04. September 2025

Drei ERC Starting Grants für die Uni Bonn Drei ERC Starting Grants für die Uni Bonn

Die Universität Bonn hat mal wieder Grund zu Freude: Drei ihrer Forschenden erhalten einen mit je 1,5 Millionen Euro dotierten ERC Starting Grant. Mit dieser Förderlinie unterstützt der Europäische Forschungsrat (ERC) Forschende am Anfang ihrer Karriere. Wirtschaftswissenschaftlerin Jun.-Prof. Dr. Amelie Schiprowski, Informatikerin Prof. Dr. Lucie Flek und Evolutionsbiologe Dr. Moritz Lürig setzen mit der Förderung in den kommenden fünf Jahren ihre eigenen Forschungsprojekte um.

Erhalten je einen ERC Starting Grant (v.l.)
Erhalten je einen ERC Starting Grant (v.l.) - Prof. Dr. Lucie Flek, Jun.-Prof. Dr. Amelie Schiprowski, Dr. Moritz Lürig. © Collage: v.l.: Max Waidhas/Universität Bonn; Marc Thürach/ECONtribute; Kristen Grace/Florida Museum of Natural History
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Mit dem ERC Starting Grant fördert der ERC Forschende aller Nationalitäten mit zwei bis sieben Jahren Erfahrung seit Abschluss der Promotion. Die Antragstellenden müssen eine vielversprechende wissenschaftliche Erfolgsbilanz vorweisen, einen hervorragenden Projektvorschlag im Namen seiner Gastinstitution einreichen einreichen. Der Antragstellende muss zum Zeitpunkt der Einreichung des Antrags nicht bei der Gastinstitution beschäftigt sein, aber wenn der Antrag erfolgreich ist, sind eine gegenseitige Vereinbarung und Verpflichtung erforderlich. Die Förderung läuft in der Regel über fünf Jahre mit einer Förderung von bis zu 1,5 Millionen Euro. Weitere Informationen gibt es unter https://erc.europa.eu/apply-grant/starting-grant

ERC Starting Grants für die Uni Bonn

Der demographische Wandel hinterlässt auch auf den Arbeitsmärkten seine Spuren: Die Arbeitnehmerschaft wird älter, viele erfahrene Angestellt gehen in den Ruhestand. Unternehmen sind dringend auf der Suche nach Nachwuchskräften. Dennoch bleibt die Jugendarbeitslosigkeit in vielen Ländern hoch. „Um wirksame Antworten auf dieses Phänomen zu finden, ist ein fundiertes empirisches Verständnis von Eintrittsarbeitsmärkten wichtig“, erklärt Juniorprofessorin Dr. Amelie Schiprowski. Die Volkswirtin wurde 2019 an den Exzellenzcluster „ECONtribute: Märkte & Public Policy“ der Universitäten Bonn und zu Köln berufen. In ihrem ERC-geförderten Projekt „Entry-Level Hiring in Tightening Labor Markets: Frictions, Firm Heterogeneity and Public Policy” (ENTRYHIRE) geht sie der Frage nach, wie Unternehmen in angespannten Arbeitsmärkten Berufseinsteigerinnen und Berufseinsteiger einstellen und ausbilden.

 „Ich analysiere, wie der demografische Wandel das Matching zwischen jungen Arbeitskräften und Betrieben verändert“, erklärt Amelie Schiprowski. Welche Faktoren erschweren den Matching-Prozess? Welchen Einfluss haben arbeitsmarktpolitische Maßnahmen? Indem sie diese Fragen beantwortet, liefert Schiprowski evidenzbasierte Grundlagen für Arbeitsmarktpolitik, die das Matching zwischen jungen Arbeitskräften und Unternehmen verbessert. Sie konzentriert sich dabei auf den deutschen Ausbildungsmarkt, der als empirisches ,Labor‘ zur Analyse von Einstiegsarbeitsmärkten dient.

Der ERC fördert das Projekt mit rund 1,5 Millionen Euro über einen Zeitraum von fünf Jahren. „Der Grant ermöglicht mir die finanziellen und zeitlichen Ressourcen, um gemeinsam mit einem Team von PostDocs und Doktoranden eine vielseitige Datenbasis aufzubauen und damit neue Forschungsfragen zu beantworten“, freut sich Jun.-Prof. Dr. Amelie Schiprowski über die Förderung.

