06. November 2013

Bluttransfusionen – Segen und Fluch zugleich? Bluttransfusionen – Segen und Fluch zugleich?

Projekt am Uni-Klinikum soll unnötige Transfusionen vermeiden

Das Universitätsklinikum Bonn will mit der Einführung eines „Patient Blood Management“ die Rate von Transfusionen verringern und damit auch die Sicherheit für die Patienten verbessern. Ein weiteres Ziel ist es, auf die begrenzte Verfügbarkeit von Blutprodukten zu reagieren.

Das Universitätsklinikum Bonn will mit der Einführung eines „Patient Blood Management“ die Rate von Transfusionen verringern und damit auch die Sicherheit für die Patienten verbessern. Ein weiteres Ziel ist es, auf die begrenzte Verfügbarkeit von Blutprodukten zu reagieren.

Blut kann Leben retten: Patienten, die beispielsweise bei Unfällen oder großen Operationen viel Blut verlieren, sind zum Überleben oftmals auf Fremdblut angewiesen. Transfusionen sind daher aus der modernen Medizin nicht wegzudenken. Allerdings birgt jede Transfusion auch einige Risiken: „Neben den lange bekannten Gefahren von allergischen Reaktionen und der Übertragung von Infektionskrankheiten weisen Patienten nach der Gabe von Blutprodukten eine höhere Sterblichkeit auf. Auch die Rate an Organversagen ist erhöht“, so Prof. Dr. Georg Baumgarten, Leitender Oberarzt der Klinik für Anästhesiologie am Universitätsklinikum Bonn. Zudem verweilen Patienten schon nach der Gabe nur einer Transfusion meist länger im Krankenhaus als vergleichbare Patienten, die kein solches Blutprodukt erhalten haben.

„Allerdings wollen wir nicht einfach weniger Blut geben – wir wollen dafür sorgen, dass es seltener nötig wird“, fasst Dr. Maria Wittmann, Oberärztin der Klinik für Anästhesiologie, das Projektziel des Patient Blood Management (PBM) zusammen. Es ist ein gemeinsames Vorhaben der Anästhesie, der operativen Fächer und des Instituts für experimentelle Hämatologie am Bonner Universitätsklinikum.

Unnötige Transfusionen im Vorfeld verhindern

Um dieses Ziel zu erreichen, sollen Risikopatienten schon vor der Operation identifiziert, von Spezialisten der Hämatologie untersucht und gegebenenfalls vorbehandelt werden. Dr. Olaf Boehm, Oberarzt der Klinik für Anästhesiologie: „Wer schon mit einer Blutarmut in eine Operation startet, hat natürlich ein viel höheres Risiko, eine Transfusion zu benötigen. Ein Risiko, das manchmal schlicht unnötig ist.“

Zudem wird noch strenger als bisher ein besonderes Augenmerk auf eine gute Blutgerinnung gelegt, um Blutverluste zu minimieren. Dazu gehört, dass Patienten während der Operation im klimatisierten Operationssaal mit Wärmedecken und vorgewärmten Infusionen vor dem Auskühlen bewahrt werden. So kann eine höhere Blutungsneigung verhindert werden.

Lebensretter Blut für jeden, der es braucht

„So viel wie nötig – so wenig wie möglich. Mit diesem Satz lässt sich unser Projekt gut beschreiben“, erklärt Prof. Baumgarten. Auch wenn Blut aufgrund sinkender Spender- und steigender Operationszahlen ein zunehmend knappes Gut wird, gilt: „Patienten, die eine Therapie mit Blutprodukten brauchen, werden diese auch in Zukunft selbstverständlich erhalten.“ Es gehe nur darum, unnötige Transfusionen zu vermeiden.

Bei der Umsetzung des Projekts arbeitet die Klinik für Anästhesiologie eng mit ihren Partnern der Universitätskliniken Frankfurt, Kiel und Münster zusammen und orientiert sich an den Vorschlägen der Weltgesundheitsorganisation und der Bundesärztekammer. Die Bonner Projektleiter stellten jetzt das Patient Blood Management auf dem 6. Bonner Anästhesie-Forum am 23. Oktober einem größeren Kollegen-Kreis vor, das somit als Auftaktveranstaltung fungiert.

Informationen zum „Patient Blood Management“ gibt es unter http://www.patientbloodmanagement.de/

Kontakt für die Medien:
Prof. Dr. Georg Baumgarten
Leitender Oberarzt
Klinik für Anästhesiologie und Operative Intensivmedizin
Universitätsklinikum Bonn
Tel.: 0228/287-14127 oder 14123
E-Mail: Georg.Baumgarten@ukb.uni-bonn.de

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