18. Juni 2025

"Digitalisierung kann nicht top down funktionieren" Digitalisierungsmanagment: "Digitalisierung kann nicht top down funktionieren"

Drei Fragen an Valentin Stein, Sprecher der IT-Komission für Digitalisierung an der medizinischen Fakultät

Prof. Dr. Valentin Stein ist der "Digi" der medizinischen Fakultät. Im Podcast spricht der Sprecher der IT-Kommission für Digitalisierung über die Herausforderungen einer Klinik-IT-Infrastruktur und der Frage, wie man Patientendaten für die Forschung nutzbar machen kann, und was es bei der Digitalisierung zu beachten gilt.

Valentin Stein
Valentin Stein © Uni Bonn / Gregor Hübl
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Welche aktuellen Projekte beschäftigen die Medizinische Fakultät im Bereich der Digitalisierung?

Aktuell arbeiten wir an drei zentralen Digitalisierungsprojekten. Erstens bauen wir eine neue Benutzerverwaltung auf, das für die Integration zukünftiger Dienste unverzichtbar ist. Zweitens erweitern wir unsere Datenspeicherinfrastruktur, die derzeit drei Petabyte umfasst, und streben in den nächsten Jahren eine Erweiterung auf bis zu zehn Petabyte an. Drittens richten wir einen neuen Hochleistungs-PC-Cluster ein, der für anspruchsvolle Datenanalysen genutzt wird. Dabei stellen Datenschutz und die sichere Verarbeitung von Forschungsdaten eine große Herausforderung dar.


Was unterscheidet die Medizinische Fakultät im Bereich der Digitalisierung von anderen Fakultäten?

Ein großer Unterschied liegt darin, dass wir neben Forschung und Lehre auch einen Krankenhausbetrieb mit einer eigenen IT-Infrastruktur und Rechenzentrum haben. Das heißt wir haben getrennte IT-Strukturen für Verwaltung und Patientenversorgung, die zur KRITIS-Infrastruktur gehören sowie für die Forschung, um höchste Datensicherheit für Patientendaten zu gewährleisten. Hinzu kommt noch, dass die Forscher an Dienste des Hochschulrechenzentrums angebunden sind.

Zusätzlich arbeiten wir eng mit den anderen „Digis“ der Universität zusammen, besonders bei der Entwicklung digitaler Tools und Systeme, die auch für andere Fakultäten nützlich sein könnten. Dazu gehrt etwa unser Prüfungsverwaltungssystem UCAN, welches die direkte elektronische Erstellung von Klausuren ermöglicht. Darüber hinaus führt die Fakultät eine neue Software zur Stundenplanerstellung ein, die aufgrund der großen und komplexen Studiengängen dringend benötigt wird. Vielleicht ist diese Software auch für andere Fakultäten und Studiengänge etwas? Und genau für solche Diskussionen ist sind die Digitalisierungsbeauftragten wichtig - auch wenn wir an der medizinischen Fakultät bei der Einführung von Systemen auch etwas autonomer handeln können.


Was sind die größten Herausforderungen?

Die größte Herausforderung besteht darin, klinische Daten für die Forschung nutzbar zu machen, insbesondere im Kontext von künstlicher Intelligenz. Hier stehen wir vor rechtlichen und ethischen Fragen, wie z.B. der Patientenzustimmung. Außerdem müssen wir entscheiden, ob wir weiterhin auf Eigenbetrieb setzen oder Cloud-Dienstleister für die Datenanalyse nutzen. Solche Fragen wird man sicherlich mithilfe einer uni-weiten Cloud-Strategie auch lösen können. 

Wichtig ist aber auch, dass man bei der Einführung das Feedback der Mitarbeitenden achtet. Die Digitalisierung kann ja nicht top down funktionieren. Einmal müssen wir Leute mitnehmen, weil es ja auch immer noch eine denn dazu lernen. Im Klinikum sind wir auch mit einer der Vorreiter Elektronische Patientenakte. In der Kitteltasche haben die Ärzt*innen und auch das Pflegepersonal ein iPad Mini. In der Realität war die Performance der Software aber schlecht, weil man etwa nur eine begrenzte Anzahl an Fällen herunterladen konnte. So etwas bekommt man nur gelöst und verbessert, wenn man Rückmeldung erhält.

Ein Zielbereich der Digitalstrategie: Digitale Kompetenzen

Die Digitalstrategie der Universität Bonn definiert die Maßnahmen und Strukturen ihrer digitalen Transformation. Das Digitalisierungsmanagement der Fakultäten ist ein Teil des kontinuierlichen Strategieprozesses dieser Strategie, die sich inhaltlich in sieben Zielbereiche auffächert.

"Wir berücksichtigen, fördern und nutzen die individuellen digitalen Kompetenzen unserer Mitglieder" ist das Motto des sechsten Zielbereichs der Strategie. Dazu gehören der Einsatz von High Perfomance Computing, KI in der wissenschaftliche Praxis und die Community of Practice "KI in der Verwaltung

Das Logo des Zielbereichs 6, Kopf mit Datenströmen
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