08. Juli 2007

Prostatakrebs: Warnung vor kostspieligen Urintests Prostatakrebs: Warnung vor kostspieligen Urintests

Stellungnahme des ?Urologischen Netzwerkes Bonn? (UNB)

Der Prostatakrebs ist die häufigste Krebserkrankung des Mannes. Je früher er erkannt wird, desto höher ist die Chance auf Heilung. Zurzeit werden in Europa und USA mehrere Harntests zur möglichen Früherkennung eines Prostatakarzinoms entwickelt und in klinischen Studien erprobt. Einige Tests sind bereits auf dem Markt erhältlich und werden zum Teil massiv beworben. Sie versprechen eine Diagnose "Prostatakrebs" im Frühstadium mit hoher Treffsicherheit sogar ohne operative Entnahme einer Gewebeprobe. "Doch bei keinem Patienten können sie die zur Sicherung der Diagnose nötige Biopsie der Prostata ersetzen", betonen die Bonner Urologen.

Zur Früherkennung von Prostatakrebs wird Männern ab dem 45. Lebensjahr einmal im Jahr ein PSA-Test für rund 25 Euro empfohlen. PSA ist ein Eiweiß und wird ausschließlich in der Prostata gebildet. Bei Erkrankungen der "Vorsteherdrüse" wird dieses Protein vermehrt an das Blut abgegeben. Ein erhöhter PSA-Spiegel im Blut ist somit auch ein Warnhinweis auf Prostatakrebs, erlaubt aber keine eindeutige Diagnose.


Auch die neuen Tests setzen auf so genannte Biomarker, die ein Prostatakarzinom anzeigen, bevor es Beschwerden verursacht. So wird beispielsweise der Urin auf in typischer Weise veränderte Eiweiße untersucht. Ein solcher Urintest kostet mehrere Hundert Euro, die der Patient in der Regel selbst zahlen muss. Ein anderer Test misst die erhöhte Ausschüttung eines Gen-Abkömmlings, der von bösartigen Prostatakrebszellen verstärkt gebildet und in den Urin abgegeben wird.


Obwohl es sich möglicherweise tatsächlich um brauchbare Testverfahren handeln könnte, sehen die Bonner Urologen aufgrund der dünnen Datenlage und eigener Erfahrungen diese Tests als sehr problematisch an. Allein die dafür nötige Konservierung von Eiweißstoffen im Urin sei ein erheblicher Unsicherheitsfaktor. Zudem werden diese Urintests dem Patienten zu hohen Preisen angeboten. Es gebe aber noch keine wissenschaftlich haltbaren Beweise, dass hier ein vertretbares Kosten/Nutzen-Verhältnis bestehe und diese Tests ein Prostatakarzinom besser vorhersagen könnten, als regelmäßige PSA-Bestimmungen, klinische Untersuchungen, transrektale Ultraschalldiagnostik und die nicht zu unterschätzende Erfahrung eines Urologen.



Kontakt für die Medien:

Professor Dr. Dr. h.c. Stefan C. Müller

Direktor der Klinik und Poliklinik für Urologie am Universitätsklinikum Bonn

Telefon: 0228/287-14107
E-Mail: stefan.mueller@ukb.uni-bonn.de


Dr. Michael Göbel

Vorsitzender des UNB

Telefon: 02208/8924

E-Mail: m.goebel@u-n-b.de





Wird geladen