30. Juni 2016

Forschungsgewächshaus bietet optimale Bedingungen Forschungsgewächshaus bietet optimale Bedingungen

Zwei Fakultäten der Universität Bonn haben gemeinsam das neue Hightech-Gebäude in Betrieb genommen

Ein modernes Gewächshaus beflügelt die Forschung der Universität Bonn. Der Glasbau in Poppelsdorf, der kürzlich eingeweiht wurde, ersetzt mehrere marode Gewächshäuser, die zum Teil abgerissen werden mussten. Das einzigartige Gebäude bietet unterschiedlichsten Pflanzen zugleich optimale Wachstumsbedingungen, weil es in mehrere Abteilungen unterteilt ist. Einem wegweisenden Konzept folgend, haben die Landwirtschaftliche Fakultät und die Mathematisch-Naturwissenschaftliche Fakultät die gemeinschaftliche Nutzung übernommen.

Die Gewächshäuser am Katzenburgweg 2 in Poppelsdorf:
Die Gewächshäuser am Katzenburgweg 2 in Poppelsdorf: - Rechts ist der neue Hightech-Glasbau zu sehen. © Foto: Volker Lannert/Uni Bonn
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Auf einer Gesamtfläche von 655 Quadratmetern verfügt das High-Tech-Gewächshaus am Katzenburgweg 2 über eine moderne Fernwärmeheizung, Beschattungseinrichtungen und eine aufwendige Lüftung, mit der sich die Temperatur an die jeweiligen Bedürfnisse der Pflanzen anpassen lässt. „Nicht zuletzt ragt das Gewächshaus deutlich höher empor als die Vorgängerbauten – das ermöglicht eine bessere Luftzirkulation und damit stabilere Wachstumsbedingungen“, sagt Dr. Christa Lankes von der Dienstleistungsplattform für Pflanzenversuche (DLP) als neue Organisationseinheit der Landwirtschaftlichen Fakultät, die das Forschungsgewächshaus wissenschaftlich betreut.

Unterschiedlichste Pflanzen gedeihen separiert in „Kabinen“

Als weitere Besonderheit ist der High-Tech-Glasbau in insgesamt elf Abteile unterschiedlicher Größe unterteilt. Für jede dieser „Kabinen“ lässt sich die Beleuchtung, die Temperatur und die Luftfeuchte von einem zentralen Rechner aus getrennt steuern. „Dieses Konzept ermöglicht uns eine große Flexibilität, weil wir hier ganzjährig Pflanzen mit den unterschiedlichsten Ansprüchen kultivieren können“, sagt Prof. Dr. Frank Hochholdinger vom Institut für Nutzpflanzenwissenschaften und Ressourcenschutz (INRES), der die molekularen Grundlagen des Wurzelwachstums von Pflanzen erforscht. So gedeihen nach Kabinen getrennt gleichzeitig Weizen, Apfel, Gurke und Reis, die man in dieser Kombination im Freiland so nie finden würde – wobei die Größe der „Kabinen“ von 19 bis 148 Quadratmeter reicht.

Für ein ausgewogeneres Wachstum sind die Glaselemente im Dach durchlässig für UV-B-Strahlung, die Stoffwechsel und Entwicklung der Pflanzen mitsteuert. Darüber hinaus sorgen spezielle Lampen dafür, dass auch in den Wintermonaten die Kulturen wachsen, als wären sie im Sommer im Freiland. Zu den Ersten, die im neuen Gewächshaus die Arbeit aufgenommen haben, zählt das von der Deutschen Forschungsgemeinschaft (DFG) geförderte Graduiertenkolleg um Sprecherin Prof. Dr. Dorothea Bartels vom Institut für Molekulare Physiologie und Biotechnologie der Pflanzen (IMBIO) an der Universität Bonn. Biologen und Agrarwissenschaftler erforschen gemeinsam, wie an Dürre angepasste Pflanzen mit zunehmender Trockenheit zurechtkommen.

Wegweisendes Konzept für die Zukunft

Die Finanzierung und Errichtung des neuen „Gewächshauses 4“ wurde von der Universität Bonn in Eigenregie mit Genehmigung des Bau- und Liegenschaftsbetriebs (BLB NRW) durchgeführt. Die erforderlichen 1,2 Millionen Euro wurden zum Großteil aus Berufungsmitteln von Professoren des Instituts für Nutzpflanzenwissenschaften und Ressourcenschutz (INRES) und des Instituts für Molekulare Physiologie und Biotechnologie der Pflanzen (IMBIO) der Universität Bonn aufgebracht sowie durch Mittel der Landwirtschaftlichen Fakultät und der Universität Bonn unterstützt.

Das Forschungsgewächshaus wird zentral von der Dienstleistungsplattform für Pflanzenversuche bewirtschaftet. „Dieses fakultätsübergreifende Nutzungskonzept ist wegweisend für die Zukunft, da die Ausnutzung des Forschungsgewächshauses dadurch deutlich effektiver ist, außerdem entwickeln sich zwischen den Wissenschaftlern unterschiedlicher Disziplinen Synergien. Dieses Konzept ist vergleichbar mit fakultätsübergreifenden Nutzungsplattformen, wie wir sie aus dem Laborbereich kennen“, sagt Prof. Dr. Peter Stehle, Dekan der Landwirtschaftlichen Fakultät. Da nun mehr Forscher unterschiedlicher Fachgebiete das Gewächshaus gemeinsam nutzen, feilen sie auch zusammen an ihren wissenschaftlichen Konzepten – das treibt die Forschung insgesamt voran.

Kontakt für die Medien:

Dr. Birgit Hoegen
Dekanat der Landwirtschaftlichen Fakultät
Tel.: 0228/732297
E-Mail: fakultaetsmanagement@lwf.uni-bonn.de

Das neue Forschungsgewächshaus
Das neue Forschungsgewächshaus - ist in elf Kabinen unterteilt, die sich für die unterschiedlichsten Kulturen nutzen lassen. © Foto: Volker Lannert/Uni Bonn
Automatische Beschattung:
Automatische Beschattung: - Spezielle Textilien schützen die Pflanzen vor zu starker Sonneneinstrahlung. Die Steuerung übernimmt der Computer. © Foto: Volker Lannert/Uni Bonn
Auch große Pflanzen finden Platz:
Auch große Pflanzen finden Platz: - Prof. Dr. Frank Hochholdinger (links) inspiziert den Mais, der zur Erforschung der Wurzeln angebaut wird. © Foto: Volker Lannert/Uni Bonn
Blick in eine „Kabine“:
Blick in eine „Kabine“: - Beleuchtung, Temperatur und Luftfeuchte lassen sich in den verschiedenen Abteilen einzeln steuern. © Foto: Volker Lannert/Uni Bonn
Steuerzentrale
Steuerzentrale - für das Klima im Gewächshaus. © Foto: Volker Lannert/Uni Bonn
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