09. Dezember 2025

Arzt überlässt der Universität Bonn mehr als 20.000 Seeigel Arzt überlässt der Universität Bonn mehr als 20.000 Seeigel

Dr. Hans-Volker Thiel sammelte in den vergangenen fünf Jahrzehnten Stachelhäuter auf der ganzen Welt

Wer barfuß im Meer mit einem Seeigel Bekanntschaft schließt, wird dieses Ereignis nicht so schnell vergessen. Jedoch haben die über den ganzen Globus verteilten Stachelhäuter auch ihre ästhetischen Seiten: Ihre unterschiedlichen Größen, Formen und Farben sind von atemberaubender Schönheit. Die Universität Bonn wird künftig diesen Reichtum noch besser erforschen und präsentieren können. Der Orthopäde Dr. Hans-Volker Thiel, der im Ruhestand als „Seniorstudent“ in Bonn Geologie und Paläontologie belegte, vermachte seine mehr als 20.000 Exemplare umfassende Seeigel-Sammlung der Universität Bonn. Wer sich die prächtigen Stachelträger zuhause ansehen möchte, kann dies in einem Bildband, der kürzlich erschienen ist. 

Prof. Dr. Jes Rust (links)
Prof. Dr. Jes Rust (links) - und Dr. Hans-Volker Thiel (rechts) mit einer Auswahl der Seeigel-Sammlung. © Foto: Volker Lannert/Uni Bonn
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Noch sind die stacheligen Exemplare im Wohnhaus von Dr. Hans-Volker Thiel in Düsseldorf über mehrere Räume verteilt. In der Paläontologie der Universität Bonn sind bereits einige Kisten mit Seeigeln untergebracht. Sobald noch mehr Platz gefunden ist, sollen weitere Objekte von Düsseldorf nach Bonn kommen. Der 86-jährige Arzt hat sich die Universität Bonn bewusst für seine Schenkung ausgesucht: „In den vergangenen Jahren habe ich mit den Paläontologen um Prof. Jes Rust intensiv zusammengearbeitet“, sagt Thiel. Dabei sind einige wissenschaftliche Aufsätze in Fachjournalen zusammen mit weiteren Forschenden entstanden. „Nun werde ich die Sammlung kostenlos der Universität Bonn überlassen und damit dauerhaft der Forschung zugänglich machen.“

Bereits 2019 sorgten 500 Exemplare von Hans-Volker Thiel bei der Ausstellung „Seeigel – Stachelige Schönheiten“ im Goldfuß-Museum der Universität Bonn für Aufsehen. „Seine Sammlung hat bereits in der Lehre und der Forschung in der Bonner Paläontologie eine große Rolle gespielt“, sagt Prof. em. Dr. Jes Rust vom Bonner Institut für Organismische Biologie. „Die Sammlung von Hans-Volker Thiel ist ein großartiges und wertvolles Geschenk“, sagt Rust. „Denn andere Museen und Universitäten standen natürlich in Konkurrenz.“

Mittlerweile ist ein Schenkungsvertrag zwischen Dr. Hans-Volker Thiel und der Universität Bonn unterzeichnet. Luis Pauly, Mitautor des Seeigel-Buchs, soll den Umzug der Sammlung organisieren. Darüber hinaus wird er in einem von der Deutschen Forschungsgemeinschaft geförderten Projekt anhand der Sammlung die frühe Evolution der Seeigel untersuchen. Die Erfassung der umfangreichen Sammlung wird vermutlich länger dauern. Atemberaubende Einblicke in die Ästhetik der Stacheltiere werden jedoch schon jetzt mit dem Bildband „Seeigel – stachelige Schönheiten“ mit Fotos von Georg Oleschinski möglich sein. Die Sammlung von Hans-Volker Thiel bildet den Grundstock des populärwissenschaftlichen Buchs, das kürzlich erscheinen ist.

Video mit Dr. Hans-Volker Thiel: https://youtu.be/Cz2np3uiiAg

Prionocidaris callista:
Prionocidaris callista: - Das Foto stammt aus dem Buch von Hans-Volker Thiel, Luis Pauly, Georg Oleschinski & Jes Rust "Seeigel – stachelige Schönheiten", Verlag Dr. Friedrich Pfeil. © Foto: Georg Oleschinski
Goniocidaris tubaria:
Goniocidaris tubaria: - Das Foto stammt aus dem Buch von Hans-Volker Thiel, Luis Pauly, Georg Oleschinski & Jes Rust "Seeigel – stachelige Schönheiten", Verlag Dr. Friedrich Pfeil. © Foto: Georg Oleschinski
Goniocidaris (Aspidocidaris) clypeata:
Goniocidaris (Aspidocidaris) clypeata: - Das Foto stammt aus dem Buch von Hans-Volker Thiel, Luis Pauly, Georg Oleschinski & Jes Rust "Seeigel – stachelige Schönheiten", Verlag Dr. Friedrich Pfeil. © Foto: Georg Oleschinski
Coelopleurus exquisitus:
Coelopleurus exquisitus: - Das Foto stammt aus dem Buch von Hans-Volker Thiel, Luis Pauly, Georg Oleschinski & Jes Rust "Seeigel – stachelige Schönheiten", Verlag Dr. Friedrich Pfeil. © Foto: Georg Oleschinski
Colobocentrotus (Podophora) atratus:
Colobocentrotus (Podophora) atratus: - Das Foto stammt aus dem Buch von Hans-Volker Thiel, Luis Pauly, Georg Oleschinski & Jes Rust "Seeigel – stachelige Schönheiten", Verlag Dr. Friedrich Pfeil. © Foto: Georg Oleschinski

