„Die Diversitätsstrategie ist ein wichtiger Meilenstein für die Universität Bonn“, erklärt Prof. Dr. Irmgard Förster, Prorektorin für Chancengerechtigkeit und Diversität. Sie dient als Basis dafür, Diversität als Querschnittsthema in allen Bereichen der Uni zu verankern. „Die enthaltenen Maßnahmen stärken nicht nur die individuelle Entfaltung der Universitätsangehörigen, sondern auch die Innovationskraft und Attraktivität unserer Universität. Denn wissenschaftliche Spitzenleistung und ein diskriminierungssensibles Umfeld sind untrennbar miteinander verbunden“, betont Förster. Entsprechend ist die Diversitätsstrategie eng mit der Exzellenzstrategie der Universität Bonn verknüpft.
Fünf Themenschwerpunkte stehen dabei im Fokus: 1. Antidiskriminierung, 2. Bildungsgerechtigkeit, 3. Familiengerechtigkeit und Vereinbarkeit, 4. Geschlechtergerechtigkeit, 5. Inklusion und Teilhabe.
5 Themenschwerpunkte
Antidiskriminierungsarbeit ist ein zentrales Element der Diversitätsstrategie, da sie die Grundlage für ein gerechtes und inklusives Umfeld bildet. Dies betrifft Merkmale wie rassistische Zuschreibungen, ethnische Herkunft, Geschlecht, Religion oder Weltanschauung, Behinderung, Lebensalter, sexuelle Orientierung und soziale Herkunft – sowie deren intersektionale Überschneidungen, die zusätzliche Dimensionen von Benachteiligung mit sich bringen können. Eine umfassende Antidiskriminierungsarbeit sorgt dafür, dass alle Universitätsmitglieder unabhängig von ihren individuellen Merkmalen gerechte Chancen erhalten. Kern dieser Arbeit sind zahlreiche Anlauf- und Beratungsstellen an der Universität Bonn, die Diskriminierung gezielt entgegentreten – etwa das Zentrale Gleichstellungsbüro, die Vertrauensdozierenden gegen Antisemitismus und die rassismuskritische Beratung.
Beispiele für Ziele im Themenschwerpunkt Antidiskriminierung:
- Förderung einer diskriminierungssensiblen Hochschulkultur, z.B. mit einem Empowerment-Programm für BIPoC-Studierende (Black, Indigenous and People of Color)
- Weiterentwicklung und Stärkung der Beratungsstrukturen und -praxis in Hinblick auf Antidiskriminierung
Noch immer beeinflussen die sozio-kulturelle Herkunft und die ökonomischen Voraussetzungen individuelle Bildungschancen stark. Der Einsatz für mehr Bildungsgerechtigkeit ist daher für die Universität Bonn eine wichtige Aufgabe über den gesamten Student Life Cycle hinweg. Im Mittelpunkt stehen dabei Maßnahmen zur Verbesserung des Hochschulzugangs sowie Unterstützungsangebote bei der Aufnahme des Studiums oder einer Promotion, im Studien- bzw. Promotionsverlauf sowie auf dem Weg zum Berufseinstieg.
Beispiele für Ziele im Themenschwerpunkt Bildungsgerechtigkeit:
- Mehr Transparenz und Koordination zu Stipendien und Studienfinanzierung
- Ausbau der Förderung von Erstakademiker*innen
Mit dem „audit familiengerechte hochschule“ ist die Universität Bonn dauerhaft als familienfreundliche Arbeitgeberin zertifiziert. Indem Universitätsmitglieder mit Familienverpflichtung gezielt unterstützt werden, soll die Vereinbarkeit von Studium/Arbeit und Care-Arbeit stetig verbessert werden. Das Familienbüro entwickelt, koordiniert und setzt die Angebote um. Ziel ist, allen Hochschulangehörigen zu ermöglichen, ihre akademischen und beruflichen Ziele erfolgreich zu verfolgen und gleichzeitig ihren familiären Verpflichtungen nachzukommen. Das stärkt auch die Universität als Lehr- und Forschungsinstitution als Ganzes.
