28. Juni 2011

Ein Maulwurf als Fossil des Monats Ein Maulwurf als Fossil des Monats

Paläontologen der Universität Bonn rekonstruierten ein Skelett mit mächtigen Grabwerkzeugen

Die ältesten bekannten fossilen Reste von Maulwürfen stammen aus dem Tertiär und sind rund 35 Millionen Jahre alt. Fossile Belege dieser Tiergruppe sind sehr selten und bestehen meistens lediglich aus einzelnen Zähnen oder Knochen. Das Goldfuß-Museum der Universität Bonn stellt nun im Juli in seiner Reihe „Fossil des Monats“ ein ungewöhnlich gut erhaltenes Exemplar vor.

Digitalmodell der Knochen und Zähne: Die farbigen Darstellungen der Skeletteinzelteile basieren auf Röntgenaufnahmen.
Digitalmodell der Knochen und Zähne: Die farbigen Darstellungen der Skeletteinzelteile basieren auf Röntgenaufnahmen. © Foto: Achim Schwermann/Uni Bonn
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Das bisher einzigartige Maulwurfskelett wurde im Jahr 1995 bei einer Grabung unter der Leitung von Dr. Michael Wuttke von der Generaldirektion Kulturelles Erbe Rheinland-Pfalz in Enspel (Westerwald) entdeckt. Das Fossil wurde aus 25 Millionen Jahre alten Sedimenten eines Kratersees ausgegraben. Für die Präparation wurde es auf eine Kunstharzplatte umgebettet. Dadurch wurden die Knochen und Zähne aber zum Teil verdeckt, sie waren damit für die Wissenschaft nicht mehr zugänglich. Die Forscher des Steinmann-Instituts für Geologie, Mineralogie und Paläontologie haben aber das Skelett mit einem Computertomografen vollständig digital rekonstruiert. Erstmals konnte dadurch auch das Armskelett eines fossilen Maulwurfs genauer untersucht werden.

Der Bonner Paläontologe Achim Schwermann untersuchte das Fossil aus Enspel in seiner Diplomarbeit am Steinmann-Institut. Er ordnete den Maulwurf der Art Geotrypus antiquus zu, diese Tiergruppe kam vor rund 30 bis 17 Millionen Jahren vor. Von dieser Art waren bislang nur wenige Zähne und Oberarmknochen bekannt. Mit dem Enspel-Fund ließ sich der komplette Schultergürtel sowie Arm- und Handskelett rekonstruieren. Dabei zeigte sich, dass schon der fossile Maulwurf genauso wie unser heutiger Maulwurf über mächtige Grabwerkzeuge verfügte. Er hatte einen enorm verbreiterten Oberarm, an dem starke Muskeln saßen. Die kurzen Knochen der Mittelhand und der Finger formten eine spatenartige Hand. Bei heutigen Maulwürfen wird diese Hand noch durch einen zusätzlichen Knochen, den sogenannten Präpollex, verbreitert. Dieser Knochen ließ sich nun auch an dem Skelett aus Enspel nachweisen.

Öffnungszeiten des Goldfuß-Museums, Nussallee 8, in Bonn: montags bis freitags von 9 bis 16 Uhr und sonntags von 13 bis 17 Uhr.

Kontakt:
Dr. Sandra Kaiser
Steinmann-Institut für Geologie, Mineralogie und Paläontologie der Universität Bonn
Tel.: 0228/734683
E-Mail: sakaiser@uni-bonn.de

Das Original-Maulwurfskelett: Erkennbar sind der Schädel mit den Zähnen und sonstige verstreute Knochen.
Das Original-Maulwurfskelett: Erkennbar sind der Schädel mit den Zähnen und sonstige verstreute Knochen. © Foto: Georg Oleschinski/Uni Bonn
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