18. März 2015

Neue Erkenntnis zur Muskeldystrophie Typ Duchenne Neue Erkenntnis zur Muskeldystrophie Typ Duchenne

Forscher der Universität Bonn und aus Irland finden Ursache für fortgesetzte Bildung von Narbengewebe

Bei der Muskeldystrophie vom Typ Duchenne kommt es zum allmählichen Muskelschwund. Von der Erbkrankheit Betroffene erkranken bereits im Kleinkindalter und sterben als junge Erwachsene, weil Herz- und Atemmuskulatur nicht mehr richtig arbeiten. Bislang ist eine Heilung nicht möglich. Forscher des Instituts für Physiologie II der Universität Bonn haben nun mit Kollegen aus Irland entdeckt, dass das Protein Periostin mit der Erkrankung zusammenhängt. Daraus ergeben sich interessante Ansatzpunkte für neuartige Therapien. Die Wissenschaftler stellen ihre Ergebnisse vorab online im Fachjournal „Proteomics“ vor. Die Druckausgabe erscheint demnächst.

Die Muskeldystrophie vom Typ Duchenne:
Die Muskeldystrophie vom Typ Duchenne: - Links sind die quergeschnittenen Muskeln einer gesunden Maus zu sehen. Rot gefärbt ist das Muskelstrukturprotein Dystrophin an den Fasern. Rechts handelt es sich um eine Duchenne-Maus, bei der das wichtige Protein (rot) kaum vorhanden ist. Blau markiert sind die Zellkerne. © Aufnahmen: M. Zweyer, Physiologie II/Uni Bonn
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Die Duchenne’sche Muskeldystrophie ist eine Erbkrankheit, von der schätzungsweise jeder 5000. Mensch betroffen ist. Bereits im Kleinkindalter kommt es zum Muskelschwund am Becken und an den Oberschenkeln. Die Erkrankung endet im jungen Erwachsenenalter meist tödlich, weil dann die Herz- und Atemmuskulatur nicht mehr richtig arbeitet. Die Ursache der Erkrankung ist eine erblich bedingte Störung der Produktion des Muskelstrukturproteins Dystrophin. Der Mangel an diesem Protein führt zum Abbau der Muskelfasern, die durch Fett- oder Bindegewebe ersetzt werden.

Starke Narbenbildung erschwert Duchenne-Behandlung

Bisherige gentherapeutische Maßnahmen, dem Dystrophinmangel zu begegnen und damit die Ursache der Krankheit zu heilen, sind nicht sehr erfolgreich. „Offenbar genügt es nicht, nur die Dystrophinproduktion zu fördern“, berichtet Prof. Dr. Dieter Swandulla vom Institut für Physiologie II der Universität Bonn. Mit dem Muskelschwund ist nämlich eine starke Vermehrung des Bindegewebes in Form von Narbenbildung verbunden, die alle Bemühungen, neuen Muskel aufzubauen, zunichte macht.

Das Team um Prof. Swandulla hat nun zusammen mit irischen Forschern der National University of Ireland in Maynooth und der Dublin City University herausgefunden, dass eine starke Vermehrung des Proteins Periostin mit der fortschreitenden Vernarbung bei der Duchenne-Muskeldystrophie in Zusammenhang steht. Die Wissenschaftler untersuchten die Erkrankung an einem speziellen Mausmodell, bei dem es am Zwerchfell zu einem der Duchenne-Dystrophie sehr ähnlichen Muskelschwund kommt. Das Team verglich die Proteinmuster der Duchenne-Mäuse mit einer Kontrollgruppe, die aus gesunden Mäusen bestand.

Das Protein Periostin ist an der Vernarbung entscheidend beteiligt

Hierfür extrahierten die Forscher die Proteine aus dem Zwerchfell, trennten sie voneinander und bestimmten sie analytisch. „Mit diesem Proteomic Profiling konnten wir die Proteine identifizieren, die krankheitsspezifisch verändert waren“, erläutert Prof. Swandulla. Besonders auffällig waren dabei stark erhöhte Werte für das Protein Periostin in den Duchenne-Mäusen. Dieser Befund lege nahe, dass Periostin entscheidend an der Vernarbung der Muskulatur bei der Muskeldystrophie Typ Duchenne beteiligt ist.

Interessanter Ansatzpunkt für neuartige Therapien

Die Wissenschaftler gehen davon aus, dass sie mit diesem Befund einen interessanten Ansatzpunkt für neuartige Therapien gefunden haben. Prof. Swandulla schwebt eine Kombinationstherapie vor: „Wenn es gelingen würde, durch Gentherapie die Produktion des Muskelstrukturproteins Dystrophin anzukurbeln und gleichzeitig die Aktivität des Periostin-codierenden Gens zu hemmen, könnte möglicherweise der Muskelschwund gemildert und parallel dazu die störende Narbenbildung eingedämmt werden.“ Dieser Therapieansatz würde erstmals nicht nur die Ursache, sondern auch die gravierenden Folgeerscheinungen des Muskelschwunds zum Ziel haben und könnte in jedem Stadium der Erkrankung zum Einsatz kommen.

Die Studie wurde von der Irish Higher Education Authority, der Muscular Dystrophy Ireland und der Deutschen Duchenne Stiftung (Aktion Benni & Co e.V.) unterstützt.

Publikation: Label-free mass spectrometric analysis of the mdx-4cv diaphragm identifies the matricellular protein periostin as a potential factor involved in dystrophinopathy-related fibrosis, Journal „Proteomics”, DOI: 10.1002/pmic.201400471, vorab online, die Druckausgabe erscheint demnächst.

Kontakt für die Medien:

Prof. Dr. Dieter Swandulla
Institut für Physiologie II
Universität Bonn
Tel. : 0228/7360101
E-Mail: Dieter.Swandulla@ukb.uni-bonn.de

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