Amelie Schiprowski studierte Wirtschaftswissenschaften an der Sciences Po Paris und der Ecole Polytechnique de Paris. Sie wurde 2018 an der Universität Potsdam promoviert. Seit 2019 ist sie Juniorprofessorin am Fachbereich Wirtschaftswissenschaften an der Universität Bonn. Amelie Schiprowski gehört dem Exzellenzcluster ECONtribute der Universitäten Bonn und Köln sowie dem Transdisziplinären Forschungsbereich (TRA) „Individuals and Societies“ der Universität Bonn an. Darüber hinaus ist sie Principal Investigator in dem Sonderforschungsbereich „Ökonomische Perspektiven auf gesellschaftliche Herausforderungen: Chancengleichheit, Marktregulierung und Finanzmarktstabilität“ der Universitäten Bonn und Mannheim. Die Joachim Herz-Stiftung zeichnete sie 2020 mit dem Deutschen Wirtschaftspreis aus (zur Pressemeldung).

Kontakt für die Medien:

Jun.-Prof. Dr. Amelie Schiprowski
Exzellenzcluster ECONtribute
Universität Bonn
Tel.: +49 228 73-60330
E-Mail: amelie.schiprowski@uni-bonn.de

Jun.-Prof. Dr. Amelie Schiprowski
Jun.-Prof. Amelie Schiprowski vom Exzellenzcluster ECONtribute erhält einen mit 1,5 Millionen Euro dotierten ERC Starting Grant. © Marc Thürach / ECONtribute

Schillerende Flügel in Grün, Blau- und Türkistönen wie beim Pfauenschwanz aus Indonesien, braune Flügel mit Flecken, die Augen ähneln und damit Raubtiere abschrecken, wie beim Eulenfalter oder die blattartig geformten Flügel im zarten Gelbgrün des Zitronenfalters. Die Flügel von Schmetterlingen und Motten weisen eine große Vielfalt an Farben und Mustern auf, deren evolutionären Hergang man aber noch immer nicht vollständig verstanden hat. „Wir wissen, dass die Muster hauptsächlich der Kommunikation dienen“, erklärt Dr. Moritz Lürig, der zurzeit noch an dem Florida Museum of Natural History der University of Florida forscht. „Schmetterlinge und Motten schrecken auf diese Weise zum Beispiel Fressfeinde ab oder locken Partner an.“ Neuere Studien zeigen, dass die komplexen Muster dabei oft auf nur wenigen Genen und regulatorischen Elementen im Erbgut basieren.  „Aus evolutionsbiologischer Sicht wirft das eine zentrale Frage auf: Wie kann sich bei derart begrenzter genetischer Basis eine so enorme Vielfalt entwickeln?“

Mit seinem ERC-Projekt „The Evolution of Wing Coloration in Lepidoptera (EWINCOL)” geht Lürig genau dieser Frage nach. Mithilfe Künstlicher Intelligenz (KI) wird er Millionen digitalisierter Bilder von präparierten Schmetterlingen und Motten aus Naturkundemuseen weltweit analysieren. „Diese Museen sind nicht nur wertvolle Forschungsarchive, sondern auch öffentlich zugängliche Wissensspeicher – ihre Digitalisierung eröffnet neue Wege, biologische Vielfalt sichtbar und zugänglich zu machen“, freut sich Lürig. Sein Ziel ist es, eine umfassende Datenbank zu Flügelfarbe, Mustern und Formen aller Hauptgruppen der Lepidoptera (Schmetterling und Motten) zu erstellen, die nach den Käfern die artenreichste Insekten-Ordnung bilden. „Dieser digitale ‚Flügel-Atlas‘ erlaubt es mir, drei konkrete Fragestellungen zu untersuchen: erstens, wie sich Farben in der Evolution verändert haben und ob sie mit der Artenbildung zusammenhängen. Zweitens, ob Farbe und Form unabhängig voneinander entstanden sind. Und drittens, wie Umweltfaktoren wie Licht, Lebensraum oder Temperatur die weltweite Farbverteilung prägen.“

EWINCOL verbindet Computerwissenschaften mit Biologie, entwickelt offene KI-Instrumente und trägt dazu bei, biologische Vielfalt besser zu verstehen – mit Anwendungsbezug für Forschung, Museumskuration, Biodiversitätsmonitoring und Wissenschaftskommunikation. Möglich wird dies erst mit dem ERC Starting Grant: „Mit der Förderung kann ich ein interdisziplinäres Team aufbauen, das Millionen von Bildern analysieren und neue methodische Ansätze zwischen KI und Evolutionsbiologie schaffen wird. In diesem Umfang und in der kurzen Zeit wäre das ohne die Förderung nicht realisierbar“, ist sich Moritz Lürig sicher.

Moritz Lürig studierte an der Universität Oldenburg Umweltwissenschaften im Bachelor und Marine Umweltwissenschaften im Master. 2019 wurde er an der ETH Zürich promoviert. Im Anschluss folgten Positionen als PostDoc am Wasserforschungsinstitut Eawag in der Schweiz sowie der Universität Lund in Schweden. Seit September 2023 forscht Moritz Lürig am Florida Museum of Natural History der University of Florida.

