26. September 2025

Die Core Facilities der Universität Bonn haben es in sich Exzellente Bedingungen für exzellente Forschung: die Core Facilities der Universität Bonn

Exzellente Bedingungen für exzellente Forschung

Die Universität Bonn baut kontinuierlich ihre Forschungsinfrastruktur aus – und schafft damit die Basis für den Erfolg ihrer Wissenschaftler*innen. Unter dem Dach des Bonn Technology Campus (BTC) stehen inzwischen 14 universitätsweit nutzbare "Core Facilities" zur Verfügung, die hochmoderne Technologien, spezialisierte Expertise und umfassende Serviceleistungen vereinen. Sie ermöglichen allen Forschenden der Universität den Zugang zu Geräten und Verfahren, die für einzelne Arbeitsgruppen oft nicht oder nur schwer zugänglich wären. Damit schafft die Exzellenzuniversität die Voraussetzungen, um Forschungsideen auf höchstem Niveau umzusetzen.

Cell Programming Core Facility
Cell Programming Core Facility - Diese Anlage nutzt modernste Technologien zur (Neu-)Programmierung von Zellen, Genom-Editierung und Differenzierung, um innovative, auf Stammzellen basierende In-vitro-Modelle zu etablieren. © Foto: Volker Lannert/Uni Bonn
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Was sind Core Facilities – und warum sind sie so wertvoll?

„Core Facilities“ sind Service- und Technologieplattformen einer Universität. Hier werden besonders aufwendige, teure oder spezialisierte Geräte und Verfahren gebündelt, die für viele Forschungsprojekte wichtig sind – zum Beispiel Hochleistungsmikroskope, moderne Geräte für automatisierte Experimente oder spezielle Räumlichkeiten für die Pflanzenforschung.

Der Vorteil: Forschende müssen diese Ausstattung nicht selbst anschaffen oder warten, bis andernorts an gefragten Gemeinschaftseinrichtungen Nutzungszeiten für sie verfügbar sind. Gleichzeitig steht ein Team von Fachleuten bereit, das die Geräte betreut, Schulungen anbietet und bei der Planung von Experimenten unterstützt. So können Wissenschaftler*innen unabhängig von ihrer Fachrichtung oder Ausstattung im eigenen Labor auf modernste Technik zugreifen – und ihre Ideen schneller und auf höchstem Niveau umsetzen.

Hightech für Zellanalyse und Zellsortierung 

Ein herausragendes Beispiel ist die Core Facility „Flow Cytometry“. Ein „Durchflusszytometer“ ist ein Gerät, mit dem man Zellen einzeln „im Vorbeifliegen“ untersucht, indem die zu untersuchenden Zellen in einer Flüssigkeit durch einen sehr dünnen Messstrahl (meist Laserlicht) geschickt werden. Jede Zelle streut das Licht auf ihre eigene Weise oder sendet ein Leuchten aus, wenn sie vorher mit speziellen Farbstoffen markiert wurde. So kann das Gerät Größe, Form und bestimmte Eigenschaften jeder einzelnen Zelle messen – und das in sehr kurzer Zeit für tausende Zellen hintereinander. Die Anlage erlaubt präzise Einzelzellanalysen, Spektralmessungen und Bildgebung. Man kann sich das wie eine Hightech-Fließbandkontrolle für Zellen vorstellen: Jede Zelle wird blitzschnell „gescannt“, klassifiziert und – falls nötig – sogar automatisch sortiert. Das so gewonnene hochreine Zellmaterial kann dann weiterverarbeitet werden um etwa dadurch Krankheitsbilder, die von Zellen mit besonderen Eigenschaften hervorgerufen werden, besser zu verstehen. Forschende aus den Lebenswissenschaften profitieren hier von einer Infrastruktur, die international höchsten Standards entspricht.

