02. Dezember 2015

Studie zu Zwangsstörungen Studie zu Zwangsstörungen

Spezialambulanz am Uniklinikum Bonn sucht nach Testpersonen

„Habe ich die Tür auch wirklich abgeschlossen?“: Bei einer Zwangsstörung haben Betroffene stark belastende Gedanken und führen immer wieder bestimmte Handlungen aus, um ein sicheres Gefühl zu erreichen. Doch inwieweit wird diese zwanghafte Handlungskontrolle durch Vorgänge im Gehirn beeinflusst? An der Klinik für Psychiatrie und Psychotherapie des Universitätsklinikums Bonn soll jetzt in Kooperation mit dem Psychologischen Institut der Humboldt-Universität Berlin eine Studie mit der weltweit größten Stichprobe helfen, die neurobiologischen Grundlagen von Zwangsstörungen besser zu verstehen. Langfristiges Ziel ist, bessere Behandlungsmöglichkeiten zu entwickeln. Die Forscher suchen für die Studie Menschen, die unter einer Zwangsstörung leiden, deren Verwandte ersten Grades und gesunde Personen ohne familiären Erkrankungshintergrund.

Wenn Menschen Angst haben aus Unachtsamkeit Fehler zu machen, ihren Kindern etwas anzutun oder durch etwas verschmutzt worden zu sein, dann kann eine Zwangsstörung vorliegen. Meist führen Menschen mit solchen Zwangsgedanken bestimmte Handlungen durch, um sich gegen ihre Befürchtungen abzusichern. Beispielsweise kontrollieren Betroffene wiederholt elektrische Gegenstände und Türen oder führen umfangreiche Wasch- und Reinigungsrituale aus. „Die Betroffenen selbst – und auch ihre Angehörigen – leiden oft unter starken Einschränkungen im Alltag und der Lebensqualität“, sagt Dr. Leonard Lennertz, Psychologischer Psychotherapeut an der Klinik für Psychiatrie und Psychotherapie des Universitätsklinikums Bonn.

Warum Gedanken und Handlungen schwer lenkbar sind?

Doch bisher ist wenig über die Ursachen einer Zwangsstörung bekannt. Frühere Studien zeigen eine mögliche Rolle erblicher Einflüsse. Eine wesentliche Erklärung für die Zwangshandlungen sind Auffälligkeiten im Gehirn, welche Aufmerksamkeit, Reaktionsgeschwindigkeit oder das Entscheidungsverhalten verändern können. Ausgehend von dieser Annahme soll die Studie nun klären, ob zwangserkrankte Personen und Angehörige ersten Grades wie Eltern und Geschwister ähnliche Besonderheiten bei der Bearbeitung bestimmter, vom Gehirn gesteuerter Aufgaben zeigen. Zudem soll die Studie prüfen, ob diese Besonderheiten eine genetische Grundlage haben. „Wir erhoffen uns, die Ursachen von Zwangsstörungen besser zu verstehen und letztlich bessere Behandlungsmöglichkeiten dafür entwickeln zu können“, sagt Katharina Bey, Psychologin an der Bonner Universitätsklinik für Psychiatrie und Psychotherapie.

Studie ist eingebettet in Spezialambulanz

Seit einem Jahr gibt es die Spezialambulanz für Zwangsstörungen am Bonner Universitätsklinikum, in der ein Team aus Ärzten und Psychologen ein vielschichtiges Behandlungskonzept anbietet. „Unser Ziel ist es, den Betroffenen wieder mehr Kontrolle und Freiraum in ihrem Leben zu geben“, sagt Lennertz. „Insbesondere der Austausch mit anderen Betroffenen wird oft als sehr entlastend erlebt.“ So freut er sich darüber, dass bereits über 100 Patienten das Angebot nutzten. Auch die Angehörigen schätzen die seltene Möglichkeit, sich in Veranstaltungen rund um die Entstehung von Zwängen und den Umgang mit Betroffenen informieren zu können.

Zu der Teilnahme an der Studie sind Personen mit einer Zwangsstörung, Eltern und Geschwister von Betroffenen sowie gesunde Personen ohne zwangserkrankte Verwandte eigeladen. Nach einem ausführlichen Gespräch sowie einer Blut- und Speichelprobe lösen die Studienteilnehmer Aufgaben am Computer. Dabei werden die Augenbewegungen aufgezeichnet. Abschluss bilden Fragebögen auf einem Tablet-Computer. Alle Teilnehmer erhalten eine Aufwandsentschädigung.

Interessenten können sich in der Spezialambulanz für Zwangsstörungen unter den Telefonnummern 0228/287-15729 und -16859 oder per Mail leonard.lennertz@ukb.uni-bonn.de bzw. katharina.bey@ukb-uni-bonn.de melden.

Kontakt für die Medien:

Dr. phil. Dipl.-Psych. Leonard Lennertz
Psychologischer Psychotherapeut
Klinik für Psychiatrie und Psychotherapie
Universitätsklinikum Bonn
Telefon: 0228/287-15729
E-Mail: leonard.lennertz@ukb.uni-bonn.de

M. Sc. Psychologin Katharina Bey
Wissenschaftliche Mitarbeiterin
Klinik für Psychiatrie und Psychotherapie
Universitätsklinikum Bonn
Telefon: 0228/287-16859
E-Mail: katharina.bey@ukb-uni-bonn.de

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