Der Islamismus sei eine Bedrohung für die freiheitliche Demokratie und den gesellschaftlichen Zusammenhalt sowie ein Treiber für Desintegration, heißt es in der Pressemeldung des BMI. Dies würden nicht nur die zahlreichen vollendeten und vereitelten islamistischen Terroranschläge des letzten Jahres zeigen, sondern auch die zunehmende Radikalisierung im digitalen Raum, die Verbreitung islamistischer Narrative und Einflüsse an Schulen und Hochschulen. Die Mitglieder des Beraterkreises sollen ihren Blick daher nicht nur auf den gewaltbereiten Jihadismus richten, sondern auch den Islamismus verstärkt in den Blick nehmen, der zwar meist nicht nach Gewaltanwendung ruft, aber eine „gottgewollte“ Ordnung aufrichten und die Demokratie abschaffen will.
„Ich freue mich sehr auf die Zusammenarbeit mit einem so kompetenten Team“, sagt Prof. Christine Schirrmacher. „Die große Herausforderung wird sein, der Bund-Länder-Konferenz sinnvolle Maßnahmen für die Präventionsarbeit vorzuschlagen, damit junge Leute gar nicht erst den islamistischen Youtube-Predigern und Influencern mit ihren radikalen Botschaften von der Bekämpfung der „gottlosen“ westlichen Gesellschaften auf den Leim gehen.“ Zugleich gehe es um sinnvolle Maßnahmen, um islamistischen Organisationen in ihrem Wirken und Handeln Grenzen zu setzen. „Denn es ist ein Kennzeichen dieser Bewegungen, dass sie die Demokratie nutzen, um sie letztlich abzuschaffen: Ihr Ziel ist eine „gottgewollte“ Ordnung, um religiöses Recht zur Grundlage von Staat und Gesellschaft zu machen. Sie lehnen individuelle Freiheitsrechte wie die Glaubens- und Meinungsfreiheit und die Gleichberechtigung der Geschlechter ab.“ Islamismusbekämpfung bedeute aber auch, friedliebende Muslime und Minderheiten zu schützen, die oft Zielscheibe islamistischer Bewegungen und Akteure sind, so Schirrmacher weiter: „Viele Migranten in Deutschland haben hier Zuflucht vor Extremisten gesucht. Sie warnen häufig am eindringlichsten davor, gleichgültig zu bleiben und die Feinde der Demokratie gewähren zu lassen.“
Der Beraterkreis besteht aus insgesamt 15 Expertinnen und Experten aus den Bereichen Wissenschaft und Forschung, Praxis, Prävention, Deradikalisierung und Integration sowie Sicherheitsbehörden.
Über Christine Schirrmacher
Prof. Dr. Christine Schirrmacher ist Professorin in der Abteilung für Islamwissenschaft und Nahostsprachen der Universität Bonn sowie an der Evangelisch-Theologischen Faculteit in Leuven. Die Islamwissenschaftlerin hat bereits in mehreren Gremien des Bundesinnenministeriums mitgewirkt, wie zum Beispiel aktuell im Beirat des Zentrums für Analyse und Forschung. Sie wirkte sowohl im Beirat der Bundeszentrale für politische Bildung (2015–2023), als auch im Expertenkreis Muslimfeindlichkeit (2020–2023) mit. Sie gehört zudem dem wissenschaftlichen Beirat des Bundes Deutscher Kriminalbeamter an und ist Mitglied im Zentrumsrat des Center for Advanced Security, Strategic and Integration Studies (CASSIS) der Universität Bonn.