27. April 2020

Intensivierung des Grünlands führt zum Artenschwund Intensivierung des Grünlands führt zum Artenschwund

Wissenschaftlerinnen der Universität Bonn verknüpfen in einem neuen Projekt Ökologie und Fernerkundung

In den vergangenen Jahrzehnten wurden die meisten Grünlandökosysteme in Mitteleuropa durch höhere Düngergaben und durch häufigeres Mähen oder Beweiden verändert. Diese Landnutzungs-Intensivierung hat dazu geführt, dass diese Ökosysteme mehr Futter produzieren. Allerdings ging dadurch die Diversität der Arten zurück. Sind damit auch Einschränkungen in den Ökosystemleistungen verbunden? Diese Fragen wollen nun Wissenschaftlerinnen aus Vegetationsökologie und Fernerkundung der Universität Bonn gemeinsam untersuchen. Die Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) fördert das Vorhaben „Sensing Biodiversity Across Scales“ (SEBAS) in den nächsten drei Jahren mit rund 450.000 Euro.

Das Projekt SEBAS untersucht drei Biodiversitäts-Exploratorien.
Das Projekt SEBAS untersucht drei Biodiversitäts-Exploratorien. - Diese Langzeituntersuchungsgebiete liegen nördlich von Berlin (Schorfheide-Chorin), im Westen Thüringens (Hanich) und in Baden-Württemberg (Schwäbische Alb). © Javier Muro
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Die Intensivierung von Grünland kann negative Auswirkungen auf die Biodiversität und die Bereitstellung von Ökosystemleistungen haben, wie zum Beispiel die Speicherung von Kohlenstoff im Boden.

Das neue Projekt startet seine Forschung in den „Biodiversitäts-Exploratorien“, einem innovativen Infrastruktur-Schwerpunktprogramm der DFG zur funktionellen Biodiversitätsforschung. „Dieser junge Forschungszweig innerhalb der Ökologie untersucht die Ursachen und funktionellen Konsequenzen von Veränderungen der Artenvielfalt“, sagt Privatdozentin Dr. Anja Linstädter vom Institut für Nutzpflanzenwissenschaften und Ressourcenschutz (INRES) der Universität Bonn. Drei Exploratorien wurden im Jahr 2006 als großräumige Langzeituntersuchungsgebiete nördlich von Berlin, im Westen Thüringens und auf der Schwäbischen Alb eingerichtet, um den Einfluss unterschiedlich intensiver Landnutzung auf die Artenvielfalt systematisch zu untersuchen.

Dabei arbeiten Landwirte, Waldbauern und Wissenschaftler unterschiedlicher Fachdisziplinen eng zusammen. „Die Exploratorien bieten daher die europaweit einmalige Möglichkeit, auf real bewirtschafteten Flächen ein funktionales Verständnis zu Biodiversitätsveränderungen zu erlangen“, sagt Linstädter. Angesichts der alarmierenden Meldungen zum Verlust an Artenvielfalt in Deutschland sei eine solche Grundlagenforschung dringend notwendig.

Verknüpfungen von ökologischen mit Fernerkundungsdaten

„Anders als in den meisten bisherigen Grünlandstudien wollen wir nicht nur Punktinformationen auswerten, sondern Aussagen für managementrelevante Flächen treffen – also für Wiesen, Weiden, landwirtschaftliche Betriebe und sogar für ganze Landschaftsräume“, sagt Privatdozentin Dr. Olena Dubovyk vom Zentrum für Fernerkundung der Landoberfläche (ZFL) der Universität Bonn. Dazu sollen ökologische Daten, die auf den Grünland-Dauerflächen der Exploratorien erhoben werden, mit Fernerkundungsdaten verknüpft werden. Hier sind Drohnenbefliegungen und die Nutzung hochauflösender Satellitenbilder geplant.

SEBAS ist ein interdisziplinäres Projekt, in dem eine vegetationsökologische und eine Fernerkundungs-Arbeitsgruppe eng zusammenarbeiten. Dr. Anja Linstädter und Dr. Olena Dubovyk haben die Forschungsfragen und das Studiendesign gemeinsam entwickelt. Sie haben sich zum Ziel gesetzt, die Folgen einer intensiveren Landnutzung für die Diversität der Pflanzen und für die Futterproduktion als essentielle Ökosystemleistung besser zu verstehen. Aufgrund seiner thematischen Nähe ist SEBAS auch Partnerprojekt des Exzellenzclusters PhenoRob an der Universität Bonn.

Die Kombination aus Vegetationsökologie und Fernerkundung ermöglicht es, Zusammenhänge zwischen der Landnutzung und den Veränderungen von Ökosystemprozessen und -leistungen auf verschiedenen räumlichen Skalen zu untersuchen. „Der integrierte Forschungsansatz und der Fokus auf verschiedene räumliche Skalen heben SEBAS klar von bisherigen Grasland-Forschungsprojekten ab“, sagt Dubovyk. Das Forscherteam plant eine Hochskalierung der Daten zur Grünland-Biodiversität bis auf die nationale oder sogar internationale Ebene. In Kombination mit angemessenen Überwachungsstrategien könnten auf diese Weise Gebiete identifiziert werden, in denen die biologische Vielfalt auf verschiedenen Maßstabsebenen bedroht ist.

Kontakt:

Privatdozentin Dr. Anja Linstädter
AG Graslandökologie und Graslandbewirtschaftung
Institut für Nutzpflanzenwissenschaften und Ressourcenschutz (INRES)
Tel. 0228-73 2160 oder 0221-470 7905
E-Mail: alinstae@uni-bonn.de

Privatdozentin Dr. Olena Dubovyk
Zentrum für Fernerkundung der Landoberfläche (ZFL)
Geographisches Institut
Tel. 0228-73 9700
E-Mail: odubovyk@uni-bonn.de

Die beiden Antragstellerinnen des neuen Projekts zur funktionellen Biodiversitätsforschung:
Die beiden Antragstellerinnen des neuen Projekts zur funktionellen Biodiversitätsforschung: - Privatdozentin Dr. Olena Dubovyk (links) und Privatdozentin Dr. Anja Linstädter (rechts) von der Universität Bonn. © Foto: Javier Muro
Extensiv bewirtschaftete, nährstoffarme Wiese in der Eifel:
Extensiv bewirtschaftete, nährstoffarme Wiese in der Eifel: - Artenreiche Grünländer wie diese sind vor allem aufgrund von Intensivierungsprozessen in der Landwirtschaft selten geworden. © Foto: Anja Linstädter
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