Präzisionsforschung mit Nanobodies

Ebenfalls einzigartig ist die Core Facility „Nanobodies“. Sie produziert maßgeschneiderte, hochspezifische Antikörper, die in Forschung und Entwicklung vielfältig eingesetzt werden können – von der Grundlagenforschung bis zur Diagnostik. Die Stabilität und Vielseitigkeit dieser Moleküle macht sie zu einem leistungsstarken Werkzeug in der modernen Biomedizin. Das Team unterstützt Forschende nicht nur bei der Herstellung, sondern auch bei der funktionellen Anpassung der vielseitigen kleinen „Helferlein“.

Klimakammern für die Pflanzenforschung

Für die Agrar- und Umweltwissenschaften bietet die Core Facility „Climate Chambers“ optimale Bedingungen. Zwölf hochmoderne Klimakammern ermöglichen eine präzise Steuerung von Temperatur, Licht, Luftfeuchtigkeit und weiteren Umweltparametern – bei Bedarf auch unter hohen Sicherheitsstandards. So lassen sich Pflanzenexperimente unter streng kontrollierten und reproduzierbaren Bedingungen durchführen, was für belastbare Forschungsergebnisse unverzichtbar ist.

Mehr als Geräte – ein Netzwerk für Innovation

Alle Core Facilities der Universität Bonn zeichnen sich durch ein hohes Maß an Serviceorientierung aus. Expertenteams beraten bei der Planung von Experimenten, unterstützen bei der Durchführung und bieten Schulungen an. Es findet ein wissenschaftlicher Austausch über die beste Methodik zur Gewinnung neuer Erkenntnisse statt. Über ein zentrales Buchungssystem können Forschende unkompliziert auf alle Angebote zugreifen.

Für die Implementierung von fakultätsübergreifenden Core Facilities in den experimentellen Bereichen der Universität Bonn hat die Universität bereits eine Strategie entwickelt und verabschiedet. Eine Ausweitung der Strategie auf Buchwissenschaften, Bibliotheken und Sammlungen, sowie digitale Infrastrukturen und digitale Universitäts-Services wird bereits diskutiert und ist in Vorbereitung.

Mit einer Bündelung von Kompetenzen setzt die Universität Bonn ein klares Signal: Forschungsexzellenz braucht erstklassige Rahmenbedingungen – und diese stellt die Hochschule ihren Wissenschaftler*innen konsequent zur Verfügung.

Weitere Informationen: 

https://www.btc.uni-bonn.de/en/core-facilities

 

Interview mit Dr. Elmar Endl, Leitung Geschäftsstelle Core Facilities  

Wie viele universitätsinterne Nutzende haben Sie? Gibt es darunter auch "power user", die ihre Facilities besonders intensiv nutzen?

Dr. Endl: Derzeit sind über 650 Forschende für die Nutzung in den 14 Core Facilities registriert. Es gibt Nutzer*innen, die hunderte von Stunden an einem Gerätetyp buchen, oder andere, die viele verschiedene Geräte/Methoden in unterschiedlichen Core Facilities nutzen.  Außerdem gibt es Institute an denen nahezu jeder der Beschäftigten für die Nutzung von Core Facilities angemeldet ist oder Arbeitsgruppen, die zehntausende Euro für die Nutzung von Core Facilities über Drittmittel eingeworben haben. Da fällt es schwer zu entscheiden, was einen „power user“ ausmacht. Traditionell werden die Core Facilities natürlich in den Lebenswissenschaften ausgiebig genutzt. Daher könnte man die Mitglieder des TRA Life and Health als „power user“ bezeichnen. Aber auch aus anderen Forschungsschwerpunkten nehmen immer mehr Forschende die Angebote der Core Facilities wahr. Eine Nutzerin, ein Nutzer aus der Archäologie wäre dann „power user“ in der Philosophischen Fakultät.

 

Wie wirken sich die Core Facilities auf die Wettbewerbsfähigkeit der Universität Bonn im internationalen Forschungskontext aus?

