28. April 2020

Lebenszeichen: In der „Corona-Krise“ helfen Medizin-Studierende in der Krankenversorgung In der „Corona-Krise“ helfen Medizin-Studierende in der Krankenversorgung

In der jetzigen Corona-Krise ist jede helfende Hand in der Krankenversorgung unschätzbar. So riefen die Medizinische Fakultät der Universität Bonn und das Universitätsklinikum Bonn Ende März Studierende der Medizin dazu auf, aktiv mitzuhelfen. Kurz darauf konnten über 80 Medizinstudierende der höheren Semester, die bereits über klinische Erfahrungen verfügen, als Aushilfe eingestellt werden. Sie alle wollen die Teams der Intensivbereiche, Stationen und Funktionsbereiche tatkräftig unterstützen und so entlasten. So können sich die erfahrenen Pflegefachkräfte noch besser um Schwerstkranke kümmern.

Serie "Lebenszeichen":
Serie "Lebenszeichen": - "Corona-Krise“ - Medizin-Studierende helfen in der Krankenversorgung. © Universitätsklinikum Bonn
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Auch Celine Mai und Daniel Frühwald sind dem Aufruf gefolgt. Für die Serie „Lebenszeichen“ berichten sie über ihre Motivation und erste Eindrücke als Studentische Hilfskraft am Universitätsklinikum Bonn. Studiendekan Prof. Dr. Bernd Pötzsch freut sich über das hohe Engagement der Bonner Medizin-Studierenden. Das Gespräch führte Dr. Inka Väth.

Daniel, was war Ihre Motivation sich als freiwilliger Helfer zu melden?

Daniel Frühwald: Als die Hilfsanfrage des Studiendekanats im E-Mail-Postfach war, habe ich zuerst gedacht: Einfache Tätigkeiten wie die Hilfe in der Telefon-Hotline kannst du ja ab und zu machen und nebenher deine Doktorarbeit voranbringen. Doch zwei Tage später stand ich beim Empfang der Rekrutierungsaktion mit dem festen Vorsatz, dort zu helfen, wo ich am ehesten gebraucht würde. Als Student am Ende der klinischen Ausbildung kurz vor dem Praktischem Jahr bin ich auf die medizinische Intensivstation gelangt. Meine neuen Kollegen in der Pflege haben mich sehr nett aufgenommen und trauen mir schon sehr viel zu. Ich möchte meinen Teil beitragen, damit unser Gesundheitssystem die kommenden Belastungen aushält. Und ich bin überzeugt, dass ich eine Tätigkeit gefunden habe, die sehr gut zu meinen Fähigkeiten und meiner Qualifikation passt. Dass ich auch noch ein wenig Geld verdiene, hat in meinen Überlegungen keine besondere Rolle gespielt.

Wo werden Sie eingesetzt, Celine?

Celine Mai: Als gelernte Operationstechnischer Assistentin, weiß ich, wie stressig der Beruf sein kann und dass man sich in angespannten Lagen über helfende Hände freut. Trotzdem habe ich nicht erwartet überhaupt im OP eingesetzt zu werden. Momentan werden überwiegend Tumoroperationen und Notfälle durchgeführt, die man nicht aufschieben kann. Es ist total spannend, ich sehe interessante Operationen und lerne dabei viel. Zusätzlich bin ich auch noch eine Hilfe, besser kann es nicht sein. Jetzt durfte ich auch an einer Fortbildung für das OP Personal teilnehmen, bei der acht Teilnehmer einen „Crash Kurs“ der Intensivmedizin bekamen. Eine sehr toll strukturierte Fortbildung über fünf Tage, bei denen wir das Einmaleins der Beatmungsgeräte und Spritzenpumpen an einem Simulationspatienten lernen. Anschließend hospitieren wir noch drei Tage auf der Intensivstation. Alles für den Ernstfall!

Herr Prof. Pötzsch, was bedeutet für Sie als Studiendekan das Engagement der Studierenden der Medizin in der jetzigen Corona-Krise?

Prof. Pötzsch: Etwa 48 Stunden nach Start unseres Aufrufs hatten wir eine Rückmeldung von mehr als 500 Studierenden. Das hat uns wirklich überwältigt und für mich ist das nicht nur ein Zeichen des großen Engagements unserer Studierenden, sondern auch ein Zeichen ihrer Verbundenheit mit dem Universitätsklinikum Bonn. Die Verfügbarkeit von medizinischem Personal ist bei steigenden Patientenzahlen als Folge der Covid-19-Pandemie für die Aufrechterhaltung der Krankenversorgung ein ganz entscheidendes Kriterium. Wahrscheinlich ist dies ein wesentlicher Faktor von dem letztendlich Menschenleben abhängen werden. Durch die Hilfe unserer Medizinstudierenden können wir das Stammpersonal vielseitig unterstützen und damit anderweitige Ressourcen freisetzen. Insbesondere vor dem Hintergrund des prognostizierten längerfristigen Verlaufs der Covid-19-Pandemie ist dies von essentieller Bedeutung.

