31. Juli 2020

Wegbereiter für eine zukunftsweisende Anästhesie Wegbereiter für eine zukunftsweisende Anästhesie

Prof. Andreas Hoeft, langjähriger Klinikdirektor am Universitätsklinikum Bonn, tritt in den Ruhestand

Heute, 31. Juli, trat Prof. Dr. Andreas Hoeft zum letzten Mal seinen Dienst auf dem Venusberg Campus an. Knapp 25 Jahre hat er das Profil der dortigen Klinik für Anästhesiologie und Operative Intensivmedizin entscheidend geprägt. Nach der Umwandlung des Universitätsklinikums Bonn in eine selbständige Anstalt des öffentlichen Rechts im Jahr 2001 war Prof. Hoeft zusätzlich 15 Jahre als stellvertretender Ärztlicher Direktor Mitglied des damit neu geschaffenen Vorstands.

Abschied als Chef-Anästhesist:
Abschied als Chef-Anästhesist: - Prof. Andreas Hoeft lenkte knapp 25 Jahre die Geschicke der Klinik für Anästhesiologie und Operative Intensivmedizin des Universitätsklinikums Bonn. © Dräger
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„Engagierte, gut ausgebildete Ärzte und Pflegekräfte sind wichtig für den Patienten und seine Versorgung auf hohem Niveau“, sagt Prof. Hoeft. Sein Ziel als Chef einer Universitätsklinik war daher von Anfang an klar: Exzellenz in Krankenversorgung, Forschung und Lehre. „Mit etwas Stolz darf ich sagen, dass wir das erreicht haben“, sagt Prof. Hoeft. In der Forschung gehört Bonn zu den führenden Anästhesieabteilungen in Deutschland. Mit dem Projekt „Qualität in der Lehre konnte auch in diesem Bereich rasch aufgeholt werden. Die Initiative, das SkillsLab zu gründen – eine zentrale Trainingseinheit zur Vermittlung praktischer Basisfertigkeiten für die spätere klinische Tätigkeit – kam aus der Anästhesiologie. „Es wird auch heute noch ganz wesentlich von engagierten Anästhesisten betrieben. Ich bin allerdings der Meinung, dass die Lehre, die seit über 100 Jahren praktisch unverändert stattfindet, dringend einer grundlegenden Reform bedarf“, konstatiert Prof. Hoeft.

Eine stetig wachsende Klinik mit Qualität

Zu Beginn seiner Schaffenszeit am Universitätsklinikum Bonn im Jahr 1995 versorgte die Anästhesie pro Jahr circa 14.000 Patienten im OP – heute sind es jährlich fast 30.000, die von aktuell einem 230-köpfigen Ärzteteam versorgt werden. Und auch die Intensivmedizin wuchs mit den Aktivitäten der operativen Fächer. Das Engagement von Prof. Hoeft bereits zum Anfang seiner Dienstzeit eine Professur für Intensivmedizin zu etablieren, hat sich als die richtige Strategie erwiesen. Von anfänglich lediglich zehn Intensivbetten sind es derzeit über 80 Intensivbetten in sechs Stationen. Zudem gilt die Intensivmedizin mit einem der führenden ECMO-Zentren in Deutschland als vorbildlich. „So haben wir während der ersten Corona Welle schnell und flexibel reagieren können, selbst als zwischendurch uns der Fund einer Bombe aus dem zweiten Weltkrieg gezwungen hat, die Intensivstationen im Operativen Zentrum komplett zu evakuieren und in den OP zu verlagern“, sagt Prof. Hoeft. „Man darf sich aber nicht ausruhen, es gibt immer noch etwas zu verbessern, zurzeit vor allem die weitere Digitalisierung der Abläufe.“

„Elfmeter" für eine spezielle Professur für Kinderanästhesiologie

Als seinen letzten Coup sieht er die Einrichtung der Professur für Kinderanästhesiologie – eine zwar international bereits anerkannte Subspezialität in der Anästhesie, aber nicht in Deutschland: „Mit dem Bau des Eltern-Kind-Zentrums, kurz ELKI, konnten wir das Konzept umsetzen, da es dort nicht nur geburtshilfliche OP Säle gibt, sondern auch OP Säle für die Kinderchirurgie. Damit war praktisch der ‘Elfmeter’ gegeben, eine spezielle Professur für Kinderanästhesiologie einzurichten. Ich bin ausgesprochen glücklich darüber, dass wir Herrn Prof. Ehrenfried Schindler hierfür gewinnen konnten, ein international anerkannte Experte auf diesem Gebiet.“

Die Baukräne stehen nicht still

In der Rolle als stellvertretender Ärztlicher Direktor hatte Prof. Hoeft von 2001 bis 2016 vielfältige Zuständigkeiten. Eins der wichtigsten Projekte war die Entwicklung des Bau-Masterplans, der bereits mit den Neubauten für das Neurozentrum und die Kinderklinik sowie aktuell für das Herzzentrum umgesetzt wurde. Zudem hat er am Sanierungsprogramm mitgewirkt, auf dessen Basis das Universitätsklinikum Bonn als eines der wenigen Uniklinika in Deutschland wieder schwarze Zahlen schreibt. „Das faszinierende war die Zusammenarbeit aller Berufsgruppen, was einen ganzen neuen ‘Spirit’ an unser Klinikum brachte.“

Bei schlechten Wetter Vorträge anstelle von Skifahren

Prof. Hoeft war die kollegiale Zusammenarbeit immer wichtig. So hat er über 20 Jahre ein verlängertes Wochenende zum Skilaufen in Zürs für leitende Ärzte am Universitätsklinikum Bonn organisiert: „Diese informellen Treffen haben meines Erachtens nach Kollegialität und vielleicht sogar Freundschaft unter den Kollegen sehr befördert. Die besondere freundschaftlich kollegiale Atmosphäre an unserer Fakultät bringt Lebensqualität in den Alltag, und am Ende nutzt es der Kooperation in der Forschung und vor allem auch im klinischen Alltag dem Patienten.“

Seinen Ausgleich zu Tagen angefüllt mit Gesprächen und E-Mails fand Prof Hoeft in Sport und Kultur. „Ich laufe relativ regelmäßig und gönne mir mindestens einmal pro Woche einen Personaltrainer, so eine Art moderner Folterknecht. Kultur heißt für mich Musik, sowohl klassische Konzerte, als auch Jazz“, sagt der scheidende Klinikchef, der jetzt gerne das Amt an seinen Nachfolger übergibt: „Die Fakultät hat mit Herrn Prof. Mark Coburn eine nicht nur fachlich, sondern auch menschlich hervorragende Kapazität berufen. Es ist sehr beruhigend seine ‘berufliche Familie’ in guten Händen zu wissen.“

Kontakt für die Medien
Prof. Dr. Andreas Hoeft
Direktor der Klinik für Anästhesiologie und Operative Intensivmedizin
Universitätsklinikum Bonn
Telefon: 0228/287-14110
E-Mail: andreas.hoeft@ukbonn.de

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