24. Februar 2023

Neue Methode entfernt Öl von Wasseroberfläche Neue Methode entfernt Öl von Wasseroberfläche

DBU fördert vielversprechendes Projekt der Universität Bonn

Ölverschmutzungen auf Binnengewässern gefährden weltweit wichtige Ökosysteme und die Süßwasserversorgung. Rettung verspricht eine Idee der Rheinischen Friedrich-Wilhelms-Universität Bonn: Textilien mit einer dem Schwimmfarn ähnlichen Oberfläche, die Öl vom Wasser trennen und in einen Sammelbehälter leiten. Das Projekt wurde von der Deutschen Bundesstiftung Umwelt (DBU) fachlich und finanziell mit rund 365.000 Euro gefördert.

Naturwunder Salvinia molesta
Naturwunder Salvinia molesta - Während Wasser auf dem Blatt des Schwimmfarns abperlt, wird Öl schnell und vollständig aufgesaugt und weitertransportiert. © Wilhelm Barthlott
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Ölverschmutzungen auf Binnengewässern bekämpfen
Sind Binnengewässer von einer Ölverschmutzung betroffen, ist die Reinigung oft mit einem hohen personellen und mechanischen Aufwand verbunden. Der Grund: Das Öl verbreitet sich als dünner, schmieriger Film rasant auf der Wasseroberfläche und belastet so rasch enorme Flächen – eine Gefährdung für Tiere, Pflanzen und Trinkwasserressourcen. Ein Forschungsteam der Universität Bonn hat unter Leitung von Prof. Dr. Wilhelm Barthlott einen schwimmenden sogenannten Bionischen Öl-Adsorber entwickelt (Bionic Oil Adsorber, BOA). An der Oberfläche des BOA bleibt Öl von Gewässeroberflächen haften und wird so vom Wasser abgetrennt. Nach einem physikalischen Prinzip – ganz ohne Energieaufwand – wird es dann in einen Behälter weitergeleitet und gesammelt. „Abgeschaut haben wir das Phänomen in der Natur“, sagt Barthlott. Grundlage waren nach der Entdeckung des Lotuseffektes seit 2008 Arbeiten zu effizienter Adsorption und schnellem passiven Transport von Öl auf biologischen Oberflächen. Barthlott: „Es fanden sich dabei vor allem Pflanzen wie der Schwimmfarn Salvinia molesta, der mit teilweise höchst komplexer Oberflächenstruktur optimal dazu in der Lage ist.“

Prototyp trennt in Tests bis zu drei Liter Öl pro Stunde von Gewässeroberfläche
In Zusammenarbeit mit der Rheinisch-Westfälischen Technischen Hochschule (RWTH) Aachen und der Heimbach-Gruppe in Düren wurden geeignete Funktionstextilien identifiziert, die Diesel-, Heiz- oder Motoröl über sechs Zentimeter breite Streifen von einer Wasseroberfläche in einen Sammelbehälter transportieren. Barthlott: „Der kann dann entleert und das Öl gegebenenfalls sogar wiederverwendet werden.“ Nach den Worten des Wissenschaftlers ergaben die Tests, „dass ein vergleichsweise kleiner BOA-Prototyp bis zu drei Liter Öl pro Stunde von einer Gewässeroberfläche sammeln kann – ohne Energieaufwand“. Ein „umweltfreundliches und besonders effizientes“ Verfahren. Aufgrund der hohen Effizienz der ersten Prototypen rechnet Barthlott mit einer zeitnahen industriellen Produktion des Bionischen Öl-Adsorbers für die Öl-Wasser-Trennung.

Patentierung und Vermarktung
Unter Begleitung des Transfer Centers enaCom und mit Unterstützung der PROvendis GmbH wurde die Erfindung zum Patent angemeldet. Im Namen der Universität Bonn bietet PROvendis interessierten Unternehmen Lizenzen an der Erfindung und der Patentanmeldung an.   

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