11. April 2016

Auf der Hofgartenwiese jagen Spieler den „Schnatz“ Auf der Hofgartenwiese jagen Spieler den „Schnatz“

Quidditch-Team der Universität Bonn reist zur Europameisterschaft in Italien

Die Universität Bonn hat seit vergangenem Jahr eine eigene Quidditch-Mannschaft – die „Rheinos Bonn“. Quidditch? Das ist die Sportart, mit der sich Harry Potter, Hermine und Co. ihre Zeit auf dem Zauberinternat Hogwarts vertrieben haben. In den besten Momenten des Spiels sieht es wirklich so aus, als könnten die Spieler fliegen. Bei den Trainingseinheiten der „Rheinos Bonn“ auf der Bonner Hofgartenwiese brauchen die Spieler ebenfalls Besen, wenn sie auch meistens aus Plastik und nicht mit Reisig gebunden sind und nicht zu weiteren Flügen taugen. Im Januar 2016 haben die Bonner Sportler die deutsche Meisterschaft gewonnen. Am kommenden Wochenende treten sie beim „European Quidditch Cup“ in Italien an.

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uni_vl_Quidditch_040416_16.jpg - Quidditch-Training im Hofgarten. © Foto: Volker Lannert/Uni Bonn
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Den Mannschaftssport „Quidditch“ gibt es nicht nur in den Büchern der Autorin Joanne K. Rowling und den Bestsellerverfilmungen. Seit mehr als zehn Jahren erfreut er sich vornehmlich in Nord-Amerika, aber mit weltweiter Verbreitung großer Beliebtheit. Die Bonner Truppe hat sich erst im Sommer vergangenen Jahres gebildet und als studentische Kulturgruppe beim AStA der Universität Bonn registrieren lassen. Schon im Januar 2016 – so schnell kann es manchmal gehen – haben die Sportler die deutsche Meisterschaft gewonnen. Sechs Mannschaften nahmen in Darmstadt an dem Turnier teil. Am Wochenende 16./17. April steht nun der „European Quidditch Cup“ mit Mannschaften aus ganz Europa in Gallipoli im äußersten Süden Italiens an, für den sich die Rheinos als Deutscher Quidditchmeister 2016 qualifiziert haben. Und bei der kommenden Weltmeisterschaft in Frankfurt im Juli wird eine Delegation von vier Spielern der Rheinos Bonn in der deutschen Nationalmannschaft vertreten sein.

„Das Spiel ist unglaublich komplex“

Wenn die Mannschaft um die Gründungsmitglieder Momo Matern, Leander Troll und Christian Zimpelmann, die Quidditch teilweise in Kanada und den USA kennen und lieben gelernt haben, loslegt, folgen die neugierigen Blicke der Menschen um sie herum ganz automatisch. Das liegt alleine schon an der interessanten Aufstellung des Spielfelds. „Das Spiel ist unglaublich komplex, aber man begreift es dennoch sehr schnell“, sagt Politologie-Studentin Momo Matern. Christian Zimpelmann, Promotionsstudent an der Universität Bonn im Fach Volkswirtschaft, beschreibt den Vollkontaktsport als „eine Mischung aus Handball, Rugby und Völkerball“.

Jede Mannschaft hat drei Tore zu verteidigen, vielmehr sind es Reifen, die auf eine Rohrkonstruktion „Marke Eigenbau“ gesteckt sind. Um Punkte zu bekommen, muss ein Ball durch den Reifen geworfen werden. Es sind allerdings drei weitere Bälle im Spiel, mit denen die Treiber die Gegner abwerfen können. Gelingt ihnen das, müssen diese Spieler zu ihrem eigenen Tor laufen und sind solange aus dem Spiel. Nur in diesem kurzen Augenblick dürfen sie den Besen, eine Kunststoffstange, zwischen den Beinen hervorholen. Dieser Aspekt erschwert das Spiel erheblich, da meist nur eine Hand zum Fangen, Werfen oder für Tacklings zur Verfügung steht.

Schiedsrichter trägt den „Schnatz“ in einem Socken am Rücken

„Und wo ist der Schnatz?“, fragen viele der neugierigen Zuschauer, die sich im Harry-Potter-Milieu auskennen. Das ist jener goldene, flinke selbststeuernde Ball, der die Quidditch-Partie jäh beendet, sofern der Sucher ihn schnappen kann. Ein Schiedsrichter trägt ihn in einem Socken am Rücken befestigt und läuft damit über das Feld, immer auf der Flucht vor den schnellen Suchern. In der irdischen Version des Spiels hat die „International Quidditch Association“, der weltweit hunderte Teams angehören, den Bewegungsradius eingeschränkt. „In den ersten Regelwerken konnte der Schnatz beispielsweise noch in den Bus steigen und wegfahren“, erklärt Leander Troll, der an der Universität Bonn im Fach Psychologie promoviert. Das habe sich auf Dauer nicht als praktikabel erwiesen. Ist der Schnatz gefangen, bekommt die entsprechende Mannschaft Punkte gutgeschrieben und das Spiel ist sofort beendet.

Die Vielschichtigkeit des Sports findet der frühere Fußballer reizvoll beim Quidditch: die unterschiedlich hohen Tore, das Abwerfelement und der erlaubte Körperkontakt, der an den Rugbysport erinnert. Momo Matern, die die erste deutsche Quidditch-Mannschaft „Taunus Thestrals“ mit aus der Taufe hob, sagt: „Es ist eine der wenigen Sportarten, in denen Männer und Frauen gleichberechtigt auf dem Feld stehen.“ Praktisch jeder könne eine geeignete Position finden. Und sie alle loben die Verbundenheit zwischen allen Spielern. Kontakte zu ausländischen Mannschaften sind schnell geknüpft. „Es sind nicht diese Rivalitäten da, die man aus anderen Sportarten kennt“, findet Sebastian Elster. Der Veranstaltungsmanager steht nach seinem Studium längst im Beruf und spielt trotzdem weiter. Der jüngste Mitspieler im Bonner Team ist gerade 14 Jahre jung. Der Studierendenausweis ist also keine Pflicht. Trainiert wird im Sommer montags um 18 Uhr auf der Hofgartenwiese. Unter „Rheinos – Quidditch in Bonn“ ist die Mannschaft auch im sozialen Netzwerk Facebook und im Internet zu finden, wo aktuelle Trainingszeiten und Informationen für Interessierte zu finden sind.

Kontakt für die Medien:
Leo Müller
E-Mail: rheinos.bonn.quidditch@gmail.com


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uni_vl_Quidditch_040416_06.jpg - Quidditch-Training im Hofgarten. © Foto: Volker Lannert/Uni Bonn
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uni_vl_Quidditch_040416_01.jpg - Die "Rheinos": Das Quidditch-Team der Uni Bonn ist bereits deutscher Meister. © Foto: Volker Lannert/Uni Bonn
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uni_vl_Quidditch_040416_03.jpg - Sieht gelegentlich lustig aus, ist aber ein ernsthafter Sport. Quidditch. © Foto: Volker Lannert/Uni Bonn
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uni_vl_Quidditch_040416_15.jpg - Ein Hauch von Hogwarts: Quidditch im Hofgarten. © Foto: Volker Lannert/Uni Bonn
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