05. April 2022

Land NRW fördert Forschungsnetzwerke Land NRW fördert Forschungsnetzwerke

Universität Bonn ist federführend im Verbundprojekt "iBehave" und an zwei weiteren Vorhaben beteiligt

Die nordrhein-westfälische Landesregierung unterstützt fünf herausragende Forschungsnetzwerke in zukunftsweisenden Forschungsfeldern mit insgesamt 81,2 Millionen Euro. Darunter ist auch “iBehave” unter Federführung der Universität Bonn, das mit rund 20 Millionen Euro gefördert wird. Die Exzellenzuniversität ist an zwei weiteren Verbundprojekten beteiligt: NRW-FAIR und NRW-CANTAR.

Prof. Dr. Ilona Grunwald Kadow
Prof. Dr. Ilona Grunwald Kadow - vom Institut für Physiologie II der Universität Bonn ist Sprecherin von "iBehave". © Foto: Astrid Eckert
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“Wir freuen uns sehr, dass unser Verbund iBehave nun von der nordrhein-westfälischen Landesregierung gefördert wird”, sagt Prof. Dr. Ilona Grunwald Kadow vom Institut für Physiologie II der Universität Bonn. “Gemeinsam mit unseren Kooperationspartnern haben wir nun die Möglichkeit, die Verhaltensanpasssungen von Menschen und Tieren an ihre Umwelt auf neurologischer Ebene grundlegend zu untersuchen.”

Menschen und Tiere leben in einer sich ständig verändernden Umwelt. Die Fähigkeit, das Verhalten flexibel an veränderte Anforderungen anzupassen, ist für alle Organismen entscheidend für ihr Gedeihen und Überleben. Folglich haben Menschen und Tiere die Fähigkeit entwickelt, Entscheidungen zu treffen, bei denen Nutzen und Kosten auf der Grundlage von Erwartungen abgewogen werden. Schwierigkeiten bei solchen Entscheidungen und in ihrer Umsetzung durch adaptive motorische Kontrolle sind zentrale Merkmale vieler neurologischer Krankheiten, doch die zugrundeliegenden Prozesse im Gehirn sind nur unzureichend verstanden. In iBehave arbeiten Forschende disziplin- und artenübergreifend zusammen, um überlebenswichtige Verhaltensweisen und die ihnen zugrundeliegenden neuronalen Netzwerke zu untersuchen.

“Wir wollen unter Einbeziehung der Computerwissenschaften und von Künstlicher Intelligenz besser verstehen, wie das Gehirn Verhalten, wie zum Beispiel Entscheidungen, steuert”, sagt Prof. Grunwald Kadow, die auch Mitglied im Transdisziplinären Forschungsbereich “Leben und Gesundheit” an der Universität Bonn ist. Im nächsten Schritt wollen die Forschenden ihre Erkenntnisse auf die Diagnose und Vorhersage von neurologischen Erkrankungen beim Menschen übertragen. Mittelfristig wollen iBehave-Forschende ihre Technologien und Erkenntnisse aus dem Labor in die Klinik bringen. “Wir sind überzeugt, dass unsere Methoden, Verhalten und Hirnaktivität zu analysieren, einen Paradigmenwechsel bei Diagnose und Therapie darstellen beziehungsweise herbeiführen könnten”.

Ziel des Förderprogramms ist es, bereits bestehende themenbezogene und standortübergreifende Forschungsnetzwerke von Universitäten, Hochschulen für Angewandte Wissenschaften und außeruniversitären Forschungsreinrichtungen nachhaltig zu stärken, diese auszubauen und ihre Sichtbarkeit und internationale Wettbewerbsfähigkeit zu erhöhen. Die Unterstützung ist ab August 2022 auf vier Jahre angelegt.

Neben der Universität Bonn sind an iBehave die Universität zu Köln, das Deutsche Zentrum für Neurodegenerative Erkrankungen e. V. (DZNE), das Forschungszentrum Jülich GmbH, das Max-Planck-Institut für Neurobiologie des Verhaltens – caesar und die Technische Hochschule Aachen beteiligt.

Forschungsnetzwerk NRW-FAIR

Die Entstehung der Materie aus fundamentalen Teilchen klären – diese Visionen treiben die Forschenden der Ruhr-Universität Bochum und ihre Partner – darunter Prof. Dr. Ulrike Thoma vom Helmholtz-Institut für Strahlen- und Kernphysik der Universität Bonn – an. Das NRW-FAIR Netzwerk unter Konsortialführung von Prof. Dr. Ulrich Wiedner aus der Fakultät für Physik und Astronomie der RUB wird ebenfalls im Förderprogramm „Netzwerke 2021“ vom Ministerium für Kultur und Wissenschaft NRW mit rund 16,5 Millionen Euro für vier Jahre gefördert.

