Dialyse ist aber erst einmal nicht mehr notwendig. Seitdem betreuen sie die schwer nierenkranke Zehnjährige, die seit kurzem in Bonn auch zur Schule geht.

Schnelle Hilfe für Flüchtlingskind am Uni-Klinikum Bonn:
Schnelle Hilfe für Flüchtlingskind am Uni-Klinikum Bonn: - (v. li.) Prof. Dr. Bernd Hoppe, Sabah und Dr. Markus Feldkötter auf dem Spielplatz der Kinderklinik; © Dr. Inka Väth / Uni Bonn
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Ausgelöst wurden die Nierenprobleme durch eine Refluxerkrankung, wobei der Urin aus der Harnblase immer wieder zurück in den Harnleiter fließt. So hatte Sabah öfter eine Nierenbeckenentzündung und ihre Nieren vernarbten. Lange blieb die Erkrankung in ihrer Heimat unerkannt, so dass Sabah vermutlich über Jahre medizinisch unzulänglich behandelt wurde. „Dabei waren und sind engmaschige Untersuchungen absolut erforderlich. Denn aufgrund ihrer fortgeschrittenen Grunderkrankung kann Sabah auch hier in Deutschland wieder dialysepflichtig werden und auch eine Nierentransplantation kann anstehen“, sagt Prof. Dr. Bernd Hoppe, Leiter des Schwerpunktes pädiatrische Nephrologie und Oberarzt in der Allgemeinen Pädiatrie des Universitätsklinikums Bonn. Zweimal war Sabah bisher in Syrien akut auf eine künstliche Blutwäsche angewiesen, so auch im August 2014 als ihr Krankenhaus in Aleppo angegriffen wurde.

Flucht war lebensbedrohlich

Ihre schwangere Mutter und Sabah mussten Hals über Kopf fliehen. Es blieb noch nicht einmal die Zeit, den Dialyseschlauch am Hals zu entfernen. Mit einer Gruppe von Ärzten erreichten sie nach einer beschwerlichen Wegreise die Türkei. Dabei mussten sie auch ein Minenfeld durchqueren. Von dort aus ergatterten Mutter und Tochter innerhalb von zehn Tagen Plätze in einem Flugzeug nach Deutschland, nachdem die Mutter ihren letzten Schmuck verkauft hatte. Am 16. September 2014 landeten sie am Flughafen Köln/Bonn und die zu der Zeit Neunjährige wurde kurz darauf in die Bonner Uni-Kinderklinik eingeliefert. „Ich war so froh, dass wir es hierher geschafft hatten und meine Tochter eine Chance hatte“, sagt die 37-jährige Mutter.

„Sabah hatte ganz viel Glück. Es ist ein Wunder, dass unsere Patientin keine Infektion am Zugang des Dialyseschlauches oder eine Blutinfektion hatte“, sagt Dr. Markus Feldkötter, Kindernephrologe und Oberarzt in der Allgemeinen Pädiatrie des Universitätsklinikums Bonn. Daher war es ganz wichtig nach Erhalt der ersten Blutwerte den Katheter zu entfernen und anschließend die Nierenfunktion der kleinen Patientin zu stabilisieren. Seither braucht Sabah keine künstliche Blutwäsche. Trotzdem haben ihre Ärzte Vorkehrungen getroffen, sofort bei Bedarf eine Dialyse durchführen zu können.

Hoffnung auf ein baldiges Wiedersehen

„Ich wünsche mir, dass sie wieder ganz gesund wird“, sagt Sabahs Mutter. Seit kurzem geht das junge Mädchen in die Schule und sie lernt gerne. Bezüglich Deutsch bekam sie schon vorher aus dem privaten Umfeld Unterstützung. Derzeit leben sie und ihre Mutter mit ihrem kleinen Bruder, der Anfang März am Universitätsklinikum Bonn geboren wurde, in einem kleinen Zimmer in einem Flüchtlingsheim. Beide danken allen unter anderem den Ärzten, dem Klassenlehrer und der Nachhilfelehrerin, die ihnen geholfen haben. Jetzt hofft die Mutter, endlich bald eine Wohnung zu finden. „Dies ist sehr wichtig. Denn in einer solchen Massenunterkunft kann sich Sabah leicht infizieren und bei jeder noch so kleinen Infektion ist eine akute, dialysepflichtige Verschlechterung möglich“, sagt Prof. Hoppe. Langfristig hoffen Mutter und Tochter endlich den Vater und drei ältere Geschwister, die noch in Syrien sind, wieder in die Arme zu schließen.

Kontakt für die Medien:

Prof. Dr. Bernd Hoppe
Oberarzt in der Allgemeinen Pädiatrie
Universitätsklinikum Bonn
Zentrum für Kinderheilkunde
Telefon: 0228/287-33446
E-Mail: bernd.hoppe@ukb.uni-bonn.de

Dr. Markus Feldkötter
Oberarzt in der Allgemeinen Pädiatrie
Zentrum für Kinderheilkunde
Universitätsklinikum Bonn
Telefon: 0228/287-33489
E-Mail: Markus.Feldkoetter@ukb.uni-bonn.de

Regelmäßige Untersuchungen am Uni-Klinikum Bonn:
Regelmäßige Untersuchungen am Uni-Klinikum Bonn: - Sabah und ihr Arzt Dr. Markus Feldkötter; © Dr. Inka Väth / Uni Bonn
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