Beispiele für Ziele im Themenschwerpunkt Familiengerechtigkeit:
- Anerkennung von Care-Aufgaben von Wissenschaftler*innen während der Qualifikationsphase
- Verankerung einer familienorientierten Führungskultur
Die Universität Bonn engagiert sich dafür, eine gerechte Teilhabe aller Geschlechter und Geschlechtsidentitäten zu verwirklichen. Dazu gehören insbesondere die Gleichstellung von Frauen mit dem Ziel der Parität sowie die verstärkte Berücksichtigung von trans*, inter* und nicht-binären Personen. Um sich der Geschlechterparität schrittweise zu nähern, hat die Hochschule 2018 bei der Konzeption ihrer Exzellenzstrategie festgelegt, den Anteil der Professorinnen von damals 19 auf 30 Prozent bis 2026 zu erhöhen – was sie bereits Ende 2024 erreicht hat. Möglich gemacht haben das zahlreiche Maßnahmen, unter anderem das STEP-Programm, das Wissenschaftlerinnen auf ihrem Karriereweg an der Uni Bonn durchgehend unterstützt und eine wichtige Säule der Exzellenzstrategie darstellt, sowie das Mentoring- und Trainings-Programm MeTra für Wissenschaftlerinnen in frühen Karrierestadien. Zur Stärkung von queeren Bedarfen wird die Kontaktstelle LGBTQIA* weiter ausgebaut.
Beispiele für Ziele im Themenschwerpunkt Geschlechtergerechtigkeit:
- Erhöhung des Professorinnenanteils auf 33 Prozent bis 2030
- Förderung eines sicheren Campusumfelds durch die Förderung von Awareness für geschlechtliche Vielfalt und Diskriminierungsprävention
Die Universität Bonn arbeitet fortlaufend daran, die Rahmenbedingungen für Universitätsmitglieder mit Behinderung oder chronischer Erkrankung zu verbessern, um so die gleichberechtigte und selbstbestimmte Teilhabe aller Menschen am universitären Leben zu verwirklichen. Dafür baut sie physische, digitale, sprachliche, organisationale sowie einstellungsbedingte Barrieren ab. Durch mehr Awareness und Aufklärung rund um das Thema Inklusion soll ein vertrauensvolles Umfeld geschaffen werden. Außerdem engagiert sich die Uni dafür, ableistische Strukturen sowie Sprach- und Handlungsmuster zu reflektieren und zu verändern.
Beispiele für Ziele im Themenschwerpunkt Inklusion:
- Verbesserung der digitalen Barrierefreiheit von IT-Anwendungen und Lehrmaterialien
- Ausbau von Unterstützungsangeboten, Lehre und Forschung rund um Inklusion
Neben den spezifischen Zielen dieser Themenschwerpunkte gibt es noch übergeordnete Ziele in sechs strategischen Handlungsfeldern: 1. Struktur und Infrastruktur, 2. Studium und Lehre, 3. Forschung und Transfer, 4. Führung und Karriereentwicklung, 5. Beratungs- und Unterstützungsangebote sowie 6. Kommunikation und Partizipation. So fördert die Universität Bonn etwa eine diversitätssensible Lehrkultur, vielfältige Perspektiven in der Forschung und eine niedrigschwellige Kommunikation. Ein zentraler Grundsatz der Diversitätsstrategie ist dabei Intersektionalität – also zu berücksichtigen, dass unterschiedliche Formen der Benachteiligung oft miteinander verknüpft sind und zu verschiedenen Diskriminierungserfahrungen führen können.
Die Diversitätsstrategie wurde in einem partizipativen Prozess gemeinsam von Universitätsmitgliedern aus allen Bereichen erstellt. Dafür kamen Vertreter*innen aller Statusgruppen – Studierende, Lehrende und Forschende sowie Mitarbeitende aus Technik und Verwaltung – in insgesamt sieben Werkstattgesprächen zusammen. Zusätzlich fanden weitere Konsultationen statt, z.B. mit Fakultäten, Dezernaten, den Personalräten und dem Arbeitskreis Diversität. Insgesamt waren über 250 Personen an dem Prozess beteiligt. „Die Diversitätsstrategie zu entwickeln, war eine gemeinsame Anstrengung der ganzen Universität. Nun setzen wir die Ziele, die wir uns darin gesetzt haben, Schritt für Schritt um“, bekräftigt Annabelle Krause-Pilatus, die die Stabsstelle Chancengerechtigkeit und Diversität seit September leitet.