02. November 2011

Hirnforschung und Ökonomie vereint unter einem Dach Hirnforschung und Ökonomie vereint unter einem Dach

Offizielle Begrüßung des Centers for Economics and Neuroscience (CENs) der Universität Bonn

Das „Center for Economics and Neuroscience“ (CENs) der Universität Bonn arbeitet an der Schnittstelle von Neurowissenschaften, Psychologie und Ökonomie. Die Wissenschaftler blicken den Menschen ins Gehirn um herauszubekommen, wie sie in ökonomisch bedeutsamen Situationen Entscheidungen treffen. Am Freitag, 11. November, ab 14.30 Uhr wird das einzigartige Zentrum mit einer Begrüßungsfeier nun auch offiziell eröffnet. Die Medien sind herzlich dazu eingeladen.

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Antony-1-Seiler_edit.jpg - CENs-Wissenschaftsmanager Markus Antony. © Foto: Seiler/Uni Bonn.
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Geschützt vom Lärm der Bonner Innenstadt können sich die Wissenschaftler im renovierten früheren Verwaltungstrakt der Universitäts-Sportanlagen auf dem Venusberg ganz auf ihre Forschung konzentrieren. Mehr als 20 Wissenschafter erforschen in der grünen Idylle am Nachtigallenweg 86 die Grundlagen, wie der Mensch in ökonomischen Zusammenhängen Entscheidungen trifft. „Die interdisziplinäre Ausrichtung des Zentrums auf Neurowissenschaften, Wirtschaftsforschung und Psychologie unter einem Dach ist in Deutschland einzigartig“, berichtet Markus Antony, Wissenschaftsmanager am CENs.

Der Mensch ist kein absoluter Homo oeconomicus


Das CENs wurde von dem Epileptologen Prof. Dr. Christian Elger, dem Ökonomen Prof. Dr. Armin Falk, dem Psychologen Prof. Dr. Martin Reuter und dem Neurowissenschaftler Prof. Dr. Bernd Weber gegründet. In das „Center for Economics and Neuroscience“ als zentrale wissenschaftliche Einrichtung sind weitere Institutionen der Universität Bonn eingebunden: Das Life & Brain-Zentrum auf dem Venusberg, die Abteilung Differentielle und Biologische Psychologie, die Abteilung für Empirische Wirtschaftsforschung und das Laboratorium für Experimentelle Wirtschaftsforschung, das der Wirtschafts-Nobelpreisträger Prof. Dr. Reinhard Selten aufgebaut hat. Dort absolvieren Probanden in separaten Kabinen Aufgaben in Form von Simulationsspielen.

Die CENs-Forscher untersuchen in dem Laboratorium das ökonomische Entscheidungsverhalten der Testpersonen. Dabei zeigt sich immer wieder, dass der Mensch kein absoluter „Homo oeconomicus“ ist. Er lässt sich bei seinen Entscheidungen also nicht rein rational vom Maximieren des eigenen Nutzens leiten, sondern etwa auch von Fairness-Gedanken und von Vergleichen mit Kollegen. So fanden die Forscher um den Ökonomen und CENs-Direktor Prof. Dr. Armin Falk zusammen mit der Universität Zürich heraus, dass starke Kontrolle durch Vorgesetzte verheerende Auswirkungen auf Leistung und Motivation der Mitarbeiter haben kann. Wenn in der Simulation die Chefs ihren Untergebenen freie Hand ließen, war der Arbeitseinsatz deutlich höher als in der stark kontrollierten Situation. „Wer der Leistung seiner Mitarbeiter misstraut, den bestrafen sie tatsächlich mit schlechten Leistungen“, sagt Prof. Falk. „Wer ihnen freie Hand lässt, wird dagegen belohnt.“

CENs-Forscher entdeckten ein „Altruismus-Gen“


Die Forscher um den Psychologen Prof. Dr. Martin Reuter entdeckten bei ihren Untersuchungen ein „Altruismus“-Gen. „Eine winzige Änderung in einer bestimmten Erbanlage führte bei Probanden dazu, dass sie in einer Spielsituation deutlich mehr Geld spendeten als Testpersonen ohne diese Mutation“, berichtet Prof. Reuter. Das Gen enthält den Bauplan für ein Enzym, das die Produktion von Dopamin im Gehirn beeinflusst. Dieser Botenstoff stimuliert positive Gefühle und erhöht die Bindungsfähigkeit von Menschen.

Das CENs hat Zugang zu hochmoderner Forschungsinfrastruktur, etwa zu hochauflösenden Hirnscannern im Forschungszentrum Life & Brain. Dort untersucht das Team von NeurowissenschaftlerProf. Dr. Bernd Weber unter anderem wie Nahrungsmittelauszeichnungen die Kaufentscheidung von Konsumenten beeinflussen. „Solche Logos verändern die Bewertung und sogar den Geschmack von Produkten über Einflüsse auf das Belohnungssystem im Gehirn“, sagt der Hirnforscher. Die Wissenschaftler des CENs registrierten zusammen mit ihren Kollegen aus Greifswald und Paris, wie Nahrungsmittelauszeichnungen das Verhalten von Konsumenten verändern, so z.B.welche Hirnregionen bei hungrigen Probanden aktiv werden, wenn sie Bioprodukte  zu sehen bekommen oder tatsächlich konsumieren. Die Probanden waren in dieser Situation bereit, im Schnitt 45 Prozent mehr Geld für Bioprodukte als für konventionelle auszugeben.

Hinweis für die Redaktionen: Die Begrüßungsfeier findet ab 14:30 Uhr im Center for Economics and Neuroscience (CENs), Nachtigallenweg 86 in Bonn statt. Prof. Dr. Jürgen Fohrmann, Rektor der Universität Bonn, und CENs-Direktor Prof. Dr. Armin Falk begrüßen die Gäste. Von 15:30 bis 16:00 Uhr hält Prof. Eric Johnson von der Columbia University den Keynote-Vortrag „Decision-Making over the Life Span: Complementary Competencies and Decision-Making“. Seine Kollegin Prof. Elke Weber spricht von 16:00 bis 16:30 Uhr zum Thema „When do we want it? – Now! A Query Theory and Neuroscience Account of Intertemporal Preference Construction“. Anschließend findet ein Empfang statt. Medienvertreter werden gebeten, sich unter markus.antony@uni-bonn.de anzumelden.

Informationen zum CENs: www.cens.uni-bonn.de
Anfahrtsbeschreibung: www.cens.uni-bonn.de/contact/directions


Kontakt:
Markus Antony
Center for Economics and Neuroscience
Tel. 0228/738294
E-Mail markus.antony@uni-bonn.de


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Antony-CENS-3-Seiler.jpg - Das CENs-Gebäude am Nachtigallenweg. © Foto: Seiler/Uni Bonn.
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