Welche Erfahrungen haben Sie, Daniel, bis jetzt gemacht?

Daniel Frühwald: Den Zustand der Patienten kann ich besser einschätzen, als es in den Anfängen meines Studiums der Fall war. Dieses Gefühl zu wissen, welche Probleme, Gefahren und Lösungsmöglichkeiten es gibt, ist sehr beruhigend. Gerade jetzt wo es mit Covid-19 viele Unwägbarkeiten gibt, hilft es zu sehen, dass vieles trotzdem weiter so funktioniert wie zuvor. Wir tragen alle einen Mund-Nasenschutz, um unsere Patienten und Kollegen zu schützen. Damit komme ich gut zurecht, man gewöhnt sich schnell daran. Die Angst Kollegen anzustecken ist für mich noch nicht zu spüren. Aber das Thema Covid-19 schwingt immer mit. Wir Studenten sind nicht in Kontakt mit Covid-19 Patienten, wofür ich dankbar bin. Wir unterstützen aber gerade die Kollegen in den Isolationszimmern wo wir können.

Celine, was hat sich durch Covid-19 im OP geändert?

Celine Mai: Im OP selber kann man schlecht den nötigen Abstand einhalten, daher ist die Lage bezüglich Ansteckung vielleicht etwas angespannt. Wir tragen durchgehend auch in den Aufenthaltsräumen einen Mund-Nasenschutz, was so auch nicht üblich und teilweise auch etwas anstrengend ist. Dennoch ist das Bewusstsein bei allen vorhanden, aber der Humor zum Glück nicht verloren!

Herr Prof. Pötzsch, wie sehen Sie den Einsatz der Studierenden mit Blick auf das Medizin-Studium?

Prof. Pötzsch: Natürlich ist die studentische Lehre weiterhin eine herausragende Aufgabe unserer Fakultät und des Universitätsklinikums. Deswegen achten wir auch darauf, dass die Studierenden in Bereichen eingesetzt werden, in denen sie entsprechend ihrem Ausbildungsstand zusätzliche praktische Fähigkeiten erlernen können. Zudem haben wir alle Kräfte mobilisiert, um ein Verlust des Sommersemesters für unsere Studierenden zu vermeiden. Hier hat uns der verstärke Einsatz digitaler Lehre sehr geholfen, sodass wir zuversichtlich in die Zukunft blicken.

Daniel, was bringt Ihnen der Einsatz?

Daniel Frühwald: Bisher habe ich gelernt wie die Arbeitsabläufe der einzelnen Schichten sind, worauf bei der Versorgung von Intensivpatienten zu achten ist, wie Medikamente vorbereitet und Blutgasanalysen durchgeführt werden. Die Grundpflege kenne ich noch aus meinen Pflegepraktika. Da Intensivpflegekräfte einen sehr großen Kompetenzbereich haben, lerne ich auch viele Dinge, die in meiner späteren, beruflichen Tätigkeit als Arzt wichtig werden.

Wären Sie bereit wieder in so einer Notlage zu helfen?

Daniel Frühwald: Falls jemals wieder eine ähnliche Notlage auftreten sollte, würde ich nicht zögern zu helfen.

Und Sie Celine?

Celine Mai: Jederzeit!

 


Lebenszeichen – Wir bleiben im Gespräch

Unter dem Titel „Lebenszeichen – Wir bleiben im Gespräch!“ veröffentlicht die Universität Bonn Beiträge aus den Reihen ihrer Angehörigen, die unter dem Eindruck der Bekämpfung des Coronavirus und der daraus resultierenden Bedingungen entstanden sind. Sie will damit auch in schwierigen Zeiten den Diskurs aufrechterhalten und die universitäre Gemeinschaft stärken. In loser Folge erscheinen dazu auf dieser Website Beiträge von Universitätsangehörigen, die das Thema aus verschiedenen Blickwinkeln beleuchten, Dialoge in Gang setzen, Tipps und Denkanstöße austauschen wollen. Wer dazu beitragen möchte, wendet sich bitte an das Dezernat für Hochschulkommunikation, kommunikation@uni-bonn.de.

"Corona-Krise“ - Medizin-Studierende helfen in der Krankenversorgung:
"Corona-Krise“ - Medizin-Studierende helfen in der Krankenversorgung: - Celine Mai nimmt an einer Fortbildung für Intensivmedizinteil. © Universitätsklinikum Bonn
„Corona-Krise“ - Medizin-Studierende helfen in der Krankenversorgung:
„Corona-Krise“ - Medizin-Studierende helfen in der Krankenversorgung: - Daniel Frühwald bedient ein Blutgasanalysegerät auf der Medizinischen Intensivstation. © Universitätsklinikum Bonn
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