Oft werden aktuelle wissenschaftliche Fragen und Forschungsergebnisse durch Vorträge oder Zeitungsartikel vermittelt - aber wie wäre es mit Kunst? ImmunoSensation2-Mitglied Prof. Ruiz de Almodóvar, Leiterin des Instituts für Neurovaskuläre Zellbiologie am UKB, und Paula Urrutia, Textilkünstlerin und Leiterin der Core Facilities am Deutschen Zentrum für Neurodegenerative Erkrankungen (DZNE), wollen es herausfinden. Gemeinsam gründeten sie das „NeuVa Art Lab“, das Laien dazu einlädt, unter professioneller Anleitung komplexe Strukturen des Gehirns mit Makramé-Techniken nachzugestalten. Die entstandenen Kunstwerke werden in einer abschließenden Ausstellung gezeigt. Ziel des Projekts ist es, die Forschung zum neurovaskulären System auf künstlerischem und partizipativem Weg greifbar und verständlich zu machen.
Blutgefäße und Gehirn
Der Nachmittag am 14. September begann mit einer kurzen Einführung in die neurovaskuläre Einheit (NVU) – der Schnittstelle zwischen Blutgefäßen und Nervenzellen im Gehirn. Die NVU spielt eine entscheidende Rolle bei der Regulierung des Blutflusses, beim Schutz der Nervenzellen und für die allgemeine Aufrechterhaltung der Gehirnfunktion. Störungen in diesem System können zu Schlaganfällen, Alzheimer und anderen neurodegenerativen Erkrankungen führen. Prof. Ruiz de Almodóvar und ihr Team erforschen, wie sich Blutgefäße entwickeln, mit Neuronen kommunizieren und auf Stress oder Krankheiten reagieren. Außerdem untersuchen die Forschenden mithilfe hochauflösender Bildgebung und Einzelzellanalysen, wie sich die Zellen der NVU im Laufe der Zeit verändern, beispielsweise etwa beim Altern oder nach Verletzungen.
Mit dem NeuVa Art Lab will das Team seine Forschung einem breiteren Publikum zugänglich machen. „Vor einigen Jahren wurde mir klar, dass viele Menschen in der Stadt kaum wissen, welche spannende Wissenschaft direkt vor ihrer Haustür stattfindet“, beschreibt Künstlerin Paula Urrutia die Entstehung der Idee. „Kunst macht Wissenschaft zugänglicher und vielleicht für alle leichter verständlich.“ Der Workshop machte Strukturen, die sonst nur unter dem Mikroskop zu erkennen sind, sichtbar und bot so Diskussionsansätze um über das menschliche Gehirn, seine komplexe Architektur und die Schönheit biologischer Prozesse zu sprechen.
Wissenschaft in Mandalas verwoben
Nach dem wissenschaftlichen Einstieg griffen die Teilnehmenden zu Garn und Ringen, um eigene Mandalas mit verschiedenen textilen Techniken zu gestalten. Unter Anleitung von Künstler*innen und Wissenschaftler*innen übertrugen sie mikroskopische Muster der des neurovaskulären Systems in großformatige Kunstwerke. Der gemeinschaftliche Prozess schuf eine besondere Atmosphäre und förderte den offenen Austausch. Fragen, Ideen und Interpretationen flossen direkt in die entstehenden Mandalas ein. „Wir möchten unsere Forschung näher an die Gesellschaft bringen und das Bewusstsein für die grundlegenden Mechanismen der Gehirnentwicklung und -funktion stärken“, erklärt Prof. Ruiz de Almodóvar. „Kunst und Wissenschaft teilen vieles: die Schönheit von Strukturen und deren Dynamik. Deshalb laden wir die Öffentlichkeit ein, zu entdecken, wie Blutgefäße und Nervenzellen zusammenwirken, um ein so präzises und hochentwickeltes Organ wie das Gehirn zu bilden.“
Die NeuVa Art Lab-Reihe
Der Workshop am 14. September war der Auftakt zu einer dreiteiligen Serie. Zwei weitere Termine folgen am 21. und 28. September und geben weiteren Interessierten die Möglichkeit, eigene textile Mandalas zu gestalten. Im Frühjahr 2026 folgen weitere Workshops. Alle fertigen Werke werden schließlich mit dem Ziel zu einer großen Gemeinschaftsausstellung vereint zusammengeführt, eine gelungene Zusammenführung von Kunst und Wissenschaft zu erschaffen, die die verborgene Architektur des Gefäßsystems im Gehirn sichtbar macht und wissenschaftliche Erkenntnisse durch gemeinschaftliche Kreativität in den Fokus nimmt.