Bei der Ausstellung „Ressourcen der Macht – wie Dinge von Sklaverei und Abhängigkeit erzählen“ stehen Getreide, Genussmittel und Textilien im Vordergrund. Abhängigkeiten zeigen sich in der Produktion von materiellen Ressourcen wie Baumwolle, Kaffee und Mais, im globalisierten Handel und in der unterschiedlichen Nutzung der produzierten Waren. Die Exponate, die von solchen Abhängigkeiten erzählen, sind an vier Orten zu sehen: der Bonner Amerikas-Sammlung in der Oxfordstraße, dem Ägyptischen Museum der Universität am Regina Pacis-Weg, der Abteilung für Asiatische und Islamische Kunstgeschichte in der Adenauerallee und dem Sitz des Bonn Center for Dependency and Slavery Studies (BCDSS) in der Niebuhrstraße.
Der in der Ausstellung behandelte Zeitraum erstreckt sich vom Alten Ägypten bis in die Gegenwart. Zu den ersten Objekten gehören eine gewebte Bordüre aus Gujarat (Indien), eine Statue der aztekischen Maisgöttin Chicomecoatl und ein Weinkrug aus Ägypten (180 bis 1397 v. Chr.). Das Finale der stetig wachsenden Ausstellung ist für 2024 geplant. Übergeordnetes Ziel ist es, am Ende neue Einblicke in die laufenden Diskussionen über Abhängigkeiten zu bieten und die Arbeit des Exzellenclusters insgesamt zu reflektieren.
Die Ausstellungseröffnung am 14. Juli um 17 Uhr gibt es im Livestream zu sehen. Die Grußworte sprechen Prof. Dr. Andreas Zimmer, Prorektor für Forschung und wissenschaftlichen Nachwuchs, Prof. Dr. Volker Kronenberg, Dekan der Philosophischen Fakultät, und Prof. Dr. Stephan Conermann, Sprecher des BCDSS.
Der Livestream wird kurz vor der Veranstaltung auf den folgenden Webseiten zur Verfügung gestellt:
https://www.dependency.uni-bonn.de/en/news/news-bcdss/growing-exhibition (hier gibt es auch weitere Informationen zur Ausstellung)
https://www.youtube.com/channel/UCH4JT5ZXagU2p3E_VWqKQuw
Warum eine wachsende Ausstellung?
„Da es sich um eine Forschungsausstellung handelt, entschieden wir uns dafür, ein neues und offeneres Konzept zu entwickeln, in dem die Prozesse der Wissensproduktion und des Ausstellungsdesigns kontinuierlich miteinander verbunden und aufeinander bezogen sind sowie transparent und nachvollziehbar gemacht werden“, sagt Prof. Dr. Nikolai Grube stellvertretend für die Research Area B des Bonn Center for Dependency and Slavery Studies. Dadurch soll die Ausstellung nicht nur Einblicke in die Forschungsergebnisse, sondern auch in die Prozesse der Wissensgenerierung mit all ihren Aushandlungen offenbaren. „Dieser Ansatz spiegelt die aktuelle Forschung zu Ausstellungen und Wissensproduktion wider und ist eine der derzeit populären Möglichkeiten, deren Verflechtung zu thematisieren“, sagt Prof. Dr. Karoline Noack, Co-Sprecherin des BCDSS.
Dinge erzählen von Abhängigkeit – drei Beispiele aus der Ausstellung
Eine gewebte Bordüre aus Gujarat (Indien): Der Vorhang aus dem zeitgenössischen Gujarat in Westindien besteht aus Baumwolle und wurde mit Applikationen und Stickereien verziert. Baumwolle spielt eine bedeutende Rolle bei der Herausbildung und Regelung von Abhängigkeitsverhältnissen verschiedener sozialer Gruppen in der Region. Durch die zahlreichen Schritte der Produktion und des Vertriebs gewinnen die Textilien an Wert.
Eine Statue der aztekischen Maisgöttin Chicomecoatl (moderne Kopie einer Figur aus dem 15. Jh.): Die aztekische Maisgöttin Chicomecoatl war die aztekische Göttin der Landwirtschaft und zugleich eine Göttin des Überflusses und der weibliche Aspekt der Maispflanze. Darüber hinaus war Chicomecoatl für alle Nahrungsmittel zuständig. Sie wurde besonders während des Erntefestes Huey Tozoztli gefeiert. Während des Festes bestimmten ihre Priesterinnen den Mais, der in der kommenden Saison gepflanzt werden soll. Die Auswahl der Körner für die Saat war Aufgabe der Frauen, während die Männer die Bestellung der Felder vornahmen.
Ein Weinkrug mit Inschrift (Ägypten, 180 bis 1397 v. Chr.): Wein als begehrtes Genussmittel war bereits während der Zeit der altägyptischen und römischen Reiche ein wichtiges Handelsgut. Der genaue Herkunftsort ist nicht bekannt, aber das gut erhaltene Tongefäß wurde 1901 vom Ägyptologen Ludwig Borchardt in Qena gefunden. Es kann in die Zeit des Neuen Reichs, etwa um 1480 bis 1397 vor Christus, datiert werden. Basierend auf der Inschrift und der hochwertigen Qualität der Keramik kann man davon ausgehen, dass der Weinkrug als Haushaltsprodukt der Oberschicht diente.