Kontakt für die Medien:

Dr. Moritz Lürig
Florida Museum of Natural History der University of Florida
E-Mail: moritz.luerig@gmail.com
Website: www.luerig.net

Dr. Moritz Lürig
Dr. Moritz Lürig forscht zurzeit am Florida Museum of Natural History. © Kristen Grace, Museum Photographer / Florida Museum of Natural History

KI-Systeme wie ChatGPT übernehmen zunehmend auch soziale Rollen – ob als Ratgeber im Alltag, als Lernhilfe oder als Gesprächspartner in schwierigen Situationen. Gerade in Momenten, in denen Empathie, Urteilsvermögen und soziales Verständnis am wichtigsten sind, versagen diese Systeme jedoch oft. Hier setzt das Projekt „LLMpathy“ von Prof. Dr. Lucie Flek vom Institut für Informatik der Universität Bonn an. Ihr Ziel: Künstliche Intelligenz (KI) sozial intelligenter machen.

„Die heutige KI kann Empathie imitieren, versteht aber nicht, wie sie funktioniert“, sagt Prof. Lucie Flek, die auch am Lamarr-Institut und dem Bonn-Aachen International Center for IT (b-it) forscht. „Gleichzeitig haben die Sprachmodelle gelernt, sehr komplexe Probleme in der Mathematik zu lösen, indem sie sie in einfache Schritte zerlegen. In LLMpathy wollen wir ihnen beibringen, auch menschliches Denken und Gefühle so zu strukturieren und richtig zu begründen.“ Um das zu erreichen, wird Flek, die auch in den Transdisziplinären Forschungsbereichen (TRA) „Modelling“ und „Matter“ sowie dem im Januar 2026 startenden Exzellenzcluster „Our Dynamic Universe“ der Uni Bonn über KI forscht, fortgeschrittene Lernmethoden in der KI und psychologische Langzeitstudien kombinieren.

„Die KI erhält ein personalisiertes Profil, das Eigenschaften, Werte, Gefühle und Handlungen miteinander verbindet. So können Modelle ihre Antworten kausal erklären und durch menschliches Feedback immer weiter verbessern.“ Ergänzend entsteht eine Simulationsumgebung, in der personalisierte KI-Agenten miteinander interagieren – etwa in Konflikten oder Verhandlungen. „Damit können wir erstmals systematisch messen, wie gut Sprachmodelle fremde Perspektiven einnehmen, Ziele verfolgen oder Manipulationen widerstehen.“ Die neuen Erkenntnisse werden zudem helfen, unethische Formen der Personalisierung aufzudecken, etwa wenn KI emotionalen Druck in der Werbung ausübt, und sicherzustellen, dass zukünftige KI-Systeme hohe Standards in Bezug auf Transparenz, Vertrauenswürdigkeit und ethisches Verhalten erfüllen – im Einklang mit dem bevorstehenden KI-Gesetz der EU.

Prof. Dr. Lucie Flek leitet die Gruppe Data Science and Language Technologies am Bonn-Aachen International Center for Information Technology (b-it) der Universität Bonn, wo sie auch Mitglied in den Transdisziplinären Forschungsbereichen (TRA) „Modelling“ und „Matter“ sowie dem im Januar 2026 startenden Exzellenzcluster „Our Dynamic Universe“ der Uni Bonn ist. Als Area Chair für Natural Language Processing (NLP) am Lamarr-Institut für Maschinelles Lernen und Künstliche Intelligenz verbindet sie diese Arbeit mit ihrer Forschung zu schlussfolgernden Sprachmodellen (Reasoning LLMs), KI-Sicherheit und KI für Wissenschaft. Prof. Flek war sowohl im akademischen Bereich als auch in der Industrie tätig, etwa für Amazon Alexa und Google Shopping Search in Europa. An der University of Pennsylvania und dem University College London forschte sie zur Modellierung von Nutzern anhand von Texten, und Anwendungen solcher KI-Modelle in der Psychologie und den Sozialwissenschaften. 

Kontakt für die Medien:
Prof. Dr. Lucie Flek
Institut für Informatik
Universität Bonn
Lamarr-Institut für Maschinelles Lernen und Künstliche Intelligenz
Bonn-Aachen International Center for IT (b-it)
E-Mail: flek@bit.uni-bonn.de

Prof. Dr. Lucie Flek
Informatikerin Prof. Dr. Lucie Flek von der Universität Bonn erhält einen mit 1,5 Millionen Euro dotierten ERC Starting Grant. © Maximilian Waidhas/Universität Bonn
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