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Fußball-Freundschaft fürs Leben Seit 50 Jahren treffen sich die „Uni-Klassiker“ zum Spiel an der Uni

Knapp 30 Grad zeigt das Thermometer. Die Luft über der Soccerbox glüht. Im „Käfig“ stehen zwölf drahtige Kerle – alle „Ü-70“, sechs gegen sechs. Angriff, Zweikampf, Schuss: Seit 1972 spielen die „Uni-Klassiker“ Fußball für die Universität Bonn. Seit dieser Zeit treffen sie sich jährlich für ein Spiel und Reiseplanungen in Bonn. Willkommen bei den ältesten Uni-Kickern Deutschlands!

Hier oben kennen sich die „Klassiker“ aus, viele haben hier studiert und gespielt. 1972 erreichten sie, damalsnoch als die Bonner Universitäts-Auswahl das Viertel- und 1973 das Halbfinaleder Deutschen Hochschulmeisterschaften.

Entstanden aus der Uni-Auswahl Mannschaft

Foto: Max Malsch

„Uni-Klassiker“ beim Jubiläumsspiel: - Edgar Hannig, Jürgen Behler, Dr. Reinhold Herrmann, Uli Voigt, Willi Esser, Friedhelm Strelau, Prof. Dr. Jürgen Buschmann, Dr. Peter Preuß (Hochschulsport), Bernd Siegloch, Gustl Houwtrouw, Dr. Gerd Fobbe, Werner Tübben, Dieter Felten (es fehlen: Gerd Denter, Franz-Joseph Hanrath, Norbert Noll, Klaus Kleinöder)

Doch als der AStA die Antrittsgebühren von 25.000 DM nicht mehr zahlen wollte, zerschlugen sich die Titelhoffnungen im Folgejahr. Immerhin: Im Gegenzug unterstützte die Studierendenvertretung die „Uni-Klassiker“ bei späteren Reisen, immer gepaart mit Spielen gegen örtliche Mannschaften in aller Welt.

Die Klassiker in Würzburg 197

Sportlich erfolgreich

Viele der Spieler kickten in den Amateuroberligen, in der zweiten Liga etwa beim Bonner SC, FC Godesberg, oder waren bei den Leichtathletik- Hochschulmeisterschaften dabei.

Nach Fouls ging Overath vom Platz, Buschmann mit gerissenen Kreuzbändern in den OP. Die Profi-Karriere war vorbei, stattdessen begann seine akademische Laufbahn. Buschmann studierte Sport, Anglistik und Pädagogik zu Ende, wurde erst Gymnasiallehrer, ging später zur Deutschen Sporthochschule, und arbeitete als Direktor des Zentrums für Olympische Studien. Für den Trainerstab der deutschen Fußball-Nationalmannschaft war er von 2005 bis 2014 im Bereich „Spielanalyse“ und „Scouting“ tätig

Eine Mannschaft wie eine Familie

Als Dank für das Spiel übergaben die Uni-Klassiker ein Trikot mit Unterschriften der Nationalmannschaft an Dr. Peter Preuß und Prorektor Prof. Dr. Klaus Sandmann beim Empfang in der alten Sternwarte

Heute, vor exakt 47 Jahren, wurde sein Sohn geboren, berichtet er beiläufig.

Damals stand er einen Tag später beim traditionellen Dies Academicus-Turnier des Instituts für Leibeserziehung für die Klassiker auf dem Platz. Die Klassiker holten den Turniersieg und gewannen 50 Liter Bier. Anschließend ging es ins Stammlokal „Apfel“.

Das Fußballspielen gehörte auch weiterhin dazu, wenn auch nicht mehr so ehrgeizig, wie in den ersten Jahrzehnten. Dafür ist die Gemeinschaft immer wichtiger geworden. Die Reisen nahmen mehr Raum ein und führte zu Anekdoten und Geschichten, die bei jedem gemeinsamen Treffen wieder „anklingen“.

Mexiko in Bonn

Die Klassiker in Mexiko 1975

Ein besonderes Highlight war als die damaligen Studenten in einer Nacht- und Nebelaktion die mexikanische Olympia-Auswahl nach Bonn holten.

Anfang 1975 entdeckte Uni- Klassiker und Trainer Klaus Kleinöder eine Kleinanzeige im Amtlichen Mitteilungsblatt des Fußballverbands Mittelrhein. Die Mexikaner suchten Spielpartner in Deutschland. Die Studenten organisierten den Besuch, und im März stand eine etwas verdutzte Nationalauswahl mit 19 Spielern und sechs Funktionären am Köln-Bonner Flughafen und blickte auf klapprige Kleinwagen der rund 20 Studenten, die sie in eine drittklassige Absteige nach Godesberg verfrachteten. Vier Testspiele hatten die Uni-Die Klassiker für die Auswahl organisiert.

Die Mexikaner, die ansonsten schonmal vor 120.000 Zuschauern gegen Brasilien spielten, traten jetzt an in Plaidt, gegen den FC Bad Neuenahr, Westfalia Herne und vor 400 Zuschauern gegen den SSV Siegburg. Begleitet wurde der Besuch von einem studentischen Kultur- und Abendprogramm – und der Zusage für einen Gegenbesuchs im Sommer.

Ein Teil des Antrittsgeld bei den vier Spielen konnten die Studenten behalten, den Rest verwaltete Funktionär Joaquin Badillo Sandoval. „Davon haben wir dann die Reise nach Mexiko zum Teil mitfinanziert“, stellt Bernd Siegloch fest. Doch kurz vor Abflug drohte das Projekt zu kippen, erinnert sich Siegloch. „Am Tag der Abreise, kam der Anruf, dass wir nicht kommen sollten“, erinnert er sich.

Empfang und Stammlokal

„15:9, letztes Tor zählt“, ruft jemand. Kurz darauf ist Abpfiff. Die 13 Klassiker, die es heute geschafft haben, ziehen sich um und fahren zur alten Sternwarte.

Nach dem Empfang geht es erst ins Gasthaus „Em Höttche“ zum Dia-Vortrag von Reinhold Herrmann „50 - Jahre Uni-Klassiker“, dann ins Südstadt- Stammlokal „Apfel“, das heute BarRoon heißt.

Fotos: Volker Lannert

Text: Sebastian Eckert

Credits:

Fotos: Volker Lannert