19. November 2013

Förderung für Bonner Teilchenphysiker Förderung für Bonner Teilchenphysiker

Dr. Markus Cristinziani erhält Heisenberg-Stipendium

Dr. Markus Cristinziani vom Physikalischen Institut der Universität Bonn ist mit einem Heisenberg-Stipendium der Deutschen Forschungsgemeinschaft (DFG) ausgezeichnet worden. Im Rahmen des Heisenberg Programms bietet die DFG herausragenden Wissenschaftlern für mehrere Jahre die Möglichkeit, sich auf eine wissenschaftliche Leitungsfunktion vorzubereiten und in dieser Zeit weiterführende Forschungsthemen zu bearbeiten. Dr. Cristinziani hat sich für die Dauer seiner Förderung vorgenommen, die Wechselwirkung von elementaren Bausteinen der Materie zu messen.

Dr. Markus Cristinziani vom Physikalischen Institut der Universität Bonn
Dr. Markus Cristinziani vom Physikalischen Institut der Universität Bonn - ist mit einem Heisenberg-Stipendium der Deutschen Forschungsgemeinschaft ausgezeichnet worden. Auf dem Bildschirm im Hintergrund sieht man ein Diagramm, das die Produktion und den Zerfall von Top Quarks zeigt. © Foto: Barbara Frommann/Uni Bonn
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Dr. Markus Cristinziani, Jahrgang 1972, studierte Physik an der Università di Milano, Universität Marburg und an der Université de Genève, wo er seine Diplomarbeit und seine Promotionsarbeit durchführte. Daraufhin folgte ein dreijähriger Forschungsaufenthalt am SLAC Labor, Stanford University, USA, bevor er 2005 nach Bonn in die Arbeitsgruppe von Prof. Dr. Norbert Wermes kam.

Markus Cristinziani erforscht das schwerste der fundamentalen Teilchen, das Top Quark. Von 2007 bis 2012 leitete er hierzu eine unabhängige Emmy-Noether-Nachwuchsgruppe. Im Rahmen der großen internationalen ATLAS-Kollaboration am Teilchenphysikzentrum CERN in Genf leitete Markus Cristinziani die ATLAS Top-Gruppe von 2010 bis 2012, die aus 250 Wissenschaftlern aus aller Welt bestand und die Produktion und Eigenschaften dieser ungewöhnlich schweren Teilchen genau vermessen hat.

Durch das Heisenberg-Stipendium in Höhe von rund 280.000 Euro wird Dr. Cristinziani nun die Kopplungen der so genannten Top Quarks an neutrale Bosonen, inklusive dem zuletzt gefundenen und jetzt berühmten Higgs-Boson, messen können. Er erklärt: „Nur mit größeren Datenmengen, wie sie in den nächsten Jahren zur Verfügung stehen werden, und mit ausgefeilten experimentellen Methoden können die Kopplungen bestimmt werden. Mein Ziel ist es, das Standardmodell der Teilchenphysik zu überprüfen und vielleicht erste Anzeichen Neuer Physik zu finden.“

Als „Neue Physik“ bezeichnet man die Physik jenseits des so genannten Standardmodells der Teilchenphysik, das die fundamentalen Teilchen und ihre Wechselwirkungen erklärt und das von experimentellen Ergebnissen gestützt wird. Aber unter extremen Bedingungen stößt das Standardmodell an seine Grenzen. Dr. Cristinziani sagt: „Es ist unwahrscheinlich, dass dies schon die endgültige Theorie ist, da wir z.B. nicht wissen, woraus dunkle Materie besteht, warum das Universum scheinbar nur noch aus Materie und nicht in gleichen Teilen aus Materie und Antimaterie besteht, oder warum das Higgs Boson so leicht ist. Einige der neuen Theorien, die Lösungen dieser Probleme bieten, sagen veränderte Kopplungen des Top Quarks voraus, und genau dies können wir überprüfen.“

Kontakt:

Dr. Markus Cristinziani
Physikalisches Institut der Universität Bonn
Tel. 0228/73-5762
cristinz@uni-bonn.de

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