04. Juni 2007

Neue Hoffnung für Patienten mit Nierenkrebs Neue Hoffnung für Patienten mit Nierenkrebs

Bonner Mediziner an weltweiter Studie mit 600 Patienten beteiligt

Ein neues Medikament verspricht bessere Erfolge gegen schwerste Formen von Nierenkrebs. Das ist das Ergebnis einer internationalen Vergleichsstudie mit über 600 Probanden, an der auch Mediziner der Universität Bonn beteiligt waren. Leider ermöglicht der getestete Wirkstoff keine Heilung. Im Mittel überlebten die Patienten aber knapp vier Monate länger - eine Steigerung von gut 50 Prozent. Auch war das Mittel verträglicher als Medikamente, die bislang üblicherweise gegen Nierenkrebs eingesetzt werden. Die Ergebnisse erschienen am 31.5.2007 in dem renommierten Fachblatt "New England Journal of Medicine" (356(22):2271-2281).

In Europa erkranken Jahr für Jahr mehr als 30.000 Menschen an Nierenkrebs - mit steigender Tendenz. Wird die Erkrankung früh genug erkannt, bestehen gute Chancen, den Tumor operativ komplett zu entfernen. Anders sieht es aus, wenn der Krebs schon gestreut hat. "In diesen Fällen ist es sehr schwierig, die Krankheit aufzuhalten oder gar zu heilen", erklärt Professor Dr. Ingo Schmidt-Wolf vom Uniklinikum Bonn. In jedem dritten Fall endet Nierenkrebs daher tödlich.


Eine neue Waffe im Arsenal der Krebsforscher ist das Medikament Temsirolimus. Es hemmt einerseits die Teilung von Tumorzellen, verhindert aber auch die Neubildung von Gefäßen, die das Karzinom mit Nährstoffen versorgen. "Unsere Arbeitsgruppe hat in Kooperation mit den Urologen Dr. Stefan Hauser und Professor Dr. Stefan Müller vom Universitätsklinikum Bonn und zusammen mit internationalen Partnern untersucht, ob sich Temsirolimus auch zur Bekämpfung von Nierenkrebs eignet", erklärt Professor Schmidt-Wolf.


Mehr als 600 Patienten aus mehr als zwanzig Ländern nahmen an der Studie teil. Sie alle litten unter einer besonders schweren Form von metastasiertem Nierenkrebs; die Krankheitsprognose war also denkbar ungünstig. Gut ein Drittel der Erkrankten wurden mit Temsirolimus behandelt; ein weiteres Drittel erhielt das Standardpräparat Interferon. Einer dritten Gruppe verabreichten die Mediziner beide Wirkstoffe.


Im Schnitt überlebten die Patienten, die mit Temsirolimus behandelt wurden, 10,9 Monate. In der Interferon-Gruppe lag diese Zeitspanne nur bei 7,3 Monaten. Hier beobachteten die Mediziner zudem erheblich gravierendere Nebenwirkungen - ebenso wie bei Kranken, die beide Präparate erhielten. Diese überlebten im Mittel 8,4 Monate. "Wir haben mit Temsirolimus leider kein Präparat an der Hand, mit dem wir Nierenkrebs heilen können", resümiert Professor Schmidt-Wolf. "Dennoch verbessert das Medikament unsere Behandlungsmöglichkeiten deutlich, zumal es vergleichsweise gut verträglich ist." Die beteiligten Mediziner hoffen zudem, dass der Wirkstoff bei leichteren Formen von Nierenkrebs sogar noch besser wirkt. Eine Anschlussstudie zu dieser Fragestellung ist bereits geplant.


Patienten, bei denen die verfügbaren Therapien nicht mehr wirken oder kontraindiziert sind, können sich am Uniklinikum Bonn mit Temsirolimus behandeln lassen.


Kontakt:

Prof. Dr. Ingo Schmidt-Wolf


Hämatologie & Onkologie


Medizinische Klinik und Poliklinik I
Universitätsklinikum Bonn


Telefon: 0228/287-15507


E-Mail: Ingo.Schmidt-Wolf@ukb.uni-bonn.de



und
Dr. Stefan Hauser


Klinik und Poliklinik für Urologie
Universitätsklinikum Bonn


Telefon: 0228/287-14107


E-Mail: Stefan.Hauser@uni-bonn.de




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