Dr. Endl: International hat ein Kulturwandel im Betrieb von Forschungsinfrastrukturen bereits vielerorts stattgefunden. Dort werden Ressourcen wie z.B. Forschungsgroßgeräte nicht mehr ausschließlich Professuren zugeordnet, sondern in gut ausgestatteten und professionell organisierten Funktionseinheiten für alle Forschenden bereitgestellt. Professorinnen und Professoren profitieren dann wiederum von den neuen Strukturen, indem sie auf erfahrenes Personal und einen gepflegten Gerätepark zurückgreifen können und von Aufgaben wie Einarbeitung, Verwaltung und Wartung entlastet werden. Idealerweise kann dann der Erfahrungsschatz des Core Facility Personals noch einen entscheidenden Beitrag zum Erreichen des Forschungsziels leisten. Aber auch aus wirtschaftlicher Sicht, aufgrund der angespannten Haushaltslage, wird es immer wichtiger vorhandene Ressourcen möglichst effizient zu nutzen und neue Investitionen strategisch zu planen, um international wettbewerbsfähig zu bleiben. Die Kennzahlen aus den Core Facilities dienen dann wiederum als Entscheidungsgrundlage in den Fakultäten, oder Diskussionsgrundlage in der neu gegründeten „Kommission für Technologie und Innovation“ auf Rektoratsebene. 

Für mich als Leiter der neuen „Geschäftsstelle Core Facilities und Technologieplattformen“ gilt es herauszufinden, wie es andere Länder wie z.B. die Vereinigten Staaten oder England vor Jahren schon geschafft haben, Core Facilities hochprofessionell zu betreiben und dennoch attraktiv und forschungsfreundlich zu bleiben, also ohne zusätzliche Bürokratie. Digitalisierung, eine übergreifende Abstimmung von Verwaltungsvorgängen und hilfsbereites, gut ausgebildetes wissenschaftliches Personal wird da eine entscheidende Rolle spielen. 

 

Können Sie ein aktuelles Beispiel nennen, bei dem der Zugang zu einer Core Facility ein Forschungsvorhaben entscheidend vorangebracht hat?

Dr. Endl: Wir hatten im Jahr 2024 über 110 Publikationen, in denen sich die Autoren für die Mitarbeit der Core Facilities bedankt haben. Sogenannte „Funding Acknowledgements“, wie sie mittlerweile von der DFG gefordert werden. Da fällt es schwer zu entscheiden, welcher Beitrag entscheidender war. Alle diese Publikationen wären ohne die jeweilige Core Facility so nicht möglich gewesen. Auf der Internetseite des Bonn Technology Campus findet sich ein kleiner Ausschnitt aus den bearbeiteten Projekten. Was sich da zeigt ist, dass meist nicht mehr der Zugang zu einer Core Facility allein, sondern das Zusammenspiel mehrerer Core Facilites für die erfolgreiche Bearbeitung anspruchsvoller Projekte notwendig ist. Z.B. identifiziere ich einen interessanten Zelltyp im Gewebe unter dem Mikroskop, der mit einem bestimmten Krankheitsbild zusammen hängt. Ich reinige diese Zellen dann über Durchflußzytometrie und Zellsortierung auf und charakterisiere ihre genetischen und physiologischen Eigenheiten über Next Generation Sequencing und Massenspektrometrie. Das alles sind Techniken, die wir in unseren Core Facilities anbieten können.

Ich persönlich freue mich immer besonders, wenn wir einer jungen Forscherin, einem jungen Forscher mit dem Zugang zu aktueller Spitzentechnologie und der individuellen Unterstützung die erste grundlegende Publikation auf dem Karriereweg ermöglichen. Und noch mehr freut es mich, wenn diese Menschen Jahre später aus dem Ausland zurückkommen, eine Professur in Bonn annehmen und wir sie und ihre gesamte Arbeitsgruppe in den Core Facilities wieder begrüßen dürfen. So schließt sich dann der Kreis.

Cell Programming Core Facility
Cell Programming Core Facility © Foto: Volker Lannert/Uni Bonn
Translational Proteomics Core Facility
Translational Proteomics Core Facility - Die Facility bietet modernste auf Massenspektrometrie basierte Proteomik-Analysen von klinischen Proben, darunter Bioflüssigkeiten, isolierte Zellen und Gewebe. © Foto: Volker Lannert/Uni Bonn
Dr. Elmar Endl
Dr. Elmar Endl © Foto: privat
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