22. September 2014

Große Chance auf Heilung bei Hirntumor Große Chance auf Heilung bei Hirntumor

Junger Familienvater aus Russland findet Hilfe am Uni-Klinikum Bonn

Ohne größere Vorzeichen sah sich Iurii C. mit der Diagnose Primäres Lymphom des Zentralen Nervensystems (ZNS) konfrontiert. Unbehandelt führt dieser aggressive Hirntumor innerhalb von einigen Monaten zum Tod. Der 31-Jährige suchte Rat in der Klinischen Neuroonkologie des Universitätsklinikums Bonn, ein Zentrum mit spezieller Expertise für die Behandlung von Lymphomen und Glioblastomen. Nach einer erfolgreichen Polychemotherapie fand sich bei dem Patienten jetzt auch in der ersten Nachtherapie-Kontrolle keine Spur eines Tumors mehr.

Erfolgreiche Therapie:
Erfolgreiche Therapie: - Prof. Ulrich Herrlinger (re) mit seinem Patienten Iurii C. und dessen Ehefrau Lidia; © Claudia Siebenhüner / UKB
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Plötzlich hatte Iurii C. ständig starke Kopfschmerzen, gegen die keine Schmerzmittel halfen. Das von russischen Ärzten als Ursache diagnostizierte Primäre ZNS-Lymphom wurde in Köln durch eine stereotaktische Biopsie bestätigt. Laut Empfehlung sucht er anschließend Rat in der Klinik für Neurologie des Universitätsklinikums Bonn. Die dortige Klinische Neuroonkologie ist eines der größten Zentren deutschlandweit, das sich auf die Behandlung von primären, bösartigen Hirntumoren spezialisiert hat. „Die deutsche Medizin hat einen guten Ruf und es war die richtige Entscheidung“, sagt Iurii C.

Ein Aufenthalt fernab der Heimat muss gut abgewogen sein

Mit etwa 300 Neuerkrankungen im Jahr ist das primäre ZNS-Lymphom eine seltene Erkrankung. Für dessen Therapie gibt es zwar keinen weltweiten Standard, doch hat sich in Deutschland eine spezielle Polychemotherapie ohne ergänzende Strahlentherapie mit guten Ergebnissen etabliert. Gerade bei jungen Patienten wie Iurii C. bleibt etwa jeder zweite langfristig ohne Tumor. „Aufgrund seiner guten Heilungschance war es vertretbar, unseren Patienten für einen längeren Zeitraum aus seinem Leben in der Heimat herauszureißen“, betont Prof. Dr. Ulrich Herrlinger, Leiter der Klinischen Neuroonkologie an der Bonner Universitätsklinik für Neurologie. Denn Iurii C. kam mit seiner 25-jährigen Frau Lidia für etwa fünf Monate eigens für die Therapie nach Deutschland. Die damals neun Monate alte Tochter blieb bei der Großmutter in Russland.

Der Ärztliche Direktor und Vorstandsvorsitzende Prof. Dr. Dr. h.c. mult. Wolfgang Holzgreve, der am Bonner Universitätsklinikum Bonn vor knapp drei Jahren die Stabstelle „International Medical Service“ eingeführt und damit die Zahl der ausländischen Patienten pro Jahr weit mehr als verdoppelt hat, sieht in den extrabudgetären Einnahmen durch diese zusätzlichen Privatpatienten nicht nur eine Verbesserung der Wirtschaftlichkeit des Universitätsklinikums Bonn, sondern betont: „Dies ist auch eine Stärkung für den Medizintourismus in der Bundesstadt Bonn und eine Stärkung der internationalen Reputation der Wissenschafts- und Medizin-Metropole Bonn".

Damit neben der medizinischen Behandlung auch alles andere reibungslos verläuft, kümmert sich der International Medical Service (IMS) am Universitätsklinikum Bonn. Denn die junge Stabsstelle begleitet ausländische Patienten von der Aufnahme bis hin zur Entlassung. „Es ist schon ein sehr großer Vertrauensbeweis, wenn sich schwer kranke Menschen fernab der Heimat hier behandeln lassen. Umso wichtiger ist es, sensibel zu sein und ihnen auch bei bürokratischen Hürden behilflich zu sein“, sagt .Khaled Guizani, Leiter des IMS am Universitätsklinikum Bonn.

Erfolgreiche und gut verträgliche Therapie

Bei der speziellen Tumorbehandlung, die auch in Bonn ihren Ursprung hat, bekam Iurii C. neben der üblichen intravenösen Chemotherapie Medikamente auch direkt in die Flüssigkeit der Hirnkammern verabreicht. „Die Idee für eine so genannte intraventrikuläre Chemotherapie ist, dass sich dort vermutlich die Zellen verstecken, die das Wiederauftreten des Tumors verursachen“, erklärt Prof. Herrlinger. Die aus etwa sechs Blöcken bestehende Polychemotherapie bekämpfte erfolgreich seinen Tumor. Zudem vertrug Iurii C. diese so gut, dass die Abstände zwischen den Zyklen auf jeweils zwei Wochen gekürzt wurden. So konnten die jungen Eltern bereits im April ihre kleine Tochter wieder in die Arme schließen.

„Wichtig für einen so langen Zeitraum ist die Atmosphäre. Wir haben nur gute Erfahrungen mit Ärzten und Pflegepersonal gemacht, sowohl bezüglich Menschlichkeit als auch Professionalität“, sagt seine Frau Lidia. So hatten die jungen Russen jetzt bei ihrer Einreise zur ersten Nachtherapie-Kontrolle nicht das Gefühl, in ein fremdes Land zu kommen. Bonn ist für sie ein Stück Heimat geworden. Die jetzige Untersuchung war zur Erleichterung aller unauffällig, das heißt es war kein Tumor nachweisbar. „Wir vertrauen uneingeschränkt in das therapeutische Können von Prof. Herrlinger und danken ihm sehr“, sind sich Iurii und seine Ehefrau Lidia einig.

Kontakt für die Medien:

Prof. Dr. Ulrich Herrlinger
Leiter des Schwerpunkts Klinische Neuroonkologie
Klinik für Neurologie des Universitätsklinikum Bonn
Telefon: 0228/287- 19887
E-Mail: ulrich.herrlinger@ukb.uni-bonn.de

Khaled Guizani
International Medical Service (IMS)
Universitätsklinikum Bonn
Telefon: 0228/287- 14464
E-Mail: ims@university-hospital-bonn.de

Erfolgreiche Therapie:
Erfolgreiche Therapie: - Prof. Ulrich Herrlinger (re) mit seinem Patienten Iurii C. und dessen Ehefrau Lidia; © Claudia Siebenhüner / UKB
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