Digitaler KI-Tag 2.0
Zum zweiten Mal drehte sich in der Universitätsverwaltung Bonn alles um Künstliche Intelligenz: Der digitale KI-Tag lockte unter dem Motto „KI 2.0“ rund 200 Mitarbeitende vor die Bildschirme. Ein starkes Zeichen für das anhaltend große Interesse an einem Thema, das längst vom Hype zur strategischen Daueraufgabe geworden ist. Dr. Holger Impekoven nahm die Teilnehmenden während der knapp zwei Stunden mit auf eine Reise durch ein Jahr intensiver Entwicklung und ermutigender Zwischenergebnisse. „Vor etwa einem Jahr fand der erste KI-Tag statt, der den Auftakt zur strukturierten Auseinandersetzung mit Künstlicher Intelligenz in der Universitätsverwaltung bildete. Damals wie heute geht es nicht um Technikspielereien, sondern um die Frage: Wie nutzen wir KI als eine Art kollegiale Co-Intelligenz, um einerseits Arbeitsverdichtung zu begegnen und Fachkräftemangel zu kompensieren, aber andererseits auch produktiver und innovativer zu arbeiten oder sogar ganz neue Services anzubieten“, erklärte er. Inspiriert vom Wissenschaftler Ethan Mollick sieht Impekoven in Künstlicher Intelligenz eine Art Schreibtischnachbarn: einen Co-Worker, der uns klüger macht, wenn wir ihn sinnvoll einsetzen. Klar sei: Die technologische Entwicklung sei rasant, denn das, was heute als innovativ gelte, könne morgen schon überholt sein. Deshalb brauche es unterstützende Rahmenbedingungen, Spielregeln und Fortbildungsangebote – und genau daran habe die Verwaltung in den vergangenen zwölf Monaten intensiv gearbeitet.
Mit dem KI-gestützten, datenschutzkonformen Assistenzsystem KILIAN wurde ein Proof of Concept geliefert, der zeigte, was möglich ist – aber auch, wo die Grenzen aufgrund der rasanten Entwicklung von KI liegen. Parallel dazu wurden klare Regelungen zum Einsatz frei verfügbarer KI-Tools formuliert, inklusive Datenschutzstandards, Alias-Adressen zur anonymisierten Nutzung und einer Whitelist überprüfter Anwendungen. Die Personalentwicklung legte mit dem Weiterbildungsprogramm „Fit für KI“ in kürzester Zeit ein tragfähiges Qualifizierungsangebot vor, das stark nachgefragt wird und zusätzlich um weitere Angebote speziell für Führungskräfte im Umgang mit KI weiter ausgebaut werden soll. Einige andere Universitäten hätten sich bereits gemeldet, so Impekoven, um die erfolgreichen Bonner Ansätze als Best Practices zu übernehmen. Auch die eingerichteten Communities of Practice zum Thema Künstliche Intelligenz, kurz CoP KI, zu denen er beim letzten KI-Tag eingeladen hatte, hätten sich als ideales Instrument zur Begleitung von Veränderungsprozessen bewährt – gerade, weil sie Expertise aus dem Arbeitsalltag bündeln und Verantwortung in die Breite tragen.
Beispiele aus der Praxis
Was KI bereits konkret leistet, zeigten zwei Beiträge: Katharina Kolanus Teixeira vom Justitiariat berichtete, wie ChatGPT bei der sprachlichen Aufbereitung juristischer Urteile für den internen Newsletter hilft, der komplexe Rechtsentwicklungen einem breiten Publikum verständlich machen soll. Beate Panitz aus der Personalentwicklung berichtete von der Nutzung des Tools ElevenLabs zur Vertonung von Präsentationen, Schulungs- und Informationsvideos. Texte, die früher zeitaufwendig eingesprochen werden mussten, lassen sich nun effizient und in hoher Qualität umsetzen – eine echte Arbeitserleichterung. Zwei konkrete Beispiele, die zeigen: KI ist längst in der täglichen Arbeit angekommen, mit messbarem Nutzen.
Strategie, Infrastruktur und Ausblick
Im weiteren Verlauf stellte Holger Impekoven KI-Strategie der Verwaltung vor. Diese fußt auf den Empfehlungen des vom Rektorat eingerichteten Think Tank KI, einem Expertengremium aus Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftlern unterschiedlicher Fachbereiche der Universität. Unter der organisatorischen Leitung des Digital Science Center (DiCe), liefert der Think Tank kontinuierlich Handlungsempfehlungen ans Rektorat für den sicheren, nachhaltigen und verantwortungsbewussten Einsatz von KI als Bestandteil der Digitalstrategie der Universität.
Impekoven betonte, dass man durch eine rechtssichere, transparente und partizipative sowie verantwortungsvolle Nutzung von KI dem Fachkräftemangel entgegenwirken und eine moderne Verwaltung stärken wolle. Und er ergänzte: Bei all den positiven Aspekten dürfe nicht vergessen werden, dass die neue Technologie auch Herausforderungen mit sich bringe – Verzerrungen, Datenschutzfragen, aber auch gesellschaftliche Veränderungen – weshalb es so entscheidend sei, diesen Change-Prozess aktiv mitzugestalten. Michael Prill, Leiter des PDaP, wies unter anderem auf eine Whitelist geprüfter und empfohlener KI-Anwendungen sowie neue Weiterbildungsformate und Testlizenzen für Mitarbeitende hin. Martin Ragg, der stellv. Direktor des Hochschulrechenzentrums (HRZ), stellte schließlich die geplante technische Infrastruktur vor, mit der generative KI-Modelle für Studium, Lehre und Verwaltung bereits in den kommenden Monaten bereitgestellt werden sollen. Ziel sei ein sortierter Zugang zu KI, gleichzeitig setze man auf schnelle erste Ergebnisse.
Kanzler Holger Gottschalk unterstrich die strategische Relevanz: „Ich teile die Einschätzung von Holger Impekoven: KI ist gekommen, um zu bleiben.“ Gleichzeitig zeigte er sich beeindruckt vom Engagement der Mitarbeitenden: „Ich bin begeistert, wie motiviert sich so viele Kolleginnen und Kollegen mit der Thematik beschäftigen. Die Community of Practice ist ein Erfolgsmodell, von dem wir alle profitieren.“ Umso wichtiger sei es nun, auch die, die sich vielleicht noch nicht auf den Weg gemacht haben und KI selbstverständlich im Arbeitsalltag nutzen, zu erreichen und mitzunehmen.
Doch wie geht es nun weiter? Die Verwaltung plant, in absehbarer Zukunft KI-Tools bereitzustellen, Nutzungshürden abzubauen und weitere gezielte Schulungsangebote für Führungskräfte und Mitarbeitende zu etablieren. Außerdem sollen Chatbots und andere Unterstützungsformate entwickelt werden. Holger Impekoven brachte es zum Abschluss auf den Punkt: „Wir müssen diese Entwicklung aktiv gestalten, damit wir nicht von ihr überrollt werden. KI kann ein Werkzeug sein, das uns stärkt – wenn wir sie klug, um nicht zu sagen intelligent nutzen.“
Sie haben den KI-Tag verpasst oder möchten sich in Zukunft auch in der CoP KI engagieren? Weitere Informationen erhalten Sie im (internen) Confluence-Bereich.