16. Oktober 2014

Blutspende rettet Kind das Leben Blutspende rettet Kind das Leben

Für Blutübertragung auf das Ungeborene im Mutterleib wurde passender Spender gesucht

Im letzten Jahr haben Bürger beim Blutspendedienst des Universitätsklinikums Bonn für circa 35.000 Blutkonserven gespendet. Ihr Blut rettet Leben, so auch das von der kleinen Klara. Bereits vor der Geburt hatte sie aufgrund einer Mutter-Kind-Blutgruppenunverträglichkeit eine lebensbedrohliche Blutarmut entwickelt. Daher war das Ungeborene schon im Mutterleib auf Fremdblut angewiesen. Hilfe fand ihre Mutter Sabine am Bonner Universitätsklinikum: Dort arbeiten erfahrene Pränatalmediziner eng mit den Experten der Transfusionsmedizin zusammen. Auch war bald ein passender Spender für die jetzt sieben Monate alte Klara gefunden.

Blutspenden retten Leben:
Blutspenden retten Leben: - Dr. Jochen Hoch, Klaras Vater, Klara auf dem Arm ihrer Mutter Sabine und ihr Blutspender Michael H. (von links). © Katharina Wislsperger/UKB
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Das Telefon klingelte: „Können Sie bitte noch heute zur Blutspende kommen?“ Seit fast 30 Jahren spendet Michael H. bis zu viermal im Jahr auf dem Venusberg einen halben Liter Blut und ist dafür dieses Jahr auch vom Bonner Universitätsklinikum geehrt worden. Diesmal war der 50-Jährige aber ganz speziell für ein Ungeborenes gefragt, bei dem eine Mutter-Kind-Blutgruppenunverträglichkeit aufgetreten war. Dabei entwickelt die Mutter gegen mindestens ein Blutgruppen-Merkmal ihres Kindes Abwehrstoffe – bekanntes Beispiel ist die Rhesus-D-Inkompatibilität. Die mütterlichen Antikörper lösen die kindlichen roten Blutkörperchen auf. Einziges Mittel gegen die lebensbedrohliche Blutarmut des Kindes ist eine Transfusion von Fremdblut im Mutterleib.

„Da in diesem Fall sogar drei Blutgruppen-Merkmale betroffen waren, gab es letztendlich etwa einen passenden Blutspender von 300. Doch dieser muss erst einmal gefunden werden“, sagt Prof. Dr. Johannes Oldenburg, Direktor des Instituts für Experimentelle Hämatologie und Transfusionsmedizin am Universitätsklinikum Bonn. So war Michael H. auch gerne bereit, wiederholt und in kürzeren Abstand für das Ungeborene Blut zu spenden: „Jetzt Klara zu sehen, ist das höchste emotionale Motiv. Toll, was die eigene Blutspende bewirken kann.“

Ein Extra-Blutpräparat für Klara

Für die 30jährige Mutter Sabine, die bereits eine Tochter im Alter von drei Jahren hat, war es diesmal keine einfache Schwangerschaft: „Wir haben große Angst gehabt. Aber es sind Top-Ärzte auf dem Venusberg, die genau wissen was sie machen.“ Seit Beginn der 80er Jahre führt die Pränatalmedizin am Bonner Universitätsklinikum die so genannte Intravasale Transfusion durch. Bis heute wurde in Bonn bei etwa 1.000 Ungeborenen im Mutterleib Fremdblut über die Nabelschnur unter Ultraschall-Überwachung übertragen. Dies geht jedoch aufgrund der speziellen Aufbereitung des Blutpräparates nur mit einem Zentrum für Transfusionsmedizin vor Ort. „Es ist ein absolut individuelles Produkt“, betont Dr. Jochen Hoch, Oberarzt am Institut für Experimentelle Hämatologie und Transfusionsmedizin des Universitätsklinikums Bonn.

Zur Vorbereitung einer Intrauterinen Transfusion arbeiten Pränatalmediziner und Transfusionsmediziner eng zusammen. Unter Ultraschallsicht wird mit einer hauchdünnen Nadel die Nabelschnur punktiert. Die Kunst dabei ist, dieses kleine Objekt möglichst am Ansatz zu treffen. Denn so können die Experten die Bewegungen des Ungeborenen während der Transfusion besser ausgleichen. Auch müssen die Transfusionsmediziner das Blutpräparat so herstellen, dass es auf der einen Seite hochkonzentriert ist, aber auf der anderen Seite nicht zu dickflüssig ist, da es sonst nicht mehr gespritzt werden kann. „Das dicke Blut durch die dünne Nadel zu drücken, ist schon extrem anstrengend. Da braucht man Kraft in der Hand“, sagt Prof. Dr. Annegret Geipel, Leiterin des Bereiches Pränatalmedizin des Universitätsklinikums Bonn.

„Nach der Geburt ist der Spuk vorbei“

Während der Schwangerschaft war Sabine öfter für eine Intrauterine Transfusion drei Tage auf dem Venusberg – eine große Belastung für die kleine Familie. „Das Schöne ist, dass nach der Geburt der Spuk vorbei ist“, sind sich Prof. Geipel und Dr. Hoch einig. So habe Klara bei ihrem Start ins Leben nur noch eine Transfusion benötigt.

Die Eltern von Klara sind vor allem dem Blutspender Michael H. dankbar: „Durch sein Engagement hatte Klara eine Chance, und jetzt ist alles gut.“ Sabine und ihrem 33jährigen Mann Michael liegt eins auch am Herzen: „Mehr Menschen sollten Blut spenden.“

Kontakt für die Medien:

Direktor Prof. Johannes Oldenburg
Dr. Jochen Hoch
Institut für Experimentelle Hämatologie und Transfusionsmedizin
Universitätsklinikum Bonn
Telefon: 0228/287-15176 oder -16261
E-Mail: jochen.hoch@ukb.uni-bonn.de

Prof. Dr. Annegret Geipel
Bereich Pränatalmedizin
Universitätsklinikum Bonn
Telefon: 0228/287-14728
E-Mail: annegret.geipel@ukb.uni-bonn.de

Blutspenden retten Leben:
Blutspenden retten Leben: - Klaras Eltern und Klara auf dem Arm ihres Blutspenders Michael H. (von links). © Katharina Wislsperger/UKB
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