23. April 2020

Fachschaftsarbeit in der Corona-Krise Fachschaftsarbeit in der Corona-Krise

Einige Fakultäten der Universität Bonn begrüßen auch im Sommersemester neue Studienanfänger. Aufgrund der aktuellen Lage blieb es den Fachschaften in diesem Jahr jedoch verwehrt, sie gebührend und vor allem persönlich zu empfangen. Wie trotzdem versucht wird, die neuen Studis willkommen zu heißen, und wie die Fachschaften mit der aktuellen Situation umgehen, hat Uni-Bonn-Campusreporter Vincent Rastfeld in Erfahrung gebracht.

Virtueller Fachschaftstreff
Virtueller Fachschaftstreff © Foto: privat
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Drei Wochen nach dem offiziellen Semesterbeginn kehrt normalerweise in den Fachschaftsvertretungen ein wenig Ruhe ein. Die meisten Partys zum Semesterstart sind erfolgreich vorübergezogen, und die Erstis wurden ja bereits vor dem Beginn der Vorlesungen ausführlich in die Tiefen von BASIS und Bonner Nachtleben eingeführt. In diesem Jahr ist alles anders und von gemächlichem Alltag nichts zu spüren. Denn das anstehende Online-Semester fordert von den Fachschaften viel Umdenken und Ideenreichtum. Zurücklehnen möchte sich niemand, weshalb ein Großteil der regelmäßigen Treffen über die Videodienste „Discord“ oder „Zoom“ abgehalten werden.

 

Theologen laden zum virtuellen Kaffeeklatsch

Besonders die Fachschaften der Fakultäten, die auch im April neue Studierende begrüßen, mussten sich etwas einfallen lassen, um ihre Neuankömmlinge so gut es geht unter die Fittiche zu nehmen und mit Informationen zu versorgen. Was normalerweise gemeinsam in der Uni besprochen und mit einem Kaltgetränk abgeschlossen wird, findet nun digital statt. Wie zum Beispiel bei der Fachschaft Evangelische Theologie. Sie hat den „virtuellen Kaffeeklatsch“ eingeführt. Über Zoom können Erstis ihre Mitstudierenden und ihre Fachschaftsvertreter kennenlernen, Fragen stellen und in Kontakt miteinander bleiben. „Der erste digitale Kaffeeklatsch wurde gut aufgefasst“, so Chris, einer der Vertreter der Fachschaft Evangelische Theologie. „In der nächsten Zeit werden wir ihn auf jeden Fall weiter anbieten und bewerben.“ Auch die Andachten werden bald in digitaler Form angeboten. „Wir arbeiten gerade noch an der genauen Umsetzung.“ In anderen Bereichen sieht Chris hingegen noch ein wenig mehr Handlungsbedarf.  „In unserer Fachbibliothek ist das meiste ausschließlich in gedruckter Form vorhanden. Hier setzen wir uns dafür ein, dass zeitnah das Online-Angebot ausgeweitet wird.“ Dabei können alle Studierenden helfen, denn sie können Vorschläge äußern, welche Literatur online verfügbar sein soll.

Vor ein ähnliches Problem sieht sich auch die Vertretung der Fachbereich Jura gestellt. Sie musste im Zuge der Beschränkungen ihr Büro schließen. „Das Hauptproblem ist dadurch die Examensprotokollausleihe. Normalerweise kontrollieren wir die Personalien und Ladungen der Prüflinge persönlich“, so Marie. Sie und die anderen Fachschaftsratsmitglieder mussten die Organisation nun vorübergehend via E-Mail vornehmen. Per Mail wurde auch das Video verschickt, was die Fachschaft für die Sommersemester-Erstis produziert hat. In ihm enthalten sind sowohl Infos zum Studium, als auch eine Vorstellung der Fachschaft und ihrer Arbeit. Ganz aus den Augen werden aber auch die Veranstaltungen mit Anwesenheit nicht verloren. „Nach Ende der Kontaktbeschränkungen werden wir bestimmt noch ein paar Ersti-Veranstaltungen nachholen,“ sagt Marie.

 

Wünsche und Befürchtungen kanalisiert


Die Fachschaft Medienwissenschaften hat unterdessen keine Erstis im Sommersemester zu betreuen. In ihr stand in den letzten Wochen vor allem die Umsetzung der Lehre während des Online-Semesters im Fokus. So wurde beispielsweise eine Umfrage über die verschiedenen Kanäle der Fachschaft durchgeführt, in der die Studierenden ihre Wünsche und Befürchtungen bezüglich des anstehenden Semesters äußern konnten. Die Ergebnisse wurden dann mit den Dozentinnen und Dozenten der Fachschaft Medienwissenschaften diskutiert. Abgesehen von solch nüchternen Themen versuchen sich aber auch die MeWi-Fachschaftler in Alternativen zu den üblichen gemeinsamen Abenden. So wird beispielsweise ein virtueller Spieleabend geplant, mit Spielen wie „Skribbl“ oder „Cards Against Humanity“ und auch die nächsten Fachschaftssitzungen über Zoom werden für alle Interessierten zugänglich sein.

Einen Schritt weiter geht die Fachschaft Wirtschaftswissenschaften. Um so viel Betreuung wie möglich anbieten zu können, wurde für die Erstis eine tägliche Discord-Sprechstunde von 16 bis 17 Uhr eingerichtet. Neben Gruppen auf Whatsapp haben die Erstis so die Chance, Fragen zum Studienbeginn persönlich und unmittelbar beantworten zu lassen. Seit bereits vier Wochen sorgt die WiWi-Vertretung so für eine zuverlässige Anlaufstelle für Informationen. „Die Sprechstunde wurde bisher gut angenommen“, sagt Robert aus dem Fachschaftsvorstand. „Bisher haben uns 75 Erstis auf diesem Weg erreicht und auch in den nächsten zwei Wochen werden wir so Fragen beantworten.“ Anstelle der Ersti-Veranstaltungen haben die Fachschaftler ebenfalls digitale Spieleabende organisiert mit Stadt-Land-Fluss oder anderen Ideen. „Über Zoom und Discord kann so etwas natürlich chaotisch werden, aber es war eher lustig als stressig“, so Robert.

Eher stressig als lustig gestalte sich hingegen die Frage, wie es mit den Prüfungen weitergehen soll. „Ob es letztendlich Prüfungen mit Anwesenheit geben wird oder nicht, wissen wir noch nicht.“ Zwar habe das Prüfungsamt zugesichert, dass es spätestens zwei Wochen vor den Prüfungen Klarheit gäbe, aber optimal sei dies natürlich nicht. „Es ist schwer zu entscheiden wie man sich das Lernpensum einteilt, aber am Ende wissen auch wir, dass niemand dafür eine Schuld trifft. Die Situation ist sehr, sehr schwierig und völlig neu für alle. Es muss alles neu erdacht werden.“

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Foto links: Campusreporter Vincent Rastfeld.

Vincent Rastfeld
Vincent Rastfeld © Universität Bonn
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