Im Zentrum des NRW-FAIR Netzwerks steht die Facility for Antiproton and Ion Research, kurz FAIR. Dieses milliardenschwere Wissenschaftszentrum in Darmstadt ist eines der größten, das jemals in Europa gebaut wurde. Ziel der am Netzwerk Beteiligten ist es, eine hartnäckige Herausforderung zu untersuchen: die Entstehung von Materie aus fundamentalen Teilchen im ansonsten so erfolgreichen Standardmodell. „Dazu müssen wir Technologien und Methoden entwickeln, die bisher noch nie verwendet wurden“, erklärt Konsortialführer Ulrich Wiedner.

Die Forschenden planen mehrere Workshops mit internationalen Gästen sowie ein umfangreiches Outreach-Programm, mit dem sie die breite Öffentlichkeit informieren und künftige Studierende für die Physik begeistern wollen. Das Netzwerk vereint 32 Physikprofessorinnen und -professoren aus der RUB, der Universität Bonn, der Westfälischen Wilhelms-Universität Münster, der Bergischen Universität Wuppertal sowie dem Forschungszentrum Jülich.

CANTAR (CANcer TARgeting)

Das neue Forschungsnetzwerk CANTAR (CANcer TARgeting) aus dem Bereich der Onkologie hat sich zum Ziel gesetzt, neue chemische Substanzen zu entwickeln, um spezifische Antriebswege von Krebserkrankungen zu identifizieren und zu erforschen, wie Krebs dem Immunsystem „entkommen“ kann. Federführung hat die Universität zu Köln, mit Humboldt-Professor Dr. Henning Walczak vom Zentrum für Biochemie als designiertem Sprecher. Prof. Dr. Michael Hölzel, Direktor des Instituts für Experimentelle Onkologie des Universitätsklinikums Bonn, ist beteiligt. CANTAR wird für den Förderzeitraum mit insgesamt 19,4 Mio. Euro gefördert.

Das Netzwerk bündelt in NRW vorhandenes, hochkomplementäres Wissen und baut auf bereits etablierte Kooperationen unter den Partnern auf. Es verfolgt dabei einen ganzheitlichen Ansatz, in dem auf europaweit einmalige Weise Forschende aus der Chemie, der Biologie und der Medizin zusammenarbeiten. Der Fokus liegt auf der Entdeckung und Entwicklung von Substanzen, die spezifisch auf Krebszellen wirken und Normalgewebe schonen. Zudem werden Wirkstoffe entwickelt, die in Krebs-spezifische Stoffwechselvorgänge eingreifen oder die Tumorzellen für das eigene Immunsystem besser sichtbar machen. CANTAR schließt dabei die Lücke zwischen Grundlagenforschung und translationaler klinischer Krebsforschung.

Als mitantragstellende Einrichtungen sind die Universität Duisburg-Essen, die TU Dortmund, die Universitäten Bonn und Düsseldorf, die RWTH Aachen, das Deutsche Zentrum für Neurodegenerative Erkrankungen in Bonn und das Max-Planck-Institut für Molekulare Physiologie in Dortmund beteiligt.

Informationen:

Webseite iBehave: http://ibehave.nrw/

Pressemitteilung der Universität Bochum zu NRW-FAIR: https://news.rub.de/presseinformationen/wissenschaft/2022-03-31-forschungsfoerderung-die-rub-feiert-zwei-erfolge-im-foerderprogramm-netzwerke-2021


Pressemitteilung der Universität zu Köln zu NRW-CANTAR: 
https://portal.uni-koeln.de/universitaet/aktuell/presseinformationen/detail/uni-koeln-bei-antraegen-fuer-neue-forschungsnetzwerke-erfolgreich

Pressemitteilung des MKW NRW: https://www.mkw.nrw/81-millionen-euro-landesfoerderung-fuer-fuenf-exzellente-forschungsnetzwerke-nordrhein-westfalen

Prof. Dr. Ilona Grunwald Kadow
Prof. Dr. Ilona Grunwald Kadow - vom Institut für Physiologie II der Universität Bonn ist Sprecherin von "iBehave". © Foto: Astrid Eckert
Das Forschungsnetzwerk "iBehave"
Das Forschungsnetzwerk "iBehave" - untersucht unter Federführung der Universität Bonn, wie das Gehirn das Verhalten von Menschen und Tieren steuert. © Abbildung: iBehave
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