Dr. Hans-Volker Thiel hatte als Orthopäde eine eigene Praxis in Düsseldorf. Mit dem Ruhestand begann ein neues Leben als Wissenschaftler: Er studierte Geologie und Paläontologie an der Universität Bonn und arbeitet seitdem mit Prof. Jes Rust aus der Paläontologie zusammen. Beide haben zusammen mit Luis Pauly und Georg Oleschinski ein sehr ästhetisches Buch zu den faszinierenden Seeigeln herausgegeben. Darüber hinaus vermacht der 86-Jährige seine Sammlung an die Universität Bonn. Wir sprachen mit dem Schenker über seine Leidenschaft zu den stachligen Lebewesen.

Sie sammelten rund ein halbes Jahrhundert Seeigel aus aller Welt. Wie haben Sie diese beeindruckende Sammlung von 20.000 Seeigeln zusammenbekommen?
Im Lauf der Zeit habe ich Seeigel aus allen fünf Kontinenten und besonders aus den Ländern Westeuropas und Kleinasiens zusammengetragen. In Ecuador habe ich erstmals gesehen, wie heute lebende Seeigel durch Umweltschäden (Petrochemie) massiv geschädigt werden. 

Sind Sie einfach irgendwo hingefahren und haben Seeigel aufgesammelt? 
So einfach geht das leider nicht. Durch Literaturstudium, mit Hilfe von geologischen Karten sowie mit Kontakten von lokalen Sammlern und Museen war im Voraus bereits das Sammlungsgebiet abgesteckt. Ich war zu Anfang meiner Sammlertätigkeit häufig in Frankreich und habe dort die Bauern gefragt, ob ich auf ihren abgeernteten Feldern Fossilien sammeln dürfte. „Dadurch werden die Felder sauberer“, habe ich gesagt. Das hat die Bauern erfreut, und es gab damals fast nie Probleme. Heute ist das deutlich schwieriger, weil es zu viele Sammler gibt, die sich zum Teil nicht an Vorschriften halten.

Wo haben Sie in Ihrem Haus in Düsseldorf die vielen Seeigel untergebracht?
Unser Haus in Düsseldorf hat genügend Platz für die Sammlung, die jedoch aus statischen Gründen in verschiedenen Räumen untergebracht ist. 

Wie kam es zum Wechsel von der Orthopädie in die Paläontologie?
Im Jahr 2003, nach dem Ende meiner Tätigkeit als Orthopäde, begann ich sofort ein Studium der Geologie und Paläontologie an der Universität Bonn. Dies war mein lang gehegter Wunsch. Während meines Studiums und danach arbeitete ich als freier Mitarbeiter bei Professor Jes Rust und beschäftigte mich mit der Erforschung von lebenden und fossilen Seeigeln. 

Sie vermachen Ihre Sammlung der Universität Bonn. Warum?
Ich habe mich entschieden, meine umfangreiche Seeigelsammlung der Universität Bonn zu vermachen, da niemand aus meiner Familie in meine Fußstapfen tritt. Meine Verbindung zu Bonn ist stark, da meine Großeltern hier lebten und ich selbst hier mein Medizinstudium begonnen habe. Die Sammlung soll für künftige Generationen bewahrt werden, ebenso das Wissen um diese faszinierenden Lebewesen. Die Forschung zu den Seeigeln soll weitergehen.

Wo wird Ihre Sammlung an der Universität Bonn untergebracht?
Ein kleiner Teil der Seeigelsammlung ist in der Abteilung Paläontologie. Sobald weiterer Raum an der Universität Bonn gefunden ist, sollen weitere Exemplare von Düsseldorf nach Bonn kommen.

Sie haben gemeinsam ein Buch mit faszinierenden Bildern von Seeigeln herausgegeben. An wen richtet es sich?
Es ist vor allem für interessierte Laien gedacht – wegen der sehr schönen Bilder, die der Fotograf Georg Oleschinski aufgenommen hat. Da es darin zum Teil aber auch um sehr seltene Exemplare geht, ist das Werk auch für Wissenschaftler von Interesse.

Hans-Volker Thiel, Luis Pauly, Georg Oleschinski & Jes Rust: Seeigel – stachelige Schönheiten, Verlag Dr. Friedrich Pfeil – Günding, 184 S., 68,00 Euro

Dr. Hans-Volker Thiel
E-Mail: hv-thiel@gmx.de

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