25. August 2011

Mit fast 100 noch eine künstliche Herzklappe Mit fast 100 noch eine künstliche Herzklappe

Schonende Option zur Operation am offenen Herzen

Anfang August feierte Kurt H. fit und ohne Herzbeschwerden seinen Geburtstag - vor gut drei Jahren war dies nicht möglich: Der heute 100-Jährige bekam kaum noch Luft und hatte Brustschmerzen. Seine Aortenklappe war enorm verengt und öffnete sich kaum noch. Doch eine Herzoperation unter Einsatz der Herzlungenmaschine war für den damals 97-Jährigen zu risikoreich. Hilfe fand Kurt H. an der Medizinischen Klinik II des Universitätsklinikums Bonn. Schonend mittels Katheter implantierten die Kardiologen eine Aortenklappenprothese in seinem Herzen. Seitdem stabilisierte sich sein gesundheitlicher Zustand deutlich. Mit Blick auf sein Herz ist der 100 Jährige komplett beschwerdefrei.

Professor Nickenig (re) im Gespräch mit seinem Patienten Kurt H. (li).
Professor Nickenig (re) im Gespräch mit seinem Patienten Kurt H. (li). © Rolf Müller / Medienzentrum UKB
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„Seine Herzklappe funktioniert bis zum heutigen Tag tadellos“, freut sich Uni-Chefkardiologe Professor Dr. Georg Nickenig. Er und sein Team bieten neuerdings Hoch-Risikopatienten, die nicht am offenen Herzen operiert werden können, eine schonende Alternative.

Die Aortenklappenstenose ist der häufigste Herzklappenfehler gerade bei älteren Menschen – Ursache ist meist zunehmende Verkalkung. Die Elastizität der Klappe nimmt fortschreitend ab und diese öffnet sich dadurch schlechter. Die linke Herzkammer muss dann stärker arbeiten, um trotz der Engstelle ausreichend Blut in die Hauptschlagader pumpen zu können. Das Herz ist stark überlastet. Folge sind Brustschmerzen, Schwindel und Herzschwäche mit starker Luftnot bis hin zu tödlichen Herzrhythmusstörungen.

Zielgenauer Einsatz der künstlichen Herzklappe

Üblich ist ein chirurgischer Klappenersatz am offenen Herzen unter Einsatz der Herzlungenmaschine. Doch für Betroffene in hohem Alter und bereits am Herzen operierte Patienten ist diese große Operation zu belastend. Mit dem neuen Verfahren kann jedoch die Aortenklappenprothese mittels Katheter unter Röntgenkontrolle ohne Einsatz der Herz-Lungenmaschine implantiert werden. Der Eingriff ist für den Patient schonender und dieser erholt sich schneller.

Dabei schieben die Bonner Kardiologen einen Katheter über die Beinarterie in der Leistengegend bis zum Herzen. Um den nötigen Platz für die Klappenprothese zu schaffen, dehnt das Team um Professor Nickenig die verengte Aortenklappe mit einem Ballon. Dann bringt es die zusammengefaltete künstliche Herzklappe in die optimale Position. Richtig platziert entfaltet sie sich und drängt die die alte Klappe so zur Seite.

Seit 2007 behandelten die Uni-Kardiologien bereits fast 200 Patienten erfolgreich mit diesem Verfahren. Einer davon ist Kurt H.: „Ich bin froh, dass Professor Nickenig mir geholfen hat und die Operation so gut gelungen ist.“ Der 100-jährige versorgt sich immer noch allein und steht aktiv mitten im Leben.


Kontakt für die Medien:
Professor Dr. Georg Nickenig
Direktor der Medizinischen Klinik II des Universitätsklinikums Bonn
Telefon: 0228/287-15217
georg.nickenig@ukb.uni-bonn.de

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