In Europa erkranken Jahr für Jahr mehr als 30.000 Menschen an Nierenkrebs - mit steigender Tendenz. Wird die Erkrankung früh genug erkannt, bestehen gute Chancen, den Tumor operativ komplett zu entfernen. Anders sieht es aus, wenn der Krebs schon gestreut hat. "In diesen Fällen ist es sehr schwierig, die Krankheit aufzuhalten oder gar zu heilen", erklärt Professor Dr. Ingo Schmidt-Wolf vom Uniklinikum Bonn. In jedem dritten Fall endet Nierenkrebs daher tödlich.
Eine neue Waffe im Arsenal der Krebsforscher ist das Medikament Temsirolimus. Es hemmt einerseits die Teilung von Tumorzellen, verhindert aber auch die Neubildung von Gefäßen, die das Karzinom mit Nährstoffen versorgen. "Unsere Arbeitsgruppe hat in Kooperation mit den Urologen Dr. Stefan Hauser und Professor Dr. Stefan Müller vom Universitätsklinikum Bonn und zusammen mit internationalen Partnern untersucht, ob sich Temsirolimus auch zur Bekämpfung von Nierenkrebs eignet", erklärt Professor Schmidt-Wolf.
Mehr als 600 Patienten aus mehr als zwanzig Ländern nahmen an der Studie teil. Sie alle litten unter einer besonders schweren Form von metastasiertem Nierenkrebs; die Krankheitsprognose war also denkbar ungünstig. Gut ein Drittel der Erkrankten wurden mit Temsirolimus behandelt; ein weiteres Drittel erhielt das Standardpräparat Interferon. Einer dritten Gruppe verabreichten die Mediziner beide Wirkstoffe.
Im Schnitt überlebten die Patienten, die mit Temsirolimus behandelt wurden, 10,9 Monate. In der Interferon-Gruppe lag diese Zeitspanne nur bei 7,3 Monaten. Hier beobachteten die Mediziner zudem erheblich gravierendere Nebenwirkungen - ebenso wie bei Kranken, die beide Präparate erhielten. Diese überlebten im Mittel 8,4 Monate. "Wir haben mit Temsirolimus leider kein Präparat an der Hand, mit dem wir Nierenkrebs heilen können", resümiert Professor Schmidt-Wolf. "Dennoch verbessert das Medikament unsere Behandlungsmöglichkeiten deutlich, zumal es vergleichsweise gut verträglich ist." Die beteiligten Mediziner hoffen zudem, dass der Wirkstoff bei leichteren Formen von Nierenkrebs sogar noch besser wirkt. Eine Anschlussstudie zu dieser Fragestellung ist bereits geplant.
Patienten, bei denen die verfügbaren Therapien nicht mehr wirken oder kontraindiziert sind, können sich am Uniklinikum Bonn mit Temsirolimus behandeln lassen.
Kontakt:
Prof. Dr. Ingo Schmidt-Wolf
Hämatologie & Onkologie
Medizinische Klinik und Poliklinik I
Universitätsklinikum Bonn
Telefon: 0228/287-15507
E-Mail: Ingo.Schmidt-Wolf@ukb.uni-bonn.de
und
Dr. Stefan Hauser
Klinik und Poliklinik für Urologie
Universitätsklinikum Bonn
Telefon: 0228/287-14107
E-Mail: Stefan.Hauser@